Herne. . Im Jahr des Abschieds vom Steinkohlebergbau bereitet die RAG in Herne die Wasserhaltung der Zukunft vor. Die neue Leitwarte sammelt alle Daten.

Der Abschied vom Bergbau - er bringt in Herne eine besondere Konstellation hervor: Einerseits musste die Stadt bereits im vergangenen Jahr einen Abschied verkraften - mit dem Umzug der RAG-Unternehmenszentrale vom Shamrockring nach Essen. Andererseits steht das letzte Jahr der Steinkohleförderung in Deutschland für einen Aufbruch und für die Zukunft in Herne. Der Grund: Am Standort Pluto baut die RAG eine neue hochmoderne Leitwarte. Dort kontrolliert und steuert das Unternehmen ab dem nächsten Jahr die komplette Wasserhaltung unter Tage, aber auch die Wasseraufbereitung, die Grundwasserreinigung und die Polderanlagen. Es ist eine Aufgabe für die Ewigkeit.

Dirk Stuckmann
Dirk Stuckmann © Klaus Pollkläsener

Und es ist eine Aufgabe, die quasi schon seit Ewigkeiten vom Bergbau erfüllt werden muss. Gepumpt werden müsse, seit Tiefenbergbau betrieben werde, so Dirk Ostermann, Projektleiter für die neue Leitwarte. Also seit rund 150 Jahren. Denn 1000 Meter unter Tage gibt es Grubenwasser, die Kumpel bekämen beim Kohleabbau nasse Füße, würde es nicht abgepumpt. Dieses Grubenwasser war ursprünglich mal Regenwasser, was eingesickert ist, „das ist ein ganz natürlicher geologischer Vorgang“, so Stefan Roßbach, Bereichsleiter Gruben­wasser­haltung bei der RAG. Eine weitere Aufgabe des Pumpens ist es, den Grubenwasserspiegel auf einem Niveau zu halten, damit keinerlei Gefahr besteht, dass es sich mit Grundwasser mischt. Dies sei in der ganzen Historie auch noch nie vorgekommen, so Ostermann. Später soll der Grubenwasserspiegel auf etwa 600 Metern gehalten werden - ein dicker Sicherheitsabstand zum oberflächennahen Trinkwasser. „Wasser auf einem bestimmten Niveau zu halten, ist Tagesgeschäft für den Bergbau“, so Ostermann. Wobei dieses Alltagsgeschäft in all seinen Details ein hochkomplexe Verfahren ist. Und schon heute laufen die Daten dafür in einer Leitwarte auf Pluto zusammen.

700 Kumpel für Wasser unter Tage

Um die Bedeutung der neuen Leitwarte und ihrer Technik zu realisieren, muss man die heutige Technik erläutern: Die Grubenwasserhaltung geschieht, indem Gruben nur für diesen Zweck offen gehalten werden. Das heißt: Es fahren nach wie vor Kumpel ein, die unter Tage dafür sorgen, dass die Pumpen ohne Störungen ihren Dienst verrichten - damit sind immer noch rund 700 Bergleute beschäftigt. Das Problem: Man muss dort alles aufrecht erhalten, was man in einem Bergwerk mit Kohleförderung braucht. Die sogenannte Bewetterung, den Schachtausbau, auch eine Grubenwehr muss bereit stehen - ein Kostenfaktor. Gerade nach dem Ende der Kohleförderung macht es keinen Sinn, diese Technik weiterzuführen, zumal es nach den Vorgaben des Kohleausstiegs ab 2021 keine Bergleute mehr geben soll.

Sie verantworten das Projekt Leitwarte und die Grubenwasserhaltung: Dirk Ostermann (l.) und Stefan Roßbach.
Sie verantworten das Projekt Leitwarte und die Grubenwasserhaltung: Dirk Ostermann (l.) und Stefan Roßbach. © Klaus Pollkläsener

Die Zukunft sieht deshalb - skizzenhaft - so aus: Die Gruben werden nach dem Ende des Abbaus geflutet und so hergerichtet, dass sie Brunnen sind. In diese Brunnen werden Tauchmotorpumpen herabgelassen. Melden sie eine Fehlfunktion, können sie nach oben gezogen und gewartet werden.

In der neuen Leitwarte laufen alle Daten zusammen - nicht nur aus dem Ruhrgebiet, auch aus den Revieren in Ibbenbüren und dem Saarland. „Alles was gemessen und kontrolliert wird, läuft in der neuen Leitwarte auf“, so Roßbach, deshalb sei Pluto ein so wichtiger Standort. „Hier schlägt das digitale Herz der RAG.“

>> LEITWARTE ÖFFNET SICH BESUCHERN

Die neue Leitwarte soll sich auch Besuchern öffnen, um dort verschiedene Themen des Bergbaus zu veranschaulichen.

Die neue Leitwarte wird eine Gesamtfläche von 1450 Quadratmetern haben, davon werden rund 250 Quadratmeter auf die Besucherfläche entfallen.

Im August dieses Jahres soll die IT-Infrastruktur aufgebaut und eingerichtet sein, Ende des Jahres soll die jetzige Leitwarte in das neue Gebäude verlagert werden.