Mehr als 100 Herner haben in den vergangenen Jahrzehnten das Bundesverdienstkreuz erhalten. Fünf erzählen, wie sie mit der Auszeichnung umgehen.

Über 100 Herner haben in den vergangenen Jahren für ihre einzigartige Arbeit das Bundesverdienstkreuz bekommen. Doch was passiert mit den Auszeichnungen nach der Ehrung? Liegen Sie in der Schublade? Oder tragen die Geehrten sie? Und falls ja, bei welcher Gelegenheit? Die WAZ hat einige Bundesverdienstkreuzträger gefragt.

„Ich weiß noch genau, wie ich von meiner Auszeichnung erfahren habe“, sagt Volker Degener. „Das war einfach ein tolles Gefühl.“ Der Schriftsteller ist Träger des „Verdienstkreuzes am Bande“. Der Orden wird jedes Jahr vom Bundespräsidenten für „hervorragende Leistungen für das Gemeinwesen“ verliehen.

Bei Volker Degener ist die feierliche Verleihung im Rathaus schon über 20 Jahre her. Er wurde damals für sein Engagement in der Literatur- und Leseförderung ausgezeichnet. Getragen hat er das Verdienstkreuz aber bis jetzt noch nie: „Es gab irgendwie noch keine Gelegenheit. Sollte ich aber mal beim Bundespräsidenten eingeladen sein, kommt es in jedem Fall zum Einsatz“, sagt der Herner lachend. Bis dahin wartet die Ehrennadel in der Schublade auf ihren Einsatz. „Ich nehme sie aber öfter mal heraus und schaue sie mir einfach an. Das allein macht mich schon stolz.“

Ursel Müller bei der Verleihung 2013 im Rathaus.
Ursel Müller bei der Verleihung 2013 im Rathaus.

Ganz anders ist es bei Trägerin Ursel Müller. Ihr Verdienstkreuz, das sie für ihre ehrenamtliche Arbeit bei der DLRG bekommen hat, steckt seit der Verleihung 2013 an ihrer Clubjacke. „So trage ich es bei allen offiziellen Veranstaltungen bei mir, das gehört zu meiner Arbeit bei der DLRG einfach dazu“, sagt Müller. Die Auszeichnung kam für die Rentnerin völlig überraschend. Sie sei im ersten Moment regelrecht geschockt gewesen: „Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet, auch bei der Verleihung konnte ich es noch nicht glauben.“

Jürgen Cokelc (Mitte) mit seiner Frau Jutta und dem damaligen Oberbürgermeister Horst Schiereck bei der Ordensverleihung.
Jürgen Cokelc (Mitte) mit seiner Frau Jutta und dem damaligen Oberbürgermeister Horst Schiereck bei der Ordensverleihung.

Dieses Gefühl kennt auch Jürgen Cokelc. Bis der Brief mit der Einladung im seinem Briefkasten lag, habe er nichts von der anstehenden Verleihung gewusst. „Alle um mich herum haben still gehalten, keiner hat was verraten“, erzählt der Rentner. „Deshalb war die Überraschung wirklich groß.“ Das Kreuz hat einen Ehrenplatz in seinem Sekretär im Wohnzimmer. Daneben liegt das „mitgelieferte“ Regelheft, in dem steht, wann und wo genau das Verdienstkreuz getragen werden darf. „Es ist nur bei offiziellen Anlässen erlaubt“, sagt Cokelc. Das Kreuz selbst habe er noch nicht getragen. „ Es gibt dazu aber noch so eine schwarz/rot/goldene Anstecknadel, die trage ich oft an meinem Jackett“, sagt Cokelc.

Genaue Erinnerungen an die Ehrung

Die Verleihung der Ehrennadel scheint für alle Träger ein sehr bedeutender Tag ihres Lebens zu sein. Egal, ob dieser Tag fünf, zehn oder 20 Jahre her ist: „Ich erinnere mich ganz genau, wo wir nach der Verleihung essen waren und habe immer noch die Rede des Oberbürgermeisters in der Schublade“, erzählt Karl-Heinz Monno. Er bekam die Ehrennadel 1996 für seinen Einsatz im Umweltschutz. „Von der Verleihung habe ich noch viele Bilder auf meinem Computer.“ Oft schaut er sich diese zusammen mit seiner Frau an und erinnert sich an den schönen Tag.

Gerd Pieper mit seiner Gaby bei der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes.
Gerd Pieper mit seiner Gaby bei der Verleihung des Großen Verdienstkreuzes.

An gleich drei solche Veranstaltungen kann Gerd Pieper zurückdenken. Das „Verdienstkreuz am Bande“ ist nämlich nur die erste Stufe von insgesamt acht Orden, die der Bundespräsident verleiht. Neben dem „Verdienstkreuz am Bande“ hat Pieper außerdem noch das „Bundesverdienstkreuz 1. Klasse“ und das „Große Bundesverdienstkreuz“. Bei ihm liegen die Auszeichnungen nicht nur in der Schublade, er zeigt sie auch gerne in der Öffentlichkeit: „Ich trage die Verdienstkreuze sehr oft als Anstecknadel“, sagt Gerd Pieper. „Es ist mir einfach eine Ehre, gesellschaftliches Engagement zu repräsentieren.“

>> ZAHL DER VERLEIHUNGEN SINKT

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, auch Bundesverdienstkreuz genannt, wird für besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen. Derzeit wird der Orden in neun Stufen verliehen. Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurde 1951 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss per Erlass gestiftet. Nordrhein-Westfalen verleiht ebenfalls einen Verdienstorden.

Nach Angaben des Bundespräsidialamts sind die Verleihungszahlen seit 1991 stark rückläufig. Von über 5000 Verleihungen im Jahr 1991 über jeweils knapp 2500 in den Jahren 2007 und 2008 bis auf rund 1750 im Jahr 2011 und 1404 im Jahr 2015. Im Jahr 2016 erreichte die Verleihungsanzahl mit gut 1300 Verleihungen einen neuen Tiefstand. Mit nur wenig über 1000 Orden fiel die Zahl im Jahr 2017 etwa auf den Stand des Einführungsjahres 1951.