Herne. . Seit Juli arbeitet die Herner Notfallpraxis mit einem neuen System. Seitdem steigen die Fallzahlen - und die Notaufnahme des EvK wird entlastet.

  • Mediziner in der Notfallpraxis teilen Patienten in drei Kategorien für eine weitere Behandlung ein
  • Die Verantwortlichen sehen das neue System bereits nach wenigen Monaten als „Erfolgsmodell“
  • Durch die Entlastung der Notaufnahme wird auch die Qualität im Krankenhaus gesteigert.

Die neue Struktur, mit der die Notfallpraxis seit 1. Juli arbeitet, ist nach Meinung der Verantwortlichen bereits nach knapp fünf Monaten ein Erfolgsmodell. Die Zahl der Behandlungen in der Notfallpraxis ist gestiegen. Die Notaufnahme des unmittelbar benachbarten Evangelischen Krankenhauses ist entlastet worden.

Die neue Systematik sieht vor, dass Patienten, die außerhalb der normalen Sprechzeiten gesundheitliche Probleme haben, zunächst die Notfallpraxis ansteuern. Dort entscheiden die erfahrenen Allgemeinmediziner über das weitere Verfahren und teilen die Patienten in drei Farbkategorien ein. Grün heißt: Eine rein ambulante Behandlung reicht aus; Gelb bedeutet zusätzliche Untersuchungen im Krankenhaus; Rot steht für dringende Versorgung in einer Klinik. Hintergrund dieser Einteilung: In der Vergangenheit waren die Notaufnahmen an den Rand ihrer Belastungsfähigkeit geraten, weil immer mehr Menschen mit leichten Blessuren kamen.

Ein provisorisches Hinweisschild machte kurz nach der Umstellung auf die neue Struktur der Notfallpraxis aufmerksam.
Ein provisorisches Hinweisschild machte kurz nach der Umstellung auf die neue Struktur der Notfallpraxis aufmerksam. © Rainer Raffalski

400 Patienten pro Woche

Nach einem etwas „holprigen Start“ komme das neue Modell, das in der Region eine Vorreiterrolle spiele, langsam in der Herner Bevölkerung an, so Eckhard Kampe, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Pro Woche würden nun 400 Patienten außerhalb der normalen Sprechzeiten behandelt, das entspreche einer Steigerung um zwölf Prozent. Allerdings sei noch „Luft nach oben“. EvK-Verwaltungsleiter Danh Vu ergänzt, dass die Zahlen in den anderen Notaufnahmen der Herner Krankenhäuser nicht gestiegen seien, die Menschen also immer gezielter die Notfallpraxis am EvK ansteuerten. „Sie finden nun den Weg.“

Prof. Dr. Ulrich Eickhoff, Ärztlicher Direktor am EvK Herne, berichtet, dass der Austausch zwischen der Notfallpraxis und der Notaufnahme „wunderbar funktioniere“. Das neue System schaffe Zufriedenheit auf beiden Seiten. Die Ärzte in der Notaufnahme, die ja zu bestimmten Zeiten auch für Notfälle auf den Stationen zuständig sind, würden von jenen Patienten entlastet, die keine Notfälle seien. Eickhoff: „So profitiert auch die Versorgung im Krankenhaus.“ Auf der anderen Seite sinke die Wartezeit in der Notaufnahme, deshalb gehe auch die Zahl der Beschwerden zurück.

Mit der Notfallpraxis werde auch die zentrale Hotline 116117 entlastet, so Kampe. In der Vergangenheit hätten sich die meisten Anrufer lediglich erkundigt, welcher Arzt Notdienst hat. Dies falle nun weg. Und das Angebot wird im kommenden Jahr ausgebaut. Bislang seien die augenärztlichen und Hals-Nasen-Ohren-Notdienste dezentral organisiert gewesen. Ab Februar wird der HNO-Notdienst im Elisabeth-Hospital in Bochum angeboten, der augenärztliche ab 1. Juli im Knappschaftskrankenhaus Langendreer.

>> EINE VON 63 PRAXEN IN DER REGION

Die Notfallpraxis am Evangelischen Krankenhaus, Wiescher­straße 24 in Herne-Mitte, ist zu folgenden Zeiten geöffnet:

Sonntags: 8 bis 22 Uhr, montags: 18 bis 22 Uhr, dienstags:18 bis 22 Uhr, mittwochs: 13 bis 22 Uhr, d onnerstags: 18 bis 22 Uhr, freitags: 13 bis 22 Uhr, sowie samstags: 8 bis 22 Uhr.

Kontakt: 116 177, E-Mail kvinfo@kvwl.de.

Die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe wurde 2011 eröffnet und ist eine von 63 im Versorgungsgebiet der KVWL.