Herne. . Die Herner Caritas wird ab 2018 drei Elektro-Autos für seinen ambulanten Pflegedienst fahren lassen. Sie sind Teil eines besonderen Konzepts.
- Das Aachener Unternehmen e.Go Mobile AG hat die Fahrzeuge extra für Pflegedienste konzipiert
- Die Herner Caritas will mit den ersten drei Fahrzeugen Erfahrungen sammeln
- Es gibt noch offene Fragen wie Ladestationen oder die Produktionsbedingungen für die Batterien
Der Herner Caritasverband ist Teil einer Revolution. Der Grund: Im kommenden Jahr beginnt die Caritas damit, ihre Fahrzeugflotte für die ambulante Pflege auf Elektromobile umzurüsten. Ab Sommer könnten die ersten drei Exemplare des e.GO Life Care über Herner Straßen rollen.
Das scheint auf den ersten Blick kein allzu revolutionärer Schritt zu sein, schließlich gehört Elektromobilität - neben dem autonomen Fahren - zu den aktuell großen Trends beim Thema Verkehr. Allerdings ist der Durchbruch in der Vergangenheit gleich mehrfach prophezeit worden - um dann stecken zu bleiben. Die Bundesregierung wird ihr Ziel, bis 2020 eine Million „Stromer“ auf deutschen Straßen rollen zu lassen, deutlich verfehlen.
Für neuen Schwung könnte nun Professor Günther Schuh von der RWTH Aachen sorgen. Nachdem der Professor für Produktionstechnik bereits für die Deutsche Post das elektrische Zustellungsfahrzeug Streetscooter entwickelt hat, das seit einiger Zeit auch im Herner Stadtbild zu sehen ist, hat Schuh mit dem e.GO Life Care ein Stadtauto entwickelt, das auf die Bedürfnisse von mobilen Pflegedienste zugeschnitten ist. Das Fertigungskonzept unterscheidet sich deutlich von denen der großen Automobilhersteller - das ist das Revolutionäre. Schuh fährt mit seinem Konzept quasi gegen den Strom.
Und die Herner Caritas fährt - neben weiteren Caritasverbänden - mit. 40 Fahrzeuge hat sie zurzeit für die ambulante Pflege im Einsatz, die ersten drei E-Autos aus Aachen sollen dazu dienen Erfahrungen zu sammeln. Ein weiterer Impuls für die Neuanschaffung sei der Nachhaltigkeitsgedanke, der bei der Caritas eine besondere Rolle spiele, so Vorstand Ansgar Montag. Als Beispiele nennt er den Energiesparservice oder den Möbelhof. Auch in der Pflege hat sich die Herner Caritas in der Vergangenheit mit Alternativen jenseits von Benzin beschäftigt, aber ein Versuch mit Erdgasfahrzeugen endete in einer Sackgasse, weil das Tankstellennetz nicht engmaschig genug war.
Batterie liefert genug Reichweite
Für den e.GO Life Care sieht Montag bessere Chancen, gerade weil die Caritas an der Entwicklung beteiligt war. Deshalb spielten bei der Entwicklung Details wie Spaltmaße keine Rolle, dafür verstärkte Türscharniere (weil die Mitarbeiter so oft ein- und aussteigen), die Qualität des Fahrersitzes – oder die Frage, ob der Wagen mit einer Klimaanlage ausgerüstet ist. Bereits jetzt würden Caritas-Fahrzeuge so ausgestattet, dass sie den Pflegekräften die Arbeit erleichtern, schließlich sei das Auto deren Büro. Da sei ein Ausstattungsmerkmal Klimaanlage auch ein Zeichen der Wertschätzung.
Dass E-Mobiliät und ambulante Pflege gut zusammenpassen, liegt daran, dass die Reichweite der Batterie für einen Arbeitstag ausreicht. Pro Tag fährt ein Caritas-Fahrzeug in Herne rund 100 Kilometer. Allerdings gibt es vor der Einführung noch offene Fragen. Etwa die des Aufladens: Viele Mitarbeiter nehmen das Fahrzeug abends mit nach Hause - was sie vor die Herausforderung stellt, es zu laden. Wo soll das geschehen, wenn der Mitarbeiter in der dritten Etage wohnt? Auch die Bedingungen, unter denen die Rohstoffe für die Batterien abgebaut werden, müssen die Caritas beschäftigen. Doch für Montag gilt auch die Devise: „Dadurch, dass man Dinge ausprobiert, bringt man sie nach vorne.“
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Grob geschätzt fahren in Herne in der ambulanten Pflege pro Tag rund 200 Fahrzeuge. Legt man eine Tagesleistung von 100 Kilometern zu Grunde, wären dies rund 20 000 Kilometer, bei denen E-Mobilität Benzinantriebe ersetzen könnte.
Die Stadt Herne sammelt zurzeit Maßnahmen, mit denen der Ausstoß von Stickoxiden gesenkt werden kann. Dazu hat sie auch einen Dieselgipfel veranstaltet. Hintergrund sind mögliche Fahrverbote, weil in Herne die Grenzwerte überschritten werden.