Herne. Die WAZ lud zur Spielerunde in die Redaktion. Bei „Dreck weg – Frühjahrsputz in Herne“ müssen die Teilnehmer Abfall sammeln und zu Geld machen. Eine Teilnehmerin hatte schon vorher geübt. Die beste Taktik hatte aber ein anderer Mitspieler.
Schon wieder Restmüll! Der bringt kein Geld. Silke Gerstler ärgert sich. Seit mehreren Zügen hat sie keine Pfandflasche mehr ergattert... Eines vorweg: Einen Gewinner hat es beim Umweltspiel „Dreck weg“ nicht gegeben. Aber was soll man auch anderes erwarten, wenn man Umwelt- und Müll-Experten zum Spiele-Testen in die WAZ-Redaktion einlädt? Silke Gerstler, Abfallberaterin bei Entsorgung Herne, hat sogar extra geübt. Stadtwerke-Sprecherin Angelika Kurzawa und HCR-Chef Wolfgang Neige spielen „Dreck weg“ dagegen zum ersten Mal. Das muss aber kein Nachteil sein, wie sich zeigen wird.
Als erstes müssen alle gemeinsam einen Herner Stadtplan aus 52 Karten nach Belieben neu legen. So steht die Akademie bald neben der Siedlung Teutoburgia. Wolfgang Neige baut sich seine eigene Ecke – ob das Taktik ist? Mit der eigenen Spielfigur gilt es jetzt, durch das neu erschaffene Herne zu wandern – und dabei Müll aufzusammeln. Gewinner ist derjenige, der mit Pfandflaschen das meiste Geld eingesammelt hat.
Silke Gerstler hat sich in einer Ecke des Spielplans verlaufen. „Egal! Dann räume ich das Feld halt jetzt von hinten auf“ , sagt sie. Ihre Mitspieler können da nur müde lächeln: Angelika Kurzawa hat längst die Cranger Kirmes aufgeräumt. „Da lag vielleicht viel Müll ‘rum“, kommentiert die Stadtwerke-Sprecherin. Und auf Neiges Konto liegt schon ein Stapel Papiergeld. Nächster Zug: Der Chef des Nahverkehrsunternehmens fährt erst mal mit dem Bus in einen anderen Stadtteil und macht die Bushaltestelle gleich mit sauber. Drei Pfandflaschen kommen zu Tage – die orange ist sogar 30 Cent wert. Hat sich also gelohnt.
Zu viele Schulterklopfkarten
Silke Gerstler hat wieder nur Restmüll gefunden. Dafür gibt’s kein Geld – nur eine Schulterklopfkarte, mit der man noch mal würfeln darf. Von diesen Karten hat sie mittlerweile einige. „Ich bin einfach keine gute Flaschensammlerin“, sagt sie ein wenig bedauernd.
In der Zwischenzeit hat Wolfgang Neige sein Geld still und heimlich auf die Bank gebracht. „Ich bin halt eher so der Bank-Typ“, erklärt er. Für jeden vollen Euro gibt es 50 Cent Zinsen.
Der letzte Müll liegt auf einem Spielplatz, und dann wird abgerechnet. Silke Gerstler hat Müll im Wert von 2,10 Euro gesammelt, Angelika Kurzawa kommt auf 3,80 Euro. Und Taktierer Wolfgang Neige? Auch er hat stolze 3,80 Euro auf seinem Sparbuch. Gleichstand – und das ausgerechnet zwischen den beiden Anfängern.
Spiele-Autor ist gebürtiger Herne
Im Spiel haben unsere drei Kandidaten bewiesen, dass sie keine Schwierigkeiten mit dem Umgang mit Pfandflaschen und Abfall haben. Doch auch im richtigen Leben ist die Umwelt ein wichtiges Thema für die Spieler.
Angelika Kurzawa arbeitet als Pressesprecherin für die Stadtwerke Herne und hat einen speziellen Blick auf Umweltproblematiken in der Stadt. Mit einem Müllproblem ist HCR-Chef Wolfgang Neige konfrontiert: In den Bussen und Bahnen, aber auch an den Haltestellen des Nahverkehrsunternehmens lassen Kunden immer wieder Abfall liegen. Um die Entsorgung des Mülls, aber auch um dessen Vermeidung kümmert sich Entsorgung Herne, vertreten durch Umweltexpertin Silke Gerstler.
Entsorgung Herne kauft 100 Spiele
Das „Dreck-Weg“-Spiel ist 2013 – unterstützt von vielen lokalen Partnern – im Verlag Harald Mücke erschienen. Spiele-Autor ist der gebürtige Herner Steffen Siebert. Ein müllfreies Stadtbild und die Wiederverwertung von Wertstoffen seien ihm schon immer ein persönliches Anliegen gewesen, sagt er. Grund genug, das Umweltspiel in seiner Heimatstadt spielen zu lassen. Neben der Herner Edition gibt es auch eine Version für Korschenbroich – hier wohnt Steffen Siebert heute – und für Mönchengladbach.
Umweltpartner wie HCR, Stadtwerke, Entsorgung Herne oder Lago haben die Entwicklung des Spiels unterstützt. So hat beispielsweise Entsorgung Herne zugesagt, 100 Spiele zu kaufen. „Wir fanden den Herner Bezug sehr schön“, sagt Entsorgung-Herne-Sprecherin Barbara Nickel.
Im „Dreck-Weg“-Spiel geht es darum, Herner Straßen von Flaschen und Abfällen zu reinigen. Diese müssen dann im Supermarkt und auf der Müllkippe abgegeben werden. Dafür gibt es Geld, das auch auf der Bank eingezahlt werden kann; der Zinssatz ist dabei schier unschlagbar. Der Spieler, der am Ende das meiste Geld besitzt, der hat gewonnen – und den Frühjahrsputz am besten gemeistert.