Herne. . Verdi-Sekretär Norbert Arndt will erst einmal Tariftabellen sehen, bevor er sich zur Einigung äußert. Die Stadt hat dagegen schon mal gerechnet.

Verhalten reagiert der Herner Verdi-Sekretär Norbert Arndt auf die Berichte über eine Einigung in der Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst. „Uns liegen noch keine belastbaren Informationen vor, sagte er gestern im Gespräch mit der WAZ. „Das sind alles Spekulationen.“

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sollen, so Arndt, Nachbesserungen erzielt worden sein. Aber auch diese Nachricht sei mit Vorsicht zu genießen. Bei den in den Medien beschriebenen Entgeltsteigerungen handele es sich außerdem um Durchschnittswerte. Doch in den einzelnen Entgeltgruppen könnten sich diese sehr unterschiedlich auswirken. „Deshalb müssen wir die Tabellen erst einmal vorliegen haben, um ein Urteil abgeben zu können“, so der Gewerkschafter. „Das ist, wie Verdi-Chef Bsirske schon sagte, alles ziemlich komplex.“ Ein Wermutstropfen sei auf alle Fälle die lange Laufzeit des Tarifvertrags von 30 Monaten.

Verbesserungen für Auszubildende

Positiv bewertet Norbert Arndt die Ergebnisse, die für die Auszubildenden herausgeholt werden konnten. Gefordert hatte Verdi zwar mindestens 100 Euro mehr pro Monat, geben werde es wohl 50. „Aber unter dem Stich ist das gut für die jungen Leute.“ Ebenfalls angehoben werde die Zahl der Urlaubstage für Auszubildende und Praktikanten: von bisher 29 auf demnächst 30 Tage.

Mit einer Bewertung hält sich auch die Stadt Herne zurück. „Wir haben für 2018 mit Blick auf die anstehenden Tarifverhandlungen schon 2,2 Millionen Euro zusätzlich in den Haushalt eingestellt“, berichtet Stadtsprecher Christoph Hüsken. „Was jetzt verhandelt worden ist, beläuft sich für uns an Kosten auf insgesamt 2,6 Millionen Euro.“

Herausforderung für die Stadt Herne

Diese Summe errechne sich aus den Steigerungen bei den Personalkosten und der vereinbarten Einmalzahlung. „Wir müssen also noch“, so Hüsken, „400 000 Euro mehr als einkalkuliert aufbringen.“ Dies sei eine Herausforderung für eine finanzschwache Kommune wie Herne, „aber wir werden das bewerkstelligen“, ist er zuversichtlich. Da es stufenweise Entgeltsteigerungen über drei Jahre geben solle, sei aber auch die Entwicklung in den Folgejahren im Auge zu behalten. Die Planungen für das Haushaltsjahr 2019 liefen zwar noch und es sei bis jetzt mit Mehrbelastungen durch den Tarifabschluss in Höhe von 1,1 Millionen Euro gerechnet worden. Es seien nun aber insgesamt 2,5 Millionen Euro mehr – 1,4 Millionen Euro müsse die Stadt damit noch zusätzlich aufzubringen.

Auf der anderen Seite sei aber auch in Rechnung zu stellen, dass bei der Stadt Herne gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten und auch in Zukunft gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebraucht würden: „Sie sollen auch entsprechend bezahlt werden“, so Hüsken.

>> STUFENMODELL FÜR ÖFFENTLICHEN DIENST

Die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst waren auch in Herne von Warnstreiks begleitet. So schlossen städtische Kitas, Busse und Bahnen blieben in den Depots.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch verständigten sich Verdi und Arbeitgeber auf ein Stufenmodell: Rückwirkend zum 1. März 2018 soll es im Schnitt 3,19 Prozent mehr Geld geben. Zum 1. April 2019 sind es 3,09 Prozent mehr und zum 1. März 2020 weitere 1,06 Prozent. Bis zur Entgeltgruppe 6 gibt es zudem eine Einmalzahlung von 250 Euro.