„Hart aber fair“: Die Schuld der Verbraucher am Meeres-Müll
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Berlin. Die Ozeane werden von einer Seuche heimgesucht: Plastik vermüllt die Meere. „Was tun?“, fragte Frank Plasberg bei „Hart aber fair“.
Plastik wirkt harmlos, ist aber eine der größten Belastungen für die Weltmeere. Das Material wird nur sehr langsam abgebaut und häuft sich so immer stärker in den Ozeanen an. Dort bedrohen riesige Müllstrudel Pflanzen und Tiere – und Umweltschützer rätseln, wie man die PET-Flaschen und Verpackungen jemals wieder aus dem Wasser kriegen soll.
Das Thema beschäftigte am Montagabend im Nachgang zur Doku „Der blaue Planet“ auch Frank Plasberg: „Ertrinken die Meere bald in unserem Müll?“, fragte er seine Gäste bei „Hart aber fair“.
• Das Problem
Die erste halbe Stunde verbrachte die Runde damit, das Problem zu beschreiben. Es ist immens: Weltweit schwimmen etwa 150 Millionen Tonnen Kunststoff in den Ozeanen. „Der meiste
vorher wird er häufig von uns aus dorthin transportiert“, erklärte dazu der Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens.
Heike Vesper vom WWF wies daraufhin, dass das Problem nicht von alleine verschwinden wird. „Bis eine Plastiktüte zersetzt ist, vergehen Jahrhunderte.“ Auch würden durch den Plastikmüll jährlich Millionen von Tieren in den Ozeanen sterben. Betroffen seien alle Meere. „An der Nordsee findet man auf 100 Meter Strand etwa 700 Plastikteile“, sagte Vesper.
• Lösung I: Der Verbraucher
Doch was kann dagegen getan werden? Der Plastiklobbyist Rüdiger Baunemann vertrat die fragwürdige These, dass nur der Verbraucher etwas ändern könne. Wenn dieser sich etwa gegen aufwändig verpackte Produkte wie 80 Gramm Schinken in 30 Gramm Plastik entscheide, werde die Industrie von sich aus etwas verändern, stellte Baunemann in Aussicht. Außerdem arbeite man bereits an Biokunststoffen, die sich besser recyclen lassen würden.
Seine These unterstützte Baunemann mit dem Verweis auf Plastiktüten und Coffee-to-Go-Becher. Auf beides würden immer mehr Menschen bewusst verzichten. „Wir unterschätzen den Verbraucher, die Leute sind doch nicht doof!“, befand der Plastiklobbyist.
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• Lösung II: Steuern und Verbote
Mit seinen Ausführungen argumentierte Baunemann gegen Robert Habeck, der vor allem
„Dann werden sich die Hersteller was anderes überlegen“, prognostizierte der Chef der Grünen.
Darüber hinaus forderte Habeck, dass Verbraucher besser informiert werden müssten. So müsse etwa klar gemacht werden, wie viel von einer Verpackung tatsächlich recycelt werden kann. Und schließlich müsse es auch Verbote geben, etwa von Mikroplastik. „Das reicht vielleicht nicht, aber es ist ein Anfang.“
• Kann man ohne Plastikverpackungen leben?
Von einem Leben mit möglichst wenig Plastikverpackungen berichtete Kerstin Mommsen. Auf die Idee brachte sie ihr achtjähriger Sohn. Seitdem kauft die Familie Obst und Gemüse nur noch lose; Fleisch und Wurstwaren werden direkt beim Metzger in eine Tupperdose verfrachtet.
„Das ist meine Macht als Verbraucher zu zeigen, dass ich keine Lust mehr auf das ganze Plastik habe“, sagte Mommsen. Und formulierte die Hoffnungen, dass es ihr möglichst viele Menschen gleichtun. Denn: „Jede Kaufentscheidung zählt.“
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• Das Fazit
Das Thema vermüllte Ozeane ist leider nicht neu – wichtig ist es aber allemal. Das machte auch diese Ausgabe von „Hart aber fair“ deutlich, bei der man überraschend viel mitnehmen konnte. Etwa die Erkenntnis, dass jeder Einzelne etwas verändern kann – und dass es trotzdem einer aktiven Steuerung durch die Politik bedarf.
In diesem Zusammenhang zeigte sich schließlich auch, wie wichtig die als Verbotspartei verschrienen Grünen sein können. Denn manchmal braucht es genau das: Verbote. Das Image von den Miesepetern nahm Robert Habeck locker: „Es geht nicht darum dem Kunden das Wurstkaufen auszutreiben. Wobei das auch ein spannendes Thema ist, aber nicht für heute Abend.“
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