Herne. . Konferenz mit 50 Gästen in der Martin-Opitz-Bibliothek: „Migration statt Stagnation?“ ist das Thema.

Als die 45. Tagung der „Arbeitsgemeinschaft der Bibliotheken und Dokumentationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropaforschung“ (ABDOS) im vergangenen Jahr zu planen war, stand angesichts der aktuellen Flüchtlingsbewegungen schnell fest, dass in Herne die Migration im Mittelpunkt stehen sollte. Gestern hat die internationale Arbeits- und Fortbildungstagung in der Martin-Opitz-Bibliothek (MOB) begonnen, veranstaltet zusammen mit der ABDOS und der Südosteuropa-Gesellschaft.

Die Tagung fragt unter dem Titel „Migration statt Stagnation?“ nach der Infrastruktur für die Ost- und Südosteuropaforschung in Zeiten des Wandels. Zu Gast sind um die 50 Vertreter und Vertreterinnen großer Bibliotheken und kleinerer Fachbibliotheken aus Polen, Weißrussland, der Ukraine, Russland, Tschechien, der Slowakei, der Schweiz, Österreich und Deutschland. Die Tagung findet einmal im Jahr statt, zuletzt in Graz. Auch in Minsk und Kattowitz haben die Experten schon getagt. Dass sich so viele internationale Experten in Herne versammeln, bezeichnete Bibliotheksleiter Hans-Jakob Tebarth als „Auszeichnung“. Die Vorträge werden auf Deutsch und Englisch gehalten.

Die Herner SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, beglückwünschte die MOB zu dem „Coup“, diese wichtige bibliothekswissenschaftliche Konferenz nach Herne geholt zu haben. Migration sei im Ruhrgebiet immer ein Thema gewesen. „Wir setzen auf die identitätsstiftende Kraft von Kultur und Bildung“, sagte sie.

Ebenfalls in Herne lebt Tanja Anstatt, Lehrstuhlinhaberin am Seminar für Slavistik der Ruhr-Universität Bochum. „Die slavischen Sprachen im Ruhrgebiet“ waren das Thema ihres Eröffnungsvortrages. In ihm zeigte sie u.a. anschaulich auf, welche sprachlichen Spuren die „Ruhr-Polen“ in der Region hinterlassen haben, die aus Schlesien als Bergleute kamen und zu Hochzeiten ein Viertel der Bevölkerung in den Städten bildeten. Auch wenn es einen Teil zurückzog, seien noch heute viele Familiennamen im Ruhrgebiet polnischen Ursprungs, zum Teil auch angepasst. Die meisten ins Deutsche übernommenen Begriffe wie „Mottek“ für Hammer hätten sich aber nicht dauerhaft gehalten.

Zur Tagung gehört ein Rahmenprogramm. Am Montagnachmittag waren die Tagungsteilnehmer zu Gast im Herner Rathaus.