Herne. Die Ruhrkohle AG wird 2017 von Herne nach Essen ziehen. Zurzeit beschäftigt die RAG in ihrer Zentrale am Shamrockring noch rund 850 Mitarbeiter.

RAG-Aktiengesellschaft, Shamrockring 1, 44 623 Herne - so steht es im Briefkopf der Ruhrkohle AG. Das wird sich im September 2017 ändern: Die RAG-Zentrale wird dann einen Neubau an der Zeche Zollverein in Essen beziehen, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Zurzeit beschäftigt die RAG als Mieter im Bürokomplex Shamrockring noch rund 850 Mitarbeiter. Am Wanner Standort Pluto wird die Ruhrkohle AG allerdings auch über 2017 hinaus präsent sein.

Mehrere Gründe seien ausschlaggebend für den Umzug nach Essen, sagt RAG-Sprecher Christof Beike zur WAZ. Die „Symbolträchtigkeit“ des Weltkulturerbes Zollverein spiele ebenso eine Rolle wie die finanzielle Seite. 250 RAG-Mitarbeiter sollen ab 2017 „nach und nach“ aus Herne und Bottrop in der neuenHauptverwaltung zusammengeführt werden. Der Zeitpunkt für die endgültige Aufgabe des Standorts Shamrockring stehe noch nicht fest.

Die operativen Aufgaben der nach dem Auslaufen des Bergbaus im Jahre 2018 zu gründenden „Ewigkeitsgesellschaft“ sollen weiterhin von Wanne aus gesteuert werden, versichert die RAG. Dabei handele es sich vor allem um die Bereiche Grubenwasserhaltung und Bergschadensabwicklung. Wieviele Mitarbeiter künftig auf Pluto ihren Arbeitsplatz haben werden, konnte die RAG nicht sagen.

Oberbürgermeister Horst Schiereck reagierte mit Betroffenheit und Bedauern auf die Nachricht. Für die frei werdenden Büroflächen am Shamrockring bestehe wegen der attraktiven Lage aber die Perspektive, einen adäquaten Nachmieter zu finden. Er erwarte dabei auch die Unterstützung der RAG-Stiftung, die eine Verantwortung für diesen Standort habe, sagt Schiereck. Für manche Unternehmen in NRW könnten sich „durch veränderte Konzernstrukturen“ mittelfristig die Standortfrage stellen. „Herne mit dann gut 1000 freien Büroarbeitsplätzen muss deshalb rechtzeitig in den Fokus der Entscheidungsträger gelangen“, so der OB.

Überrascht, aber auch persönlich enttäuscht über die Entscheidung der RAG zeigte sich SPD-Fraktions-Chef Frank Dudda am Freitagt. „Das ist ein Bruch mit den Herner Wurzeln“, so Dudda zur WAZ. Der bisherige Gesprächsverlauf mit Verantwortlichen der RAG und der RAG-Stiftung habe dies nicht vermuten lassen. Besonders erstaunt habe ihn die Tatsache, dass die RAG auf Zollverein in einen Neubau ziehen wird.

Er sei zwar ein Fan eines „Technisches Rathauses“ am Shamrockring, müsse sich aber nun erst einmal einen Überlick über die Eigentumsverhältnisse auf dem Areal verschaffen.

„Das ist schade“, kommentiert Joachim Grollmann von der städtischen Wirtschaftsförfderungsgesellschaft (WFG) den Wegzug. So viele Großkonzerne gebe es nicht in Herne, so der WFG-Geschäftsführer.

Die Stadt könnte ab 2016 auch selbst Mieter im Bürokomplex am Shamrockring werden. Wie berichtet, will die Verwaltung dort ein Technisches Rathaus für rund 400 Mitarbeiter einrichten und hat dafür das bisher von der RAG genutzte vordere Gebäude des Komplexes ins Auge gefasst. Das Unternehmen hat diese Räumlichkeiten kürzlich freigezogen, um seine Abteilungen im hinteren Teil des Geländes zu konzentrieren. Die Verhandlungen der Stadt mit dem Eigentümer des Bürokomplexes sind zuletzt ins Stocken geraten.