Herne. . Rettungsfahrzeuge sind in Herne zu oft zu spät vor Ort. Deshalb schlagen Gutachter unter anderem den Bau einer dritten Rettungswache vor.

Die Notfallversorgung durch den Rettungsdienst in Herne ist nicht ausreichend. Das haben Gutachter im Auftrag der Stadt Herne festgestellt. Sie schlagen deshalb vor, dass eine dritte Rettungswache in Sodingen gebaut wird.

Zum Hintergrund: Wählt ein Bürger die 112, dann sollen Rettungswagen mit Rettungsassistenten spätestens nach acht Minuten vor Ort sein. Das aber schaffen sie nur in 74 Prozent der Fälle, hat das Gutachterbüro Forplan (Bonn) nun festgestellt. Das steht in einem Bericht der Stadt an die Politik. Vorgeschrieben ist aber, dass in 90 Prozent der Fälle die Rettungskräfte in acht Minuten am Ort sind.

Dezernent: Herne muss nachsteuern

Feuerwehr-Dezernent Frank Burbulla nennt die Lage dennoch „nicht dramatisch“; es sei aber nun wichtig und richtig, nachzusteuern, um die 90-Prozent-Marke zu erreichen, sagt er zur WAZ.

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Die Gutachter schlagen vor, eine weitere Rettungswache in Sodingen zu bauen, heißt es in der Beschlussvorlage für die Politik. Es wäre die dritte in Herne. Der Stand der Dinge: Die Feuer- und Rettungswache in Herne-Mitte soll bis etwa 2022 an einen neuen Standort am ehemaligen Güterbahnhof in Horsthausen umziehen, außerdem gibt es die Feuer- und Rettungswache in Wanne-Eickel. Die vom Gutachter empfohlene zusätzliche Rettungswache in Sodingen soll nach den Vorstellungen der Stadt von einer Hilfsorganisation gebaut und betrieben werden. Laut Burbulla sollten dort drei Rettungswagen mit entsprechenden Teams stationiert werden.

Immer mehr Rettungsfahrten

Angesichts der steigenden Zahl der Rettungseinsätze müsse der Rettungsdienstbedarfsplan, den der Rat Ende Februar beschließen soll, aber immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden. Allein zwischen 2006 und 2015 stieg die Zahl der Rettungsdiensteinsätze laut Stadt von rund 12 500 auf 21 000. „Ich glaube nicht, dass wir fünf Jahre damit auskommen“, sagt deshalb der Feuerwehrdezernent.

Hinzu kommen weitere Probleme, die die Stadt ausgemacht hat. So müsse der Notfallsanitäteranteil im Rettungsdienst aufgrund gesetzlicher Vorgaben erhöht werden; deshalb müssten unverzüglich Notfallsanitäter ausgebildet werden, heißt es im Entwurf des Rettungsdienstbedarfsplans. Dafür müsse die Rettungsdienstschule Herne zu einer Notfallsanitäterschule weiterentwickelt werden. Hinzu komme: Wegen der vielen Einsätze könne die Feuerwehr Intensivtransporte oder Transporte zwischen Kliniken nicht mehr durchführen. Hierfür werden nun Firmen gesucht.

SPD und CDU loben das Paket

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Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Sobieski ist klar: „Die Vorgabe des Landes muss man erfüllen.“ Deshalb sei klar, dass Fahrzeuge und Rettungsassistenten aufgestockt werden müssten. Den Rettungsbedarfsplan könne er deshalb „nur begrüßen“. Wermutstropfen: „Das wird ein dicker finanzieller Batzen.“

Auch CDU-Fraktionschefin Bettina Szelag begrüßt, dass die Probleme im Rettungsdienst „nun endlich angegangen werden“. Auch sie glaubt, dass die aktuelle Lage „nicht dramatisch sei“. Es werde aber Zeit, dass der Rettungsdienst zeitgemäß aufgestellt sei.

>> IM BLICKPUNKT: Politik berät Paket

Die Politik diskutiert das Gutachten und den Entwurf des Rettungsdienstbedarfsplans in den kommenden Wochen.

  • Auftakt ist am Mittwoch, 7. Februar, im Sozialausschuss (16 Uhr, Haus Zeppelinstraße, Zeppelinstraße 3). Das letzte Wort hat der Rat in seiner Sitzung am Dienstag, 27. Februar (Rathaus, Ratssaal, Friedrich-Ebert-Platz). Beginn: 16 Uhr.