Herne. . Bike-Leasing gewinnt auch in Herne zunehmend an Bedeutung. Erste Unternehmen sind aufgestiegen. Was Betrieb und Beschäftigte beachten müssen.
- Bike-Leasing ist in Schwung gekommen, seitdem auch für Räder die steuerliche Ein-Prozent-Regelung gilt
- Beim Herner Unternehmen Reifen Stiebling tritt bereits fast ein Dutzend Mitarbeiter in die Pedale
- ADFC-Bundesvorstand Ulrich Syberg sieht für Unternehmen durch Bike-Leasing einen Imagegewinn
In wenigen Wochen werden wieder die Gewinner der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ gekürt. Damit sollen Mitarbeiter von Unternehmen motiviert werden, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen - was positive Folgen für die Umwelt, aber auch die persönliche Fitness der radelnden Beschäftigten hat. Die Teilnehmerzahl könnte in den kommenden Jahren deutlich steigen, denn auch in Herne nimmt ein Modell langsam Fahrt auf: das Bike-Leasing.
Als Beschleuniger diente vor fast fünf Jahren ein Erlass der Finanzbehörden: Demnach kann die sogenannte Ein-Prozent-Regelung, die zuvor nur Dienstwagen vorbehalten war, auch auf Fahrräder und - zunehmend interessant - E-Bikes angewendet werden. Der Arbeitnehmer muss also ein Prozent des Listenpreises versteuern.
Verdi ist kritisch
Eine gängige Konstruktion funktioniert so: Der Arbeitgeber least das Rad und überlässt es dem Arbeitnehmer - auch zur privaten Nutzung. Nach drei Jahren hat der Mitarbeiter die Möglichkeit, das Rad zu übernehmen.
Ein Unternehmen, das bereits in die Pedale tritt, ist Reifen Stiebling. Mitarbeitern wird die Möglichkeit eröffnet, sich ohne Markenbindung ein Modell auszusuchen, die Versicherung für das Rad - bei E-Bikes ist der Kaufpreis im vierstelligen Bereich - übernimmt das Unternehmen. Die monatlichen Leasingraten werden direkt mit dem Bruttogehalt verrechnet. Der Effekt: Dadurch können die Sozialversicherungsbeiträge sinken. Allerdings - darauf weist auch Stiebling hin - können in späteren Jahren die Renteneinkünfte sinken. Inzwischen mache fast ein Dutzend Mitarbeiter von dem Angebot Gebrauch. Für Firmenchef Christian Stiebling ist das Modell attraktiv, weil er mehr freie Parkplätze hat, aber auch, weil es die Motivation und Gesundheit der Mitarbeiter fördere.
Seit die gesetzlichen Bestimmungen angepasst worden sind, verzeichnet Frank Korte, Inhaber des gleichnamigen Fahrradhändlers eine gestiegene Nachfrage nach Fahrrad-Leasing. Für ihn liegen die Vorteile auf der Hand: „Die CO2-Emissionen sinken ebenso wie die Fehlzeiten der Mitarbeiter. Und ein E-Bike spart Zeit.“ Nach Kortes Rechnung ist ein Fahrrad auf einer Strecke bis zu sechs Kilometer, ein E-Bike bis zu neun Kilometer das schnellste Verkehrsmittel.
Inzwischen denken weitere Organisationen über Bike-Leasing nach, etwa der Herner Caritas-Verband.
Je größer ein Unternehmen, desto größer der Effekt - da kommt einem die Verwaltung der Stadt Herne in den Sinn. Doch das Beamten- und das Tarifrecht des öffentlichen Dienstes lassen für die Stadt eine Nutzung des Leasings bislang nicht zu. Die Gewerkschaft Verdi - bei Verwaltungen der maßgebliche Tarifpartner - können dem Modell auch wenig bis nichts abgewinnen. Wer weniger Sozialversicherungsbeiträge einzahle, bekomme später auch weniger Rente. Und falls bei einem Kauf der Restwert des Rades womöglich teilweise auch noch einmal versteuert werden müsse, bewege sich die Ersparnis nahe null Euro. Tatsächlich wird zurzeit im Bundesfinanzministerium darüber diskutiert, wie ein Kauf nach dem Ende des Leasingvertrags zu bewerten ist. Eine Entscheidung soll in diesem Herbst fallen.
Ulrich Syberg, Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club, sieht das Bike-Leasing positiv. Es könne mit dem Ausbau des Radschnellwegs im Ruhrgebiet weiter an Bedeutung gewinnen. Außerdem spiele so ein Angebot durchaus eine Rolle bei der Gewinnung von neuen Fachkräften: „Wer Bike-Leasing anbietet, kann sich als attraktiver Arbeitgeber darstellen.“
>> STADTVERWALTUNG HAT DIENSTRÄDER
Die Stadtverwaltung kann zwar kein Bike-Leasing anbieten, doch in einigen Fachbereichen - zum Beispiel Umwelt - stehen den Mitarbeitern Dienstfahrräder zu Verfügung.
Darüber hinaus steht am Rathaus in Herne ein Dienstfahrrad für alle Mitarbeiter zur Verfügung. Es kann nach Anmeldung genutzt werden, besondere Voraussetzungen gebe es nicht, so die Stadt.