Herne. . Im Doppelmordprozess gegen Marcel Heße hat jetzt die Mutter des ermordeten Christopher ausgesagt. Unter Tränen erinnerte sie sich an ihren Sohn.
Rund sieben Monate nach der schockierenden Nachricht vom Tod ihres Sohnes hat am Dienstag im Doppelmord-Prozess gegen Marcel Heße die Mutter (50) des getöteten Christopher ausgesagt. Es war für die Zeugin und Nebenklägerin aus Dortmund sicher einer der schwersten Gänge ihres Lebens.
Als die Mutter um 14.20 Uhr in Saal C240 des Bochumer Landgerichts im Zeugenbereich neben ihrer Anwältin Nicola Skoberne Platz nahm, war es mucksmäuschenstill im Saal. Was die 50-Jährige über ihren Christopher zu berichten hatte, ging unter die Haut. Nicht nur die Zeugin selbst rang mehrfach um Fassung und kämpfte leise mit den Tränen – auch mehrere Zuschauer ließen hinten im Saal ihren Gefühlen freien Lauf.
Opfer lud Obdachlose zum Essen ein
„Christopher hat in jedem Menschen immer nur das Gute gesehen. Er hat jeden und alles vor sich selbst gestellt“, sagte die Mutter den Richtern.
Wie groß sein Herz und wie authentisch seine Hilfsbereitschaft gewesen sei, verdeutliche, dass er sogar einmal bei sich zu Hause für einen völlig unbekannten Mann gekocht habe. „Er ist hingegangen, hat einen Obdachlosen zu sich eingeladen und dem Mann ein Drei-Gänge-Menü auf einer Tischdecke serviert“, erinnerte sich die 50-Jährige mit Stolz. „Er wollte einfach, dass es auch diesen Menschen gut geht.“ Das sei typisch Christopher gewesen.
Gesundheit leidet unter Prozess
Den letzten Kontakt hatte die Mutter am 5. März. Für das kommende Wochenende ab Freitag dem 10. März waren beide zwar schon fest verabredet. Weil es dennoch „total ungewöhnlich“ gewesen sei, dass Christopher („Er hat mich manchmal 30 Mal am Tag angerufen“) sich tagelang nicht gemeldet hat, fragte die – zu diesem Zeitpunkt noch völlig ahnungslose – Mutter am 9. März über folgende Whats-App-Nachricht nach: „Alles gut, mein Kind? Lebst Du noch?“ Heute weiß die Frau, dass ihr Sohn zu diesem Zeitpunkt bereits tot war.
Die Gewissheit um den schrecklichen Gewalttod ihres Sohnes und der Nerven aufreibende Mordprozess hat die Mutter gesundheitlich auf den Tiefpunkt gebracht. „Mich hat’s voll umgehauen“, sagte die 50-Jährige den Richtern.
Bewerbung als Zeitsoldat scheiterte
Der mutmaßliche Doppelmörder Marcel Heße, der vor wenigen Tagen 20 Jahre alt geworden ist, saß nur wenige Meter neben der Zeugin und präsentierte sich derweil unverändert: emotionslos, reglos und stumm.
Er hat über seinen Verteidiger bereits gestanden, am 6. März an der Fleithestraße erst den neunjährigen Nachbarjungen Jaden und tags darauf seinen Ex-Schulfreund Christopher in dessen Wohnung an der Sedanstraße umgebracht zu haben. Am 9. März hatte sich Marcel Heße in einer Grillstube an der Bismarckstraße gestellt und dabei auch erwähnt, dass er kurz zuvor in der Wohnung von Christopher Feuer gelegt hatte.
Der Prozess wird in dieser Woche fortgesetzt. Dann soll es auch um die Frage gehen, warum Marcel Heße mit seiner Bewerbung als Zeitsoldat von der Bundeswehr abgelehnt worden war. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Absage der Bundeswehr unter anderem einer der Gründe war, warum Marcel Heße zum Mörder geworden ist.