Herne. . Die Stadt Herne hat einen Dieselgipfel veranstaltet und zahlreiche Maßnahmen für umweltschonende Mobilität gesammelt.

  • Deutsche Umwelthilfe verlangt auch von Herne kurzfristige Maßnahmen zur Luftverbesserung
  • Dieselgipfel offenbarte, dass Herne nicht bei Null anfängt und bereits Projekte auf den Weg gebracht hat
  • Stadttöchter rüsten ihre Flotten nach und nach auf Elektromobilität um

Die Bezirksregierung Arnsberg erhält in den kommenden Tagen Post aus Herne. Inhalt: eine umfangreiche Liste mit Maßnahmen, die in Herne bereits für die Luftreinhaltung eingeleitet wurden oder in Angriff genommen werden sollen. Sie sind das Ergebnis des Dieselgipfels, zu dem die Stadt am Freitag zahlreiche Stadttöchter, aber auch Taxi-Unternehmen oder Pflegedienste ins Rathaus eingeladen hatte. Das Ziel: Fahrverbote für Dieselfahrzeuge unbedingt vermeiden.

Zur Erinnerung: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat zahlreiche Städte in den Fokus genommen, weil dort die Belastung mit Stickoxiden die gesetzlichen Grenzwerte überschreitet. Dazu zählt Herne. Die DUH hat bei der Bezirksregierung Arnsberg beantragt, dass die Stadt schnellstmöglich Maßnahmen ergreift, um die Grenzwerte einzuhalten.

„Mit dem Dieselgipfel wollen wir zeigen, dass die Stadt nicht der Verursacher der Situation ist, aber alles tut, um Brachialmaßnahmen zu vermeiden“, so Oberbürgermeister Frank Dudda. „Wir starten nicht bei Null, sondern sind längst auf dem Weg“, ergänzte Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs.

Das Lastenrad-Pilotprojekt trägt dazu bei, die Emissionen in der Innenstadt zu reduzieren.
Das Lastenrad-Pilotprojekt trägt dazu bei, die Emissionen in der Innenstadt zu reduzieren. © Ralph Bodemer

Allerdings offenbarte sich im Laufe des intensiven Austauschs, dass der weitere Weg lang wird und Maßnahmen nicht kurzfristig greifen. Beispiel HCR: Die Hälfte der Flotte erfüllt bereits die Euro-6-Norm, die Fahrer nutzen ein System, das ihnen anzeigt, ob sie sparsam fahren. Selbstverständlich beschäftigt man sich mit dem Thema Elektro-Mobilität, doch die entsprechenden Busse seien noch nicht marktreif. Klar wurde, dass die städtischen Tochtergesellschaften ihre Flotten nach und nach auf „Stromer“ umrüsten. Auch andere nähern sich der Elektromobilität. Etwa die Caritas, die mit der TU Aachen im Gespräch sei, wie Bernd Zerbe erläuterte. Martin Klinger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, kündigte ein innenstadtnahes Projekt an, das das Thema Umwelt in den Mittelpunkt stellen wird, etwa mit Ladestationen für Elektromobile.

Widersinnige Gesetzgebung

Wie widersinnig zuweilen die Gesetzgebung ist, erläuterte Klaus Möllmann, Geschäftsführer des Fahrdienstes Hospi-Trans. Wenn ein Patient nach Münster gebracht werde, müsse der Fahrer erst nach Herne zurückkehren, ehe er ihn wieder in Münster abholen dürfe. Folge: zwei umweltschädliche Leerfahrten. Und bei den Taxi-Unternehmen steht die Pflicht zur Beförderung einem möglichen Dieselfahrverbot entgegen.

Am Ende des Gipfels hatte der OB eine Reihe von Projekten notiert, die schon gestartet oder in der Planung sind. Vom Aufbau einer Ladestruktur für E-Mobile bis zu einer Kampagne unter dem Titel „Geh doch mal zu Fuß“. Dudda: „Wir hinterfragen die Mobilität in unserer Stadt.“

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Mit dem Dieselgipfel - und den gesammelten Maßnahmen - sendet Herne ein klares Signal gegen Fahrverbote. Ob es anerkannt wird, bleibt abzuwarten.

Dass dieses Damoklesschwert über der Stadt hängt, ist einerseits Folge des Betrugs der Autohersteller, aber auch des Verhaltens der Deutschen Umwelthilfe. Sie nimmt die Städte ins Visier - ohne Rücksicht auf die Folgen.

Die Deutsche Umwelthilfe blendet aus, dass wirksame kurzfristige Maßnahmen kaum umzusetzen sind; sie blendet die Anstrengungen aus, die zum Beispiel Herne unternommen hat; sie blendet aus, dass weitere Anstrengungen finanziert werden müssen, sie blendet aus, dass Herne nicht auf einer Insel liegt und die Belastungen teilweise aus Quellen kommen, die die Stadt gar nicht beeinflussen kann.