Herne. . Dirk Radermacher vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt führte die Gruppe. Ausgeklügeltes System ermöglicht das Auf- und Absenken der Schiffe.
Wenn Schiffe den Rhein-Herne-Kanal zwischen Dortmund und Duisburg passieren, müssen sie nicht nur die 46 Kilometer Strecke hinter sich lassen, sondern auch 44 Meter Höhenunterschied. Damit das gelingt, braucht es ein ausgetüfteltes System aus Schleusen. Zwei davon befinden sich auf Herner Stadtgebiet: Die Anlage in Herne-Ost hat für „WAZ öffnet Pforten“ ihre (Schleusen-)Tore geöffnet und 18 Leserinnen und Lesern einen Blick hinter die Kulissen der hiesigen Wasserstraße ermöglicht.
Los geht es mit einem Abstecher in die unterirdischen Flure der Anlage, die einen Höhenunterschied von 12,8 Metern ausgleicht. Dirk Radermacher, Pressesprecher des Wasserstraßen und Schifffahrtsamts Duisburg-Meiderich, führt die Lesergruppe vorbei an den mannshohen Pumpsystemen, die für Tore und Wasserfluss notwendig sind. Direkt unter dem Kanal, umgeben von grauen Betonwänden, erklärte er den Besuchern die Arbeitsweise der 1992 in Betrieb genommenen Schleuse, deren Tore jeden Tag rund 40 bis 60 Schiffe durchqueren.
Die Anlage ist deshalb besonders, weil es sich um eine Zwillingsschleuse handelt. Zwei Kammern, 190 Meter lang und zwölf Meter breit, ermöglichen dabei das parallele Auf- und Absenken der Schiffe. Weil das Wasser von der einen Kammer in die andere geleitet werden kann, um diese wieder aufzufüllen, ist das System ein regelrechter Stromsparer. Normalerweise. Da aber eine der beiden Kammern aktuell repariert werden muss, wird der Betrieb zum Energiefresser: „Wir geben jedes Jahr vier bis acht Millionen Euro nur für den Strom der Pumpsysteme unserer 13 Schleusen aus“, erläutert Radermacher den Besuchern.
Moderne Technik im Leitstand
Hohe Kosten, die das Wasserstraßen und Schifffahrtsamt auch durch weniger Personal auszugleichen versucht. Dabei kommt moderne Technik mit ins Spiel. Während sich die Leserinnen und Leser aus dem Untergeschoss wieder an die Oberfläche der Anlage begeben, öffnet im Untergrund eine Pumpe unter Getöse die Tore auf der Ostseite der Anlage.
Ist es hier spür- und hörbar die Hydraulik, die ihren Dienst tut, dominiert oben im Leitstand modernste Technik den Beruf des Schleusenwärters. Über 18 Monitore steuern die Mitarbeiter von Michael Kasper dabei aber nicht etwa nur die Schleuse in Baukau, sondern auch die Anlagen in Wanne und Henrichenburg.
„Dort sind überhaupt keine Mitarbeiter mehr vor Ort. Das übernehmen wir über die Monitore“, erklärt der Schichtleiter. 24 Stunden unter der Woche, am Wochenende von 6 bis 22 Uhr ist die Schleuse besetzt. Per Mausklick werden dann 16 000 Kubikmeter Wasser – das ist so viel, wie in 60 000 Badewannen passen würden – in die Schleuse gelassen, 15 bis 20 Minuten dauert es, bis die Schiffe weiterfahren können.
„Wow“ entfährt es da dem einen oder anderen Besucher. Besonders Norbert Langer hörte interessiert zu, fragte immer wieder nach. Er ist ein echter Schleusen-Fan. Warum? „Ich wohne hier ganz in der Nähe, spaziere hier oder fahre mit dem Fahrrad vorbei. Da interessiert es mich einfach, wie es im Inneren der Schleuse aussieht.“
Das Innere der Leitstelle bekommen auch immer wieder die Kapitäne der Binnenschiffe zu sehen. Dann nämlich, wenn sie noch in bar den Betrag für die Schleusendurchquerung bezahlen.
Sportboote haben freie Fahrt
„Normalerweise wird das aber mittlerweile automatisch über Computer an der Schleuse gemacht, an der die Fahrt in den Kanal beginnt“, erklärt Dirk Radermacher. Das gilt allerdings nur für Berufsschiffer, Sportboote haben auf dem Rhein-Herne-Kanal freie Fahrt.