Wanne-Eickel. . Seine Liebe gilt der Geschichte und den Geschichten: Der Wanne-Eickeler Autor und ehemalige Schulleiter Wolfgang Viehweger wird heute 80 Jahre alt.
Anfangs war Wolfgang Viehweger gar nicht glücklich, als es ihn Beginn der 70er Jahre nach Wanne-Eickel verschlug, an das damalige Jungen-Gymnasium an der Gabelsberger Straße. Der Kontrast zur Bürger-, Beamten- und Universitätsstadt Münster, wo er auch noch am renommierten Paulinum Deutsch und Geschichte unterrichtete, war krass. „Damals durften nur die gebürtigen Münsteraner bleiben, alle anderen mussten in die Provinz“, erinnert er sich. Heute ist er froh, dass alles so gekommen ist. Als ehemaliger Gymnasiallehrer, stellvertretender Leiter der Gesamtschule Wanne, Leiter der Gesamtschule Mont Cenis und vor allem auch als Autor und Schriftsteller ist der gebürtige Oberschlesier in Wanne-Eickel und Herne fest verankert. Und wird mit entsprechend vielen Gästen seinen runden Geburtstag feiern: Wolfgang Viehweger wird heute 80 Jahre alt.
Er blicke auf ein reichhaltiges Leben zurück, sagt er selbst. Nach dem Krieg landete er mit seiner Familie zunächst in Niedersachsen, besuchte aber das Gymnasium im westfälischen Rheine. Statt der Familientradition zu folgen und als ältester von vier Geschwistern Priester zu werden, folgte er seinem Vater und wurde Lehrer. Turbulente Zeiten hat er in den 70er und 80er Jahren an den Schulen erlebt, es war die Phase der Umbrüche. Was er aber als Ansporn und Herausforderung empfand und so war es für ihn keine Frage, bei der Gründung der ersten Gesamtschule in Herne dabei zu sein. Auch seine Frau Ingeborg unterrichtete dort; die beiden hatten sich bei einem Zusatzstudium in Bochum kennen gelernt.
Wegen des enormen Ansturms auf die Gesamtschule Wanne folgte 1985 die Gründung der Mont-Cenis-Gesamtschule, die er mit aufbaute und leitete. Ein gutes Stück stolz ist er darauf, gegen Widerstände des Landes Türkisch als Wahlpflichtfach und als Alternative zu Französisch ab der Klasse 7 durchgesetzt zu haben. „Die türkisch-stämmigen Kinder gingen doch unter“, sagt er. „Sie hatten schon Probleme mit der deutschen Sprache, mussten ab der fünften Klasse Englisch lernen und sollten noch Französisch dazu bekommen; das ging nicht - auch für die anderen Schüler nicht.“ Und rückblickend freut ihn immer noch, dass seine Schule Schülern, die nach der Klasse 10 abgingen, Betriebspraktika im Ausland ermöglichte.
Sein Beruf gab letztlich auch den Impuls, wieder Geschichten zu schreiben - was er schon als Schüler getan hatte. Zur Begrüßung der neuen Eingangsklassen verfasste er Tiergeschichten und las sie vor - so entstand eine Sammlung, die als sein erstes Buch erschien.
Das Recherieren und Schreiben hält ihn fit
Seit seiner Pensionierung 1995 hat Wolfgang Viehweger Zeit, sich dem Schreiben zu widmen. „Ich muss aktiv sein“, sagt er, „der Kopf muss beschäftigt sein.“ 19 Publikationen hat er herausgebracht - Tiergeschichten, Historisches wie „Die Grafen von Westphalen“ oder „Tribüne Ruhrgebiet“. Auch einen Krimi hat er geschrieben: „Aber das ist nicht mein Metier“, so Viehweger. Aus enger Verbundenheit zu Frankreich und zur Partnerstadt Henin-Beaumont sind viele seiner Bücher auf Deutsch und Französisch erschienen. Besonders am Herzen gelegen hat ihm das Porträt über Joseph Pierre Monin, den Gründer der Zeche Mont Cenis, über den in Herne fast nichts bekannt war und über den sich in Archiven kaum etwas herausfinden ließ. Zehn Jahre brauchten er und seine Frau Ingeborg, bis zu das Buch fertig war.
Noch mehr Zeit und Arbeit hat er aber in sein „Alterswerk“ investiert, die Geschichte des Stanislaw Mikolajczyk, gebürtiger Eickeler und von Juli 1943 bis November 1944 Premierminister der polnischen Exilregierung mit Sitz in London. Das Werk ist zwar seit dem vergangenen Jahr vollbracht, aber abgeschlossen ist das Thema für Wolfgang Viehwege noch nicht: Zum einen wird im Oktober in Eickel eine Gedenktafel enthüllt; zum anderen hofft Viehweger, sein Buch in Posen/Polen vorstellen zu können, wo sich Stanislaw Mikolajczyks Grab befindet - unweit seiner oberschlesischen Geburtsstadt.