Herne. . In Herne sind 66 Elektro- und 257 Hybridfahrzeuge unterwegs. Damit es künftig mehr werden, wollen die Stadtwerke neue Ladestationen bauen.

Die Stadtwerke planen einen weiteren Ausbau der Infrastruktur für Elektro-Autos. So hat die städtische Tochter für dieses Jahr eine Förderung für sieben neue Ladesäulen mit insgesamt 14 Ladepunkten beantragt.

Vier Elektro-Tankstellen mit sechs Ladepunkten betreiben die Stadtwerke aktuell, zwei weitere gibt es bei Lidl und Zurbrüggen. „Die Nachfrage in Herne hält sich bis jetzt im Rahmen“, sagt Stadtwerke-Sprecher Hendrik Peuser. Nach Angaben von Stadtsprecher Christoph Hüsken sind aktuell 66 reine Elektrofahrzeuge in Herne angemeldet, hinzu kämen 257 Hybridfahrzeuge, zusammen also 323 Fahrzeuge. Anfang vergangenen Jahres seien noch 221 Fahrzeuge mit Elektroantrieb unterwegs gewesen.

Rolf Ahrens (Die Grünen)
Rolf Ahrens (Die Grünen)

Grünen-Umweltexperte Rolf Ahrens sieht Herne bei alternativen Auto-Antrieben „weit hinten“. Ein Problem sei für den Verbraucher etwa die eingeschränkte Auswahl an Elektro-Autos. „Da gibt es schließlich keine Modellvielfalt.“ Außerdem seien die Nutzer darauf angewiesen, dass man zuverlässig tanken könne. „Für eine funktionierende Infrastruktur bräuchten Elektro-Autos in Herne 300 Säulen bis ins Jahr 2020“, sagt Rolf Ahrens. Bis 2030 müssten es laut Klimaschutzkonzept sogar 1200 sein. Er halte es für wichtig, dass sich die Stadt mehr an öffentlichen Förderungen beteilige.

Pünktlichkeit für Mitarbeiter wichtig

Der Herner Caritas-Verband will drei Elektroautos für seinen Pflegedienst nutzen – und zwar das neue Stadtauto e.GO Life Care. Es gebe eine große Bereitschaft, etwas für den Umweltschutz zu tun, sagt Bernd Zerbe (Caritas); der Verband habe zurzeit für die ambulante Pflege 40 Fahrzeuge im Einsatz.

Das A und O sei neben einer guten Versorgung der Patienten die Pünktlichkeit der Mitarbeiter. Diese müsse auch mit E-Autos gesichert sein. Ab Herbst solle das neue Stadtauto ausgeliefert werden, dann wolle die Caritas mit ihren drei Modellen etwa testen, ob die Reichweiten der Fahrzeuge reichen und ob sie bequem aufgeladen werden können. Überzeugten die drei E-Autos, „dann können wir uns durchaus vorstellen, den Umfang zu erweitern“, sagt Zerbe.

Hier sind Tankstellen für E-Fahrzeuge und Erdgasautos.
Hier sind Tankstellen für E-Fahrzeuge und Erdgasautos.

Beim Kranken- und Rollstuhlfahrdienst HospiTrans sind Elektro-Autos noch kein Thema, heißt es im Unternehmen von der Bebelstraße. Gleiches gelte für den Krankenbeförderungsdienst MedServ (Wiescher­straße). „Wir hatten mal ein E-Auto zum Testen“, heißt es bei MedServ. „Das ist eine nette technische Spielerei, aber für uns als Transporteure völlig ungeeignet.“ Zum einen sei die Reichweite zu gering und zum anderen die Infrastruktur zu bescheiden. „Wir können es uns nicht leisten, dass der Akku während eines Krankentransports versagt.“

Erdgas: Keine weiteren Stationen geplant

Die Förderung einer Infrastruktur für Erdgas-Fahrzeuge halten die Stadtwerke für „nicht lohnenswert“. An der Dorstener Straße betreiben sie in Kooperation eine Erdgas-Säule an der Total-Tankstelle. Es ist die einzige Möglichkeit, in Herne Erdgas zu tanken.

Und das soll sich erst einmal nicht ändern. „Wir sind beim Absatz dort unter unseren Erwartungen gebleiben“, sagt Hendrik Peuser. „Eine weitere Erdgas-Station zu eröffnen, würde sich nicht lohnen.“ Auch Grünen-Politiker Rolf Ahrens schließt sich diesem Eindruck an: „Erdgas ist tot.“ Außerdem sei die Erdgas-Anlage ständig defekt.

Das Kraftfahrtbundesamt registriert dagegen einen Anstieg. Während vor vier Jahren 133 Autos mit Erdgas betrieben wurden, fuhren 2017 schon 1397 Autos mit Gasanlagen durch Herne, davon aber auch einige mit Autogas.