Herne. . Umweltexpertin Silke Gerstler spricht sich für ein Verbot von Einweggeschirr aus Kunststoff aus. Herner Imbiss-Betreiber reagieren verhalten.
Die Pläne der EU-Kommission, Einweggeschirr aus Plastik zu verbieten, stoßen bei Silke Gerstler, Umweltberaterin der Verbraucherberatung, auf große Zustimmung. Eher verhalten reagieren indes die Betreiber von Imbiss-Stuben.
Angesichts der enormen Schäden, die der Kunststoffmüll weltweit anrichte, ist es nach Ansicht von Gerstler „nur begrüßenswert“, wenn die Mengen verringert werden sollen. Die Industrie habe schon eine Reihe von Alternativprodukten entwickelt, auf die der Handel durchaus zurückgreifen könne.
Weitgehende Verbote wären laut Expertin sinnvoll
Die Expertin gibt aber einschränkend zu bedenken, dass derzeit noch nicht geklärt sei, ob das gesamte Einmalgeschirr aus Plastik von einem Verbot betroffen wäre oder zunächst einmal nur einzelne Artikel wie Strohhälme, Coffee-to-go-Becher samt Löffeln sowie die Einweg-Kaffeekapseln. Denn schon allein diese Produkte führten zu einer enormen Belastung, so Gerstler.
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Aus ökologischer Sicht wären aber weitergehende Verbote sinnvoll. Auf diese Weise könne man möglicherweise auch örtliche Probleme besser in den Griff bekommen. Als Beispiel nannte Gerstler den Müll im Gysenberg, der nach Grillfeiern dort liegen bleibt – und immer wieder zu Ärger führt. Ohnehin gingen bei Entsorgung Herne wiederholt Beschwerden über liegen gelassenen Plastik-Unrat ein.
Akzente durch Herner Aktionsbündnis gesetzt
Mit dem Aktionsbündnis gegen Mikroplastik, dem der Fachbereich Umwelt und Stadplanung, die Verbraucherzentrale, Entsorgung Herne und das „Project Blue Sea“ angehören, habe Herne bereits Akzente gesetzt. Beispielsweise haben sich auf die Initiative des Bündnisses, rund 40 Geschäfte verpflichtet, auf Plastiktaschen zu verzichten.
Wie allerdings umweltfreundliche Ersatzlösungen beim Plastikgeschirr konkret aussehen sollen, fragen sich indes die Imbissbetreiber Christos Naskos und Paschalis Togas. Wenn Einwegplastikgeschirr unterbunden werde, müsse aber sichergestellt sein, dass die Industrie ausreichend Alternativprodukte zur Verfügung stellen könne.
Gerhard Herzog, Betreiber des Imbiss’ „Die Currywurst“ an der Heidstraße, weist auf zusätzliche Kosten hin. Bislang sei ökologisches Verpackungsmaterial deutlich teurer als das aus Kunststoff.
Diskussion um Papiertüten
Ein großes Fragezeichen setzt Herzog hinter die Variante der Papiertüten. „Für deren Produktion werden schließlich auch Bäume gefällt“. Die Leute sollten verstärkt auf wiederwertbare Verpackung setzen, sagt er. Um diese Idee zu fördern, erhalten bei ihm Kunden Rabatt, die Tragetaschen zum Transport der Speisen selbst mitbringen.
Thomas Lawrenz, Chef des gleichnamigen Partyservices, sieht einer Gesetzesänderung gelassen entgegen. Bei Feiern sei Plastikgeschirr kaum noch gefragt.