Herne landet beim ADFC-Test landesweit an zweiter Stelle – allerdings nur mit der Note 3,7. Vorsitzender Ulrich Syberg sieht Verbesserungsbedarf.
- Bei einer Umfrage landet die Fahrradfreundlichkeit in Herne auf den vorderen Plätzen
- Herner Bundesvorsitzender des ADFC, Ulrich Syberg, sieht Verbesserungsmöglichkeiten
- Stadt verweist auf ihren Masterplan Mobilität mit dem Schwerpunkt Radwege
Wer sich in Herne auf sein Fahrrad schwingt, der muss sich immer noch mit vielen Unzulänglichkeiten im Wegenetz anfreunden. Das weiß auch der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, der Eickeler Ulrich Syberg. Gleichwohl freut er sich über das aktuelle Ergebnis des ADFC-Fahrradklima-Tests, beim dem die Stadt - wieder - erstaunlich gut abschneidet. Deutschlandweit erreicht Herne in seiner Stadtgrößenklasse Platz elf von 38, landesweit landet die Stadt sogar auf Rang zwei von 14 bewerteten Kommunen.
Zu viele Bürger benutzen das Auto
Dabei hat sich die vergebene Note 3,7 im Vergleich zu vergangenen Jahren kaum verändert und sieht nur auf den ersten Blick grenzwertig aus. Denn deutschlandweit vergeben die befragten Biker der Fahrradfreundlichkeit in ihren Städten durchschnittlich nur die Note vier – ausreichend und damit deutlich verbesserungswürdig.
Positiv schnitt in Herne die Erreichbarkeit des Zentrums ab, ebenso, dass alle Ziele zügig per Rad erreichbar und viele Einbahnstraßen für Radler geöffnet sind. Negativ fielen die seltenen Falschparkerkontrollen auf Radwegen auf sowie die schlechte Führung an Baustellen und der unzureichende Winterdienst auf Radwegen.
In der aktuellen Studie wurden die Teilnehmer beispielsweise gefragt, ob das Radfahren in Herne Spaß macht und ob Radfahrer als Verkehrsteilnehmer anerkannt werden. Ganz oben landeten – grob zusammengefasst – Universitätsstädte und Kommunen im flachen Münsterland wie Münster, Göttingen, Erlangen, aber auch Bocholt, Reken und Heek. „Es ist schon eine Sensation, dass wir in NRW auf dem zweiten Platz gelandet sind, das ist eine Motivation für die Stadt“, freut sich Ulrich Syberg im Gespräch mit der WAZ.
Er war als ADFC-Chef natürlich am Freitag bei der Vorstellung des Ergebnisses in Berlin dabei. Syberg kritisiert aber auch, dass 72 Prozent der Bürger in Herne das Auto auch auf Kurzstrecken von bis zu vier Kilometern benutzten, obwohl hier doch das Rad sinnvoller sei. In Münster seien das vergleichsweise nur 40 Prozent.
Syberg regt an, das Radwegenetz auszubauen und dem Radfahrer „das Gefühl zu geben, dass er dort willkommen ist und er nicht ständig um Ampelmasten herumfahren muss.“ Das Fahrradfahren müsse bequem und sicher werden. Als Beispiel nennt er die Bochumer Straße, wo durch aufgemalte Fahrradspuren schon einiges verbessert worden sei. „Das reicht aber auf Dauer nicht aus, hier könnte man Auto- und Radverkehr durch Poller voneinander trennen, so wie man das in den USA bereits macht.“
Die Stadt gelobt Besserung: „Im Masterplan Mobilität nimmt der Radverkehr eine wichtige Rolle ein“, erklärt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Hier sei vor allem die Erschließung neuer Radtrassen wichtig.