Herne. Die DLRG beklagt, dass viele Kinder nach der Grundschule nicht richtig schwimmen können. In Herne ist nur ein Schwimmbecken für Kurse verfügbar.
- DLRG hat Wartezeiten auf einen Platz im Schwimmkurs von bis zu einem halben Jahr
- Viele Kinder könnten auch nach der Grundschule noch nicht richtig schwimmen
- In Herne gibt es nur ein Lehrschwimmbecken für die Kurse, in Wanne-Eickel sieht es besser aus
Sonnenschein von morgens bis abends, Temperaturen von über 30 Grad: Für die DLRG Wanne-Eickel heißt an den Sommer-Wochenenden, höchste Wachsamkeit zu zeigen. „Klar wird im Kanal geschwommen“, sagt Ursel Müller, die gerade wieder zur ersten Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt wurde. „Aber zum Glück wird nicht mehr so viel wie früher von den Brücken gesprungen. Das ist lebensgefährlich.“
Von ihrer Wachstation am Rhein-Herne-Kanal, gegenüber der Künstlerzeche Unser-Fritz, fahren die Ehrenamtlichen der DLRG mit ihren Booten an den Wochenenden den Abschnitt bis zum Herner Meer in östlicher Richtung ab, in westlicher auch noch ein Stück Richtung Gelsenkirchen. Denn längst nicht jeder, der Abkühlung im Kanalwasser sucht, ist ein sicherer Schwimmer – oder kommt trotzdem in Schwierigkeiten.
Viele Kinder können nicht schwimmen
„Es können immer weniger Leute schwimmen, insbesondere Kinder nicht. Viele verlassen heutzutage die Grundschule, ohne schwimmen gelernt zu haben“, kritisiert Daniela Tuttass, die gemeinsam mit Cornelia Frisch die Öffentlichkeitsarbeit für die DLRG Wanne-Eickel übernommen hat.
Sie will das gar nicht als Vorwurf der Schule oder den Lehrern gegenüber verstanden wissen: Für den Schwimmunterricht stehe während der Schulstunden oft zu wenig Zeit zur Verfügung, das Angebot an Lehrschwimmbecken sei begrenzt und nicht zuletzt: „Gehen Sie mal mit 25 Kindern in ein Schwimmbad. Das ist schon heftig.“
380 Seepferdchen-Prüfungen in 2016
Daniela Tuttass selbst hat schon früh schwimmen gelernt. Bis zu ihrem 20. Lebensjahr war die heute 40-Jährige bei der DLRG aktiv und ist nach der Kinderpause wieder eingestiegen. Cornelia Frisch kann sich als gebürtige Papenburgerin gar nicht daran erinnern, dass sie jemals nicht schwimmen konnte: „Das war bei uns einfach so“, sagt die 53-Jährige.
Als sie dann ihren Mann, einen Wanne-Eickeler und aktives DLRG-Mitglied heiratete, heiratete sie die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft gleich mit.
Sowohl Daniela Tuttass als auch Cornelia Frisch sind aktiv in der Schwimmausbildung von Kindern. Etwa 380 „Seepferdchen“ haben sie im vergangenen Jahr abgenommen. „Manche Kinder schaffen das schnell, andere brauchen lange“, sagt Daniela Tuttass. Aber dass jemand das Schwimmen gar nicht lerne, das passiere eigentlich nie.
Nur ein Lehrschwimmbecken in Herne
Zurzeit steht der DLRG zur Schwimmausbildung ein Stundenkontingent in den Lehrschwimmbecken an der Gustav-Adolf-Schule in Eickel, an der Michaelschule in Bickern und im Augenblick noch an der Claudiusschule in Wanne zur Verfügung.
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Letzteres soll jedoch demnächst geschlossen werden, neun Unterrichtsstunden in der Woche fallen dann weg. Zum Ausgleich soll die DLRG Stunden im Lehrschwimmbecken an der ehemaligen Görresschule bekommen. Und das Wananas? „Das muss erst mal wieder öffnen“, sagt Ursel Müller trocken.
Personalintensive Betreuung
Obwohl sich die DLRG mehr Möglichkeiten wünscht, Kindern und auch Erwachsenen das Schwimmen beizubringen, sei man in Wanne-Eickel noch vergleichsweise gut dran: In Herne, so Ursel Müller, gebe es nur ein einziges Lehrschwimmbecken: das am Otto-Hahn-Gymnasium. Außerdem könne die DLRG in Wanne-Eickel auf 30 bis 40 Ehrenamtliche zurückgreifen, die sich aktiv bei der Schwimmausbildung einbringen.
Denn die sei personalintensiv: Bei jedem Schwimmkurs für eine Gruppe von 15 bis 18 Kindern seien ein Ausbilder und zwei Helfer dabei, die aber auch beide das Rettungsschwimmabzeichen in Silber abgelegt haben. Einer von ihnen sei immer am Rand, um zum Beispiel auch Kinder begleiten zu können, die mal eine Toilette aufsuchen müssen.
Die Kurse, die die DLRG anbietet, umfassen je zehn Unterrichtseinheiten zu 45 Minuten und finden außerhalb der Ferienzeiten statt. Kinder werden nur zu Beginn eines neuen Kurses aufgenommen, und das klappt nicht immer sofort: Wir haben Wartezeiten bis zu einem halben Jahr“, bedauert Daniela Tuttass. Denn sie ist der festen Überzeugung: „Je eher ein Kind schwimmen lernt, desto besser.“
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Um das „Seepferdchen“ abzulegen, muss ein Kind eine Strecke von 25 Metern ohne Unterbrechung schwimmen, vom Rand ins Becken springen und einen Gegenstand aus dem schultertiefen Wasser mit den Händen heraufholen.
Für das Seepferdchen weicht die DLRG Wanne-Eickel mit den Kursen ins Hallenbad aus: Die Lehrschwimmbecken bieten keine 25-Meter-Bahn und sind für den Sprung vom Beckenrand zu flach.
Die Wanner Mondritter bieten schon länger an, für alle Wanne-Eickeler Grundschulen die Kosten für die Schwimmausbildung bei der DLRG zu übernehmen; viele machen davon Gebrauch. Das Angebot der Mondritter gilt inzwischen auch für Kindertagesstätten.