Herne. . Oberbürgermeister Frank Dudda hat beim Arbeitnehmerempfang am Donnerstagabend die Partnerschaft mit Luzhou verteidigt.

Wenn der Oberbürgermeister zum traditionellen Arbeitnehmerempfang lädt und es wenige Tage zuvor einen Tarifabschluss für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes gegeben hat, kann das Ergebnis selbstverständlich nicht außen vor bleiben. Allerdings war es Frank Dudda vor dem Hintergrund der teilweise heftigen Diskussion um die Partnerschaft mit der chinesischen Stadt Luzhou ein Bedürfnis, am Donnerstagabend in den Flottmann-Hallen noch einmal seinen Standpunkt darzustellen.

Haushalt mit zusätzlichen 400 000 Euro belastet

Er sei irritiert über die Debatte, ob Herne mit Luzhou eine Partnerschaft eingehen solle. Es sei doch selbstverständlich, dass niemandem in Herne die Staatsform in China gefalle. Doch beim Besuch in China habe er gemerkt, dass die Menschen dort das gleiche Bedürfnis nach guter Arbeit, einem guten Gesundheitssystem, nach Alterssicherung haben, dass sie vom sozialen Aufstieg träumen. „Wir können uns nicht mit unseren Wertvorstellungen die Welt schön reden. Die Welt wartet nicht auf uns.“ Ja, die Partnerschaft könne auch schief gehen, aber die eigentliche Gefahr bestehe darin, eine Entwicklung zu verschlafen.

Hernes DGB-Chef Eric Lobach forderte, bei neuen Arbeitsplätzen nicht nur auf die Quantität zu achten, sondern auch auf die Qualität.
Hernes DGB-Chef Eric Lobach forderte, bei neuen Arbeitsplätzen nicht nur auf die Quantität zu achten, sondern auch auf die Qualität. © Rainer Raffalski

Zurück zum Tarifabschluss: Den bezeichnete Dudda als „fair“. Auch wenn dieser den Kämmerer rund 400 000 Euro mehr koste als im Haushalt eingeplant: Der öffentliche Dienst müsse der Gesellschaft etwas wert sein, weil er wertvolle Arbeit leiste.

„Wir müssen ja Leute finden“, begründete Dudda. Ein Hinweis auf die Tatsache, dass es gerade Ingenieure eher in die freie Wirtschaft zieht als etwa in die städtische Bauordnung.

Lobach: Kein Jubel nach der Einigung

Eric Lobach, Hernes DGB-Vorsitzender, betrachtete das Ergebnis mit anderen Augen: „Das ist kein Ergebnis, dass in Herne groß bejubelt wird.“ Er sei von Kollegen von Entsorgung Herne gewarnt worden, dass es Ärger gebe, wenn er die Einigung zu sehr lobe.

Lobach begrüßte die Aufbruchstimmung in Herne. Allerdings müsse man genau hinschauen. Bei Firmenansiedlungen zähle nicht nur die Quantität der neuen Jobs, sondern auch die Qualität. Die Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt seien auch auf Zeit- und Leiharbeit zurückzuführen. Und die böten keine Perspektive.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Stand bei der WHE

Offenbar machen die Verhandlungen um eine Tarifbindung bei der WHE Fortschritte. Der OB deutete eine baldige Einigung an.

DGB-Chef Lobach wies aber auf Unstimmigkeiten hin, weil die WHE sich einem Logistikverband anschließen wolle - in dem ein schlechterer Tarif gilt.