Herne. . Der Kulturverein Herner Netz hat am Sonntag eine besondere „Hospitanz“ absolviert. Die Mitglieder schauten Metzger Weber beim Wursten zu.
Hinter den Fenstern des im traditionellen Wiener Stils gehaltenen Cafés der Metzgerei Weber herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Die bogenförmigen großen Schwarzweiß-Bilder und die Worte Wolfgang Viehwegers entführen in vergangene Zeiten. Sie erzählen vom historischen Werdegang des Familienbetriebes, der schon sechs Generationen alt ist. Die 20 Gäste erfahren, wie Adolf Weber 1922 den Laden von Posen nach Wanne-Eickel verlegt hat, fragen nach und bringen eigenes Wissen ein.
Der Kulturverein Herner Netz besuchte am Sonntag die Metzgerei an der Heinestraße. Auf die Idee, der Verein könne doch einmal bei der Mettwurstherstellung hospitieren, sei Rainer Weber, der Geschäftsführer, selbst gekommen, erläutert Wolfang Viehweger. Der ehemalige Lehrer und Rektor der Mont-Cenis Gesamtschule, ist Gründer und Vorsitzender des Herner Netzes.
Eine „Badewanne“ für die Zubereitung
Auf dem Weg in die Wurstküche durchqueren die Besucher den Laden und haben die Möglichkeit, einmal hinter den Tresen zu blicken: „Das hier ist Mutters Reich“, sagt Rainer Weber. Der 51-Jährige hatte Irmgard Weber im vergangenen Jahr die Geschäftsführung abgenommen. Die Wurstküche - die ist sein Reich.
Das Schweinefleisch wird in einer Wanne aus Eisen, die eine der Besucherinnen an die Badewannen aus ihrer Kindheit erinnert, mit Pfeffersalz, Muskat, Senfkörnern und anderen Gewürzen vermengt. In die Nase steigt eine Note von Blumenkohl.
Keine eigene Schlachtung mehr
Weber schlachtet nicht mehr selbst, er bezieht das Fleisch aus dem Großhandel. „Was ist der Unterschied zwischen Fußball und Mettwurst?“, fragt der Metzgermeister scherzend. „Beim Fußball muss das Runde ins Eckige, hier ist das andersrum“. Die Gäste beobachten mit großen Augen - fotografierend und nachfragend -, wie die würfelförmigen Fleischstücke in einem Fleischwolf vermengt und in einen Saitling, also einen Schafsdarm, gefüllt werden, der der Wurst ihre Form gibt. Nach dem Abdrehen der Würste in die handgerechten Portionen werden diese auf einen Stab in den alttraditionellen Rauchofen geschoben. Zwei bis drei Stunden dauere es, bis die Würste über der Gasflamme vorgetrocknet seien und mit dem Buchenholzmehl ausreichend geräuchert würden, erläutert Anton Kraus, der bei Rainer Weber gelegentlich aushilft.
Die Wartezeit versüßen sich die Gäste mit einem Aufenthalt im Café, spendierten Wurstbroten und warmen Getränken. Ingeborg Viehweger erzählt von anderen Kulturspaziergängen und Unternehmungen des Herner Netzes. Zuletzt habe man das Archäologiemuseum besucht. Eines liege ihr besonders am Herzen und sei den Mitgliedern wichtig, die überwiegend fortgeschrittenen Alters sind: „Wir unternehmen etwas Historisches und gehen spazieren. Aber danach geht es immer in ein Café; zum Gespräch und Austausch.“