Herne. . In Wanne-Eickel soll für 72 Millionen Euro eine neue Schleuse gebaut werden. Für Fußgänger, Radfahrer und Vereine gibt es Einschränkungen.

Einem seit vielen Jahren bestehenden Engpass auf dem Rhein-Herne-Kanal soll ein Ende bereitet werden: Das Wasserstraßen-Neubauamt (Datteln) will die Nordschleuse in Wanne-Eickel erneuern. Allerdings werden bis zur Fertigstellung noch Jahre vergehen. Zum einen müssen die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, zum anderen stehen aufwändige Arbeiten bevor. Und: Die vorhandene Anlage muss erst abgerissen werden. Gesamtkosten: rund 72 Millionen Euro.

Zum Hintergrund: Die Nordschleuse ist marode. Das haben Untersuchungen schon vor 15 Jahren ergeben. Zudem ist das Bauwerk mit einer Breite von zehn Metern schon lange nicht mehr für alle Schiffsgrößen geeignet. Eine Sanierung komme nicht in Betracht. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich hat aufgrund der schweren Mängel den Betrieb längst eingestellt.

„Standardlösung“ statt teure Anlage

Grundsätzlich bringt der Verzicht auf die Schleuse aber im Schiffsverkehr erhebliche Probleme mit sich: Sie soll als Ersatz dienen, wenn die zweite, benachbarte Südschleuse in Wanne-Eickel wegen Störungen ausfällt oder gewartet werden muss. Solche Überprüfungen finden regelmäßig statt und dauern bis zu vier Wochen. In dieser Zeit ist der Rhein-Herne-Kanal nicht durchgängig passierbar und Schiffe müssen auf den Wesel-Datteln-Kanal ausweichen. Das führt zu Umwegen und meist auch höheren Kosten oder Aufwendungen.

Planungen für einen Neubau wurden schon vor einiger Zeit begonnen. Ursprüngliche Konzepte sahen eine zwar leistungsstarke, aber sehr teure Anlage vor. Davon haben die Behörden wieder Abstand genommen. Sie haben sich für eine „Standardlösung“, wie es in den Unterlagen heißt, entschieden, die mit einer Breite der Schleusenkammer von 12,50 Meter ermöglicht, dass sie möglichst viele Schiffstypen in Anspruch nehmen kann.

Vereine, Radfahrer und Fußgänger müssen mit Einschränkungen rechnen

Während der Umsetzung des Bauprojektes sorgten zusätzlich eingelassene Spundwände für eine trockene Baugrube, so dass die erforderlichen Arbeiten erledigt werden könnten, erläuterten Kerstin Blanke und Bernhard Fridrich vom Wasserstraßen-Neubauamt nun bei einer Informationsveranstaltung für die Öffentlichkeit im Restaurant Bootshaus.

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Um eine Einschränkung komme man aber nicht umhin, ergänzten die beiden Arbeitsgruppenleiter. Der Betriebsweg auf der Nordseite des Rhein-Herne-Kanals von der Hertener Straße bis zur Nordschleuse werde für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. Allerdings sei eine Ersatzlösung vorgesehen. Mit dem Provisorium bleibe das Restaurant Bootshaus sowie die Zufahrt zum Ruderverein Emscher erreichbar.

Wenn alles nach Plan verläuft, sollen die Bauarbeiten 2023 beginnen und 2027 abgeschlossen sein. Die Dattelner Behörde will Ende des Jahres das Planfeststellungsverfahren einleiten.

Ruderverein betrachtet Umbau mit Sorge

Mit der Verkehrsanbindung und dem Lkw-Transporten während der Bauphase „können wir natürlich nicht 100-prozentig zufrieden sein“, sagt Jochen Siering, Vorsitzender des Rudervereins Emscher mit rund 100 aktiven Sportlern.

Die Anbindung des Vereinsheims und des an einen privaten Betreiber verpachteten Restaurants erfolge über jene Trasse, über die auch die Lkw rollen werden. Es bestehe Sorge, dass die Fahrzeuge das Gelände, das an die Strecke grenzt, zu Wendemanövern nutzen würden. Darüber hinaus werde voraussichtlich die Trasse, die an der Hertener Straße beginnt, reichlich verschmutzt. Der Verein halte es für erforderlich, eine Reifenwaschanlage für den Schwerlastverkehr zu installieren, damit die dort fahrenden Pkw nicht zu sehr verdreckt werden.

Verschmutzungen sollen gering gehalten werden

Von Seiten des Wasserstraßen-Neubauamtes hieß es, dass man die Schmutzbelastung so gering wie möglich halten wolle. Der Abtransport von Böden und Erdreich erfolge ohnehin nicht per Lkw, sondern per Schiff. Nach Ansicht des Rudervereins sind zudem auf der Verbindung von der Hertener Straße bis zur Schleuse mindestens zwei Ausweichbuchten notwendig, um Verkehrsbehinderungen zu vermeiden, betont der Vorsitzende.

Eine Reihe von Mitgliedern aus Recklinghausen oder Herten komme per Rad und werde Umwege in Kauf nehmen müssen. Die einzige Zufahrt, die dann bleibe, führe vom Cranger Festgelände und dem Weg an der Südschleuse über die geplante provisorische Querung des Kanals (z.B. Brücke oder Damm) zum Vereinsheim. Die Trasse von der Hertener Straße aus dürfen Bürger in der Bauzeit nicht nutzen. Das Teilstück wird für sie wegen des verstärkten Lkw-Verkehrs aus Sicherheitsgründen gesperrt.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Der Kanal

Der Rhein-Herne- und Wesel-Datteln-Kanal sind die West-Ost-Achsen des westdeutschen Kanalnetzes. Sie erschließen das Ruhrgebiet vom Rhein und sind wichtige Verbindungsglieder zwischen Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam sowie den deutschen Häfen an der Nordsee und dem Ballungsraum Berlin.

  • Um den Höhenunterschied zwischen dem Rhein auf der einen und dem Dortmund-Ems-Kanal auf der anderen Seite auszugleichen, bestehen auf der 45 Kilometer langen Strecke fünf Kanalstufen mit entsprechenden Schleusen.