Herne. . Die Schleusen am Rhein-Herne-Kanal sind in ein paar Jahren zentral von Herne aus zu steuern. Die Technik wird für vier Millionen Euro erneuert.
Schwindel erregend ist es in einer Schleuse, egal ob man von oben in den riesigen Trog schaut oder ob man von unten an den zwölf Meter hohen Betonwänden entlang blickt wie an den Mauern eines überdimensionierten Gefängnishofes. Die Schleuse Herne-Ost wird derzeit nach knapp 30 Jahren Laufzeit auf den neuesten Stand gebracht. Rund vier Millionen Euro werden hier in moderne Technik investiert.
Gesteuert werden die fünf Schleusen des Rhein-Herne-Kanals und die sechs Anlagen des Wesel-Datteln-Kanals bald nur noch von zwei Steuerständen in Dorsten und Herne-Ost aus. Mit der Automatisierung und Zentralisierung der Steuerung werden gleichzeitig technische Bauteile erneuert, die im Laufe der Jahre dem Verschleiß zum Opfer fielen: Schleusentore werden neu lackiert und gelagert, Laufrollen und Schienen für die Schwimmpoller erneuert, die Antriebsmechanik wird von hydraulisch auf elektrisch umgestellt.
An der Schleuse Herne-Ost hebt ein gigantischer 700-Tonnen-Kran einen Torflügel in den Trog zurück. „Das Tor ist auf Risse geprüft und neu beschichtet worden, die Lager werden zurzeit noch erneuert“, erläutert Marcel Mülle, Leiter der Fachstelle Maschinenwesen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in Datteln, bei einem Rundgang. „Die Leute arbeiten bei Wind und Wetter“, sagt der Ingenieur, problematisch werde es erst bei Minustemperaturen und Eisbildung.
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Zurzeit wird die Südkammer renoviert, sobald sie fertiggestellt ist, voraussichtlich im April, ist die Nordkammer an der Reihe, später folgt die Schleuse in Henrichenburg, 2020 die in Wanne-Eickel.
Die Automatisierung der Schleusen stieß anfänglich bei den Schleusenwärtern auf Skepsis, sie fürchteten um ihre Arbeitsplätze. Inzwischen steht aber fest, „dass es keine spürbare Reduzierung des Personals geben wird“, wie Klaus Fähnrich vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg-Meiderich auf Anfrage erläutert. „Der Schichtleiter darf nicht mehr als zwei Schleusenkammern gleichzeitig bedienen“, so Fähnrich. Es ergäben sich lediglich Synergieeffekte während der Nachtzeit, weil das gesamte Personal zukünftig in einem Pool arbeite.
Ein übervoll beladenes Schiff wartet auf Einlass in die Nordschleuse, zwei weitere kommen an. Dass die Anlage nur zur Hälfte in Betrieb ist, fällt kaum auf. Staus wie an einer Autobahnbaustelle kommen bei der Binnenschifffahrt selten vor. Von derartig entspannten Verkehrsverhältnissen wie auf dem Kanal können Autofahrer nur träumen.