Bochum/Herne. . Eine Schülerin hat in einem Brief an ihre Schule einen Amoklauf angekündigt. Sie wolle Lehrer erschießen, schrieb sie. Nun steht sie vor Gericht.

Sie drohte mit einem bewaffneten Amoklauf im Emschertal-Berufskolleg (EBK). Deshalb steht eine Ex-Schülerin jetzt in Bochum vor Gericht. Die 20-Jährige aus Wanne-Eickel gab am Mittwoch zu, einen Brief an den Schulleiter abgeschickt und darin die Erschießung mehrerer Lehrer angekündigt zu haben.

Brief beginnt mit „sehr verdreckter Herr“

„Dieser Amoklauf wird in die Geschichte eingehen“, lautete einer der ersten Sätze in dem Drohbrief, der am 18. September 2017 im EBK an der Steinstraße in Wanne-Eickel eingegangen ist. Adressiert war das Schreiben – bestehend aus einem selbst gebastelten, gelben Umschlag und einer weißen, bedruckten DIN-A4-Seite – persönlich an den Schulleiter; er wird ganz zu Beginn als „sehr verdreckter Herr“ angeredet. Im Anschluss folgen konkrete Morddrohungen und Hasstiraden.

Auch interessant

„Meine Rache an den Lehrern wird kommen“, kündigte die 20-Jährige in ihrem Schreiben an. Danach werden mehrere Lehrerinnen namentlich aufgezählt und es wird damit gedroht, ihnen nacheinander „eine Kugel in den Kopf“ zu knallen. Die letzte Kugel, hieß es, werde den Schulleiter treffen. Offenbar um Angst zu schüren, wird der Zeitpunkt des Amoklaufs lediglich eingegrenzt. In der Zeit zwischen Freitag und Montag („in der 3. oder 4. Stunde“) werde sie kommen, kündigte die Angeklagte an. „Bis dahin, sch. . . Dir ruhig in die Hose, du Penner“, endet der Amok-Brief an den Schulleiter.

Fünf Lehrer stellen Strafantrag

Der besorgte Adressat reagierte laut Anklage unverzüglich und verständigte die Polizei. Knapp einen Tag später verdichteten sich die Hinweise, dass die Angeklagte die Amok-Droherin gewesen ist. Insgesamt, das wurde am Mittwoch vor dem Jugendschöffengericht bekannt, haben neben dem Schulleiter auch weitere fünf Lehrkräfte Strafantrag gestellt.

Dass der Drohbrief von ihr verschickt worden ist, gab die Wanne-Eickelerin zu. Sie sei damals psychisch angeschlagen gewesen, außerdem verärgert und verzweifelt über die eine oder andere Lehrer-Entscheidung. Nicht zuletzt sei sie von jüngeren Mitschülern gemobbt worden. „Ich dachte, ich muss jetzt etwas machen, dass es mir besser geht“, erklärte sie den Richtern.

Angeklagte: Drohungen in Brief vorformuliert

Auch interessant

Die Vorlage zu dem Amok-Brief will sie sich kurz zuvor in einer Facebook-Gruppe zum Thema „Borderline“ besorgt haben. Darin seien sämtliche Drohungen bereits vorformuliert gewesen: „Ich habe die Namen der Lehrer einfach eingefügt und den Brief dann in einer Kurzschluss-Reaktion abgeschickt“, so die Ex-Schülerin. Um sofort nachzuschieben: „Zwei Minuten später tat es mir aber schon leid.“

Ehe ein Urteil fällt, sollen nun noch zwei Zeugen angehört werden. Nach eigenen Angaben war die 20-Jährige nach anfänglichem Leugnen damals selbst zum Schulleiter-Büro gegangen und will „Entwarnung“ gegeben haben. Außerdem hatte sie wenig später einen Entschuldigungsbrief geschrieben.

Auch Brandstiftung an Abbruchhaus wird thematisiert

Auch interessant

Im Prozess vor dem Jugendschöffengericht geht es außerdem um eine Brandstiftung unweit eines Abbruchhauses an der Riemker Straße. Die 20-jährige Angeklagte hat bereits zugegeben, am 13. Juli 2017 gemeinsam mit ihrem Bruder (22) an einem Ziegelsteinschuppen mit Styropor und einem angesteckten Stofftier gezündelt zu haben. Dadurch brannte das Holzdach des Schuppens letztlich komplett nieder.

In einem vor Gericht verlesenen Facebook-Dialog schrieb zunächst der Bruder an seine Schwester: „Danke, hat Spaß gemacht heute.“ Die Antwort der 20-Jährigen lautete: „Kein Ding. Fand’ ich auch. Das Feuer war mega-cool.“

Der Prozess wird am 7. Februar fortgesetzt.