Das EvK Herne setzt bundesweit zum ersten Mal eine Schmerztherapie ein, bei der Patienten selbst die Tabletteneinnahme steuern können.
Die Schmerztherapie bei Patienten ist ein Medizinfeld, das in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus gerückt ist. Das evangelische Krankenhaus Herne setzt nun zum ersten Mal deutschlandweit ein neues Verfahren für eine autonome Schmerzregulierung ein.
Das Einsetzen einer Knie-Prothese gehört zu den schmerzhaftesten orthopädischen Eingriffen und erfordert deshalb eine besonders differenzierte Schmerztherapie. „Das betrifft die ersten 24 bis 48 Stunden nach der Operation“, sagt Prof. Dr. Ulrich Eickhoff, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie und Leiter des zertifizierten Endoprothetikzentrums am EvK. Dass der Patient keine Schmerzen habe, sei nicht nur eine Frage des Wohlbefindens, sondern habe entscheidenden Einfluss darauf, wie schnell er mit dem Bewegungstraining beginnen könne. „Je früher der Patient mobilisiert werden kann, desto erfolgreicher verläuft der Genesungsprozess“, stellt der Chefarzt fest.
Deshalb spiele die Schmerztherapie eine entscheidende Rolle. Das neu entwickelte System ziele auf eine perfekte Dosierung der Schmerztabletten ab, aber auch darauf, das subjektive Sicherheitsempfinden des Patienten zu stärken. Das Besondere: Der Patient kann selbst entscheiden, wann er eine Tablette braucht.
Vor einer Überdosierung brauche niemand Angst zu haben, denn das System habe drei Sicherheitsstufen. Die Dosierungsvorgabe erfolge durch den Mediziner. Eine Pflegekraft befüllt das Gerät mit dem Medikament und startet das System. Der Patient kann das Medikament erst dann abrufen, wenn er sich vorher mit einem speziellen Armband authentifiziert hat. „Außerdem haben wir in dem Gerät eine Sicherung eingebaut, die vorsieht, dass ein Patient nur in gewissen Zeitabständen eine Tablette anfordern kann“, erläutert Stefan Conrad von der Medizintechnikfirma DosentRX, die das Verfahren entwickelt hat.
Schneller Genesungsfortschritt
Angela Peter gehört zu den ersten Patientinnen, die das Verfahren nutzen konnten. Bereits zwei Tage nach ihrer Knie-OP habe sie ihre ersten physiotherapeutischen Übungen erfolgreich absolvieren können.
„Das neue Gerät bedeutet in mehrfacher Hinsicht einen deutlichen Vorteil“, stellt Prof. Dr. Eckhard Müller fest, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin. Patienten, die schnell aufstehen und auf die Beine kommen möchten, seien nicht mehr durch einen Venenzugang, wie ihn die bislang eingesetzten Schmerzpumpen erfordern, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die mündliche Einnahme werde als angenehm empfunden.
Gerät erfüllt Vorgaben des Betäubungsmittelgesetzes
Das neue Gerät ist deutschlandweit das erste, das den Vorgaben des Betäubungsmittelgesetzes entspricht.
Das Gerät misst eine Stunde vor und nach der Tabletteneinnahme die Schmerzwerte des Patienten, so dass man jederzeit nachvollziehen kann, ob die Therapie effektiv war.
Darüber hinaus können alle Angaben des Gerätes elektronisch ausgelesen und in die Patientenakte überführt werden.