Herne. . Das Pilotprojekt mit Energiegutscheinen hat sich etabliert. Inzwischen nutzen rund 70 Mitarbeiter von Reifen Stiebling die indirekte Gehaltserhöhung.

Das bundesweit einmalige Pilotprojekt mit Energiegutscheinen hat sich etabliert. Inzwischen nutzen rund 70 Mitarbeiter des Herner Unternehmens Reifen Stiebling die indirekte Gehaltserhöhung.

Zum Hintergrund: Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern an, einen Teil ihrer Stromrechnung zu bezahlen. Der monatliche Wert liegt bei 44 Euro, das entspricht jenem Betrag, den eine Firma steuerfrei als zusätzlichen Gehaltsbestandteil seinen Beschäftigten zur Verfügung stellen kann. Der Auslöser, Energiegutscheine anzubieten, seien Gespräche mit Mitarbeitern gewesen, in denen er die Sorge gespürt habe, dass angesichts der steigenden Stromkosten immer weniger Geld zum Leben übrig bleibe, so Firmenchef Christian Stiebling. Mit dem Energiegutschein bekommen die Mitarbeiter Ökostrom der Herner Stadtwerke geliefert. „Als Herner Unternehmen möchte ich auch die Herner Wirtschaft stärken“, erläutert Stiebling die Partnerschaft.

Mittlerweile haben mehr als 70 von rund 200 Mitarbeitern zugegriffen. Zusätzliche Kosten für das Unternehmen: etwa 35 000 Euro. Auch jene an den Standorten in den anderen Städten. Neben dem Stammhaus hat Stiebling zehn Filialen im Ruhrgebiet und in Bocholt. Allerdings, das zeigen die Zahlen, gibt es noch deutlich Potenzial für mehr Gutscheine. Zwar habe man einige Mitarbeiter von anderen Anbietern gewonnen, dennoch gebe es nach wie vor Hemmungen, berichtet Personalleiterin Regina Gabryszczak.

Zu jenen, die zugegriffen haben, gehört Oliver Pohl, Filialleiter in Gelsenkirchen. Zwar sei er zunächst etwas skeptisch gewesen, so Pohl. Nun lautet sein Fazit: „Hervorragend. Ich bleibe dabei.“ Bei einer vierköpfigen Familie – inklusive eines stromintensiven Aquariums – habe er mit der Jahresrechnung keine Nachzahlung erhalten. Gabryszczak stellt folgende Rechnung auf: Wenn die jährliche Stromrechnung bei einer vierköpfigen Familie bei etwa 1250 Euro liege und man den Gutscheinbetrag von 528 Euro abziehe, ergebe sich eine Ersparnis von rund 40 Prozent.

Auch bei den Stadtwerken bewertet man den bisherigen Verlauf des Projekts als positiv. „Wir haben viel gelernt“, sagt Rolf Hartung, Mitarbeiter im Marketing, im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Die Stadtwerke hätten einige Anfragen von Energieanbietern aus anderen Städten zu den Gutscheinen erhalten. Ziel für die Zukunft sei es, solche Gutscheine anderen Unternehmen
anzubieten.