Herne. . Die Staatsanwaltschaft hat Büros ehemaliger Mitglieder des Kuratoriums der Stiftung Katholisches Krankenhaus Marienhospital durchsucht.

Auf Grund von acht Strafanzeigen der St. Elisabeth-Gruppe wegen „Veruntreuung von Stiftungsvermögen und ungerechtfertigter Bereicherung“ hat die Bochumer Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität am Mittwoch Wohnungen und Büros ehemaliger Mitglieder des früheren Kuratoriums der Stiftung Katholisches Krankenhaus Marienhospital durchsuchen lassen. Dabei wurden „Unterlagen beschlagnahmt, die jetzt ausgewertet werden“, so Pressesprecher und Oberstaatsanwalt Paul Jansen.

Viermal wurden die Ermittler in Herne aktiv, und einer der ersten Besuche galt dem früheren Chef des Marienhospitals, Jürgen Hellmann. Der schaltete umgehend seinen Rechtsanwalt Norbert H. Müller ein, der auf Anfrage mitteilte, sein Mandant habe berichtet, dass die Ermittler lediglich zwei Akten längst bekannter arbeitsrechtlicher Auseinandersetzungen durchgeblättert hätten, nach einer Stunde gegangen seien und nichts mitgenommen hätten. Hellmann hatte in den letzten Jahren alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe, die zu insgesamt sieben Kündigungen führten, erfolgreich arbeitsrechtlich beenden können.

Schaden von rund 4,5 Millionen Euro

Die acht Strafanzeigen richten sich gegen fünf Mitglieder des früheren Kuratoriums und gegen drei Firmen aus dem Umfeld des Kuratoriums in Bünde und Bottrop (2). Dabei geht es um einen von der St. Elisabeth-Gruppe bezifferten Schaden von rund 4,5 Millionen Euro, die auch einen Steuerschaden von 670 000 Euro beinhalten. Letzterer sei entstanden, weil die Stiftung nach einem Prüfungsbericht der Finanzbehörden die Gemeinnützigkeit verlor. Dieser Schadenersatz ist auch Gegenstand einer Zivilklage der neuen St. Elisabeth-Stiftung vom 8. Dezember 2016, die zunächst „aus wirtschaftlichen Erwägungen“ auf eine Million Euro beschränkt wurde und beim Landgericht Bochum unter dem Aktenzeichen 3 O 377/16 geführt wird.

Das Spektrum der nach Auffassung der St. Elisabeth-Stiftung unrechtmäßig erlangten Leistungen „als Pflichtverletzung durch kollusives Zusammenwirken“ reiche von der jahrelangen Umleitung einer insgesamt siebenstelligen Summe für den stellvertretenden Kuratoriumsvorsitzenden auf das Konto einer Firma seiner beiden Söhne bis hin zu Tribünenkarten für den FC Schalke 04 oder die Ausrichtung eines runden Geburtstags des Vorsitzenden für 21 000 Euro.

Die Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft dauerten bis in den frühen Nachmittag hinein.