Herne/Bochum. . Mehr als zwei Jahre hatte eine Bande in Herten Führerscheine, Ausweise und Kontoauszüge gefälscht. Dafür gab’s jetzt Haftstrafen.
Knapp ein Jahr nach dem Ausheben einer Fälscherwerkstatt ist eine 42-jährige Frau aus Wanne am Montag in Bochum zu drei Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Ihr Partner (51) kassierte sogar noch ein Jahr Haft mehr.
Das Paar und ein ebenfalls verurteilter 36-jähriger Komplize (zwei Jahre und zehn Monate Haft) hatte mehr als zwei Jahre lang falsche Ausweise, Führerscheine, Melde- und Aufenthaltbescheinigungen hergestellt und verkauft.
Wannerin schlüpfte in die Rolle der Archivarin
Laut Urteil hatte sich die Fälscherbande vornehmlich darauf spezialisiert, als kreditunwürdig geltenden Leuten aus der Patsche zu helfen. Für 400 Euro gab es beispielsweise einen gefälschten niederländischen Pass. Ein griechischer Fake-Ausweis war für 300 Euro zu haben. Für aufpolierte Gehaltsbescheinigungen und verfälschte Kontoauszüge wurden 50 Euro fällig.
Laut Urteil war der Partner der Frau aus Wanne ein wahrer Fälschungsspezialist und in der Lage, am PC mit Hilfe eines Bildbearbeitungsprogrammes selbst die ausgefallensten Kundenwünsche zu erfüllen. Die 42-jährige Wannerin dagegen schlüpfte in die Rolle der Archivarin der geschaffenen Fake-Identitäten, richtete Postfächer ein, leerte Briefkästen. Der 36-jährige Angeklagte dagegen übernahm die Rolle eines Fotomodels.
Undercover-Ermittler enttarnte Bande
Mit zahlreichen Fotos des Komplizen schuf die Fälscherbande immer neue Alias-Identitäten. Mal posierte der 36-jährige als bärtiger Grieche, in nächsten Moment lächelte er unrasiert für einen italienischen Pass. Neben dem Verkauf von falschen Dokumenten versuchte die Bande laut Urteil aber auch, selbst zu profitieren, indem bei Banken versucht wurde, Kredite von bis zu 45 000 Euro zu erschleichen. Aufgeflogen sind die Aktivitäten der Fälscherbande durch ein Testgeschäft mit einem Spitzel der Polizei.
Nachdem der Undercover-Polizist sich einen österreichischen Pass bestellt und auch erhalten hatte, schnappte im März 2017 die Falle zu. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei stürmte kurz danach die im Süden von Herten gelegene Fälscherwerkstatt, die Wannerin und die zwei Männer wurden festgenommen. Richterin Regine Striepen sprach in der Urteilsbegründung von einem „eingespielten Fälscher-System“. Im Prozess hatten alle drei Angeklagten umfassende Geständnisse abgelegt. Die Urteile lauten auf bandenmäßige Urkundenfälschung und Betrug.