Herne. . Alle Herner Kitas beobachten ihre Kinder mit dem KOMPIK-Verfahren. Keine andere deutsche Stadt verfügt zurzeit über eine breitere Datenbasis.

Herner Kinder im Alter zwischen dreieinhalb und sechs Jahren haben im bundesweiten Vergleich geringere motorische und gesundheitsbezogene Kompetenzen, auf der anderen Seite etwas höhere naturwissenschaftliche und gestalterische Kompetenzen.

Diese - und zahlreiche weitere - Erkenntnisse verdankt die Stadt Herne „KOMPIK“. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Verfahren, mit dem die Entwicklung von Kindern in dieser Altersgruppe nach einem wissenschaftlichen Verfahren erfasst und dokumentiert wird. Das Besondere: Keine andere Stadt in Deutschland verfügt zurzeit über eine so breite Datenbasis wie Herne. Der Grund: Inzwischen nutzen alle Herner Kitas KOMPIK.

In der Vergangenheit glich die Beobachtung von Kita-Kindern einer ausgedehnten Inselgruppe: Herner Einrichtungen nutzten nach Schätzungen von Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff bis zu 20 verschiedene Verfahren. Keine guten Voraussetzungen, um Schlüsse aus den Ergebnisse zu ziehen und das Handeln in der Kita, aber auch darüber hinaus, zu verändern. Der Impuls, ein einheitliches Verfahren einzuführen, sei von den Kita-Leitungen gekommen, weil sie sich davon eine verbesserte Kooperation versprachen.

Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff: Die Daten können Orientierung weit über die Kitas hinaus geben.
Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff: Die Daten können Orientierung weit über die Kitas hinaus geben. © Rainer Raffalski

„Inzwischen haben 90 Prozent aller Kindertagesstätten Daten geliefert“, so Dietmar Jäkel, Projektkoordinator im Bildungsbüro. Auch evangelische und katholische Kirche sowie die Arbeiterwohlfahrt als weitere Kita-Träger haben KOMPIK übernommen,

Beim Verfahren werden Kompetenzen in elf Kategorien erhoben. Das Ergebnis zeigt eine Entwicklungstendenz des Kindes. Es werden nicht nur Schwächen sichtbar, sondern auch Stärken - sehr wertvolle Informationen für Eltern.

Hilfreich auch für Grundschulen

Doch die Daten können eine deutliche größere Wirkung entfalten. So hätten mittlerweile einzelne Kindertagesstätten Aha-Erlebnisse gehabt, denn auf Grund der Daten hätten sie festgestellt, dass sie in bestimmten Bereichen - sei es bei Musik oder bei Bewegung - stärkere Akzente setzen müssten. Die Datenerhebung biete außerdem den Vorteil, dass man über Jahre eine Entwicklung beobachten könne und die Wirksamkeit von bestimmten Maßnahmen überprüft werden könnten, so Heinz Otlips, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Kita-Träger. Mit KOMPIK könne die Qualität der Arbeit weiterentwickelt werden.

Hilfreich sind die Daten auch für die Grundschulen, da die Entwicklungsstände der Erstklässler nun ein einheitliches Bild bieten. Besonders wichtig sei, so Thierhoff, dass die Daten - in anonymer Form - weit über Kindertagesstätten hinaus eine Orientierung bieten, nämlich in die Ortsteile hinein. So könne man die KOMPIK-Ergebnisse mit anderen Datenerhebungen verknüpfen und so mit allen Akteuren eines Ortsteils darüber diskutieren, wo Probleme und Möglichkeiten liegen, um so gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Das neue Verfahren passe genau in die Herner Struktur zur Förderung von Kindern.

>> ÜBER 2400 BEOBACHTUNGEN

Die Einrichtung von KOMPIK hatte mit einigen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Ein Grund lag darin, dass in manchen Kitas nicht die technischen Voraussetzungen gegeben waren, um die Daten im Computer zu erfassen.

Inzwischen liegen dem Herner Bildungsnetzwerk 2463 anonymisierte Entwicklungsbeobachtungen bis auf die Ebene von 13 Ortsteilen vor.