Herne. . Eine Borderline-Störung kann sich in vielen Symptomen äußern. Zwischenmenschliche Beziehungen sind wichtig. Selbsthilfe seit sieben Jahren
Von Himmel hoch jauchzend bis zu Tode betrübt - starke Stimmungsschwankungen sind typisch für Menschen mit einer Borderline-Störung. Die Erkrankung zählt zu den Persönlichkeitsstörungen.
Oft Stress im Job
Doch was bedeutet dies überhaupt? „Es gibt verschiedene Merkmale für Borderliner, aber dennoch ist jeder Krankheitsverlauf anders. Daher ist es sehr schwierig, pauschal auf’s Ganze gesehen“, erklärt Evelin Sobotzik.
Zwischenmenschliche Beziehungen seien zum Beispiel für Borderliner immens wichtig. Doch diese verlaufen sehr intensiv und gleichzeitig auch instabil: „Hass und Liebe wechseln sich häufig ab. Es gibt viele Selbstverletzungen in Partnerschaften. Das ist zum Beispiel ein häufiges Problem.“ Sie selbst hat auch eine Borderliner-Störung und gründete vor sieben Jahren die Selbsthilfegruppe. Während einer gemeinsamen Behandlungsphase im Marienhospital lernte sie Karl-Heinz Siebert kennen. Aufgrund ihrer Erkrankung sind beide bereits in Rente. Evelin Sobotzik bekam im Job Stress mit dem Chef, sie reagierte sehr impulsiv. „Man lebt oft ohne Rücksicht auf Verluste, wird extrem reizbar und depressiv, droht mit Suizid und Selbstverletzung.“ Anonymität ist den meisten Betroffenen sehr wichtig, sie meiden den Gang in die Öffentlichkeit. Auch viele Berufstätige aus allen Sparten der Gesellschaft sind betroffen.
Training schafft Abhilfe
Borderline-Patienten erliegen oftmals falschen Gedanken und Gefühlen. Abhilfe schafft ein sogenanntes Skills-Training. So lernen Borderliner, mit der Krankheit umzugehen. „Es handelt sich dabei um ein Achtsamkeitstraining. Man lernte zum Beispiel, die eigenen Gefühle zu beschreiben, sich durchzusetzen, auch mal ,Nein’ zu sagen oder Fehler zu erkennen und um Verzeihung zu bitten“, berichtet Evelin Sobotzik.
„Wir alle verfolgen ein Ziel in der Gruppe: Aus Erfahrung lernen und mit Erfahrung leben lernen,“ fasst Siebert zusammen. Einen Ausblick in die Zukunft sieht der 60-Jährige düster: „Ich gehe davon aus, dass immer mehr Menschen an einer Borderline-Erkrankung leiden werden. Offensichtlich bietet unsere Gesellschaft einen guten Nährboden für diese Erkrankung.“