Herne. . Der internationale Prüfdienstleister TÜV Rheinland baut einen festen Standort in Herne auf. Er kooperiert mit der RAG-Werkstoffprüfung auf Pluto.

  • TÜV richtet bei der RAG den ersten festen Standort im Bereich der Werkstoffprüfung ein
  • Besonderheiten sind die Prüfungen von Förderketten und Fördergurten
  • Die komplette Übernahme von der RAG erfolgt im Juli 2018, Mitarbeiter werden übernommen

Das Ende des deutschen Steinkohlebergbaus rückt näher. Ende kommenden Jahres wird die letzte Lore ans Tageslicht befördert. Das bringt dem Standort Pluto in Bickern in Zukunft eine Reihe von Veränderungen (siehe auch Infokasten). Doch der Abschied vom Bergbau vollzieht sich schon jetzt. Eine der ersten Etappen: Die Werkstoffprüfung kooperiert seit wenigen Wochen mit dem TÜV Rheinland.

TÜV Rheinland ist weltweit aktiv

In der Vergangenheit war die RAG-Werkstoffprüfung ausschließlich dem Bergbau vorbehalten. In dem Labor an der Wilhelmstraße wurden – und werden nach wie vor – Förderketten und Gurte auf ihre Belastbarkeit untersucht, um so die Sicherheit in den Bergwerken zu gewährleisten. Diese Aufgabe würde mit dem Ende des deutschen Steinkohlebergbaus verschwinden, doch mit dem Einstieg des TÜV Rheinland bleibt sie erhalten.

Werkstoffprüfer Reiner Binder begutachtet Schäden an Gummiproben nach ihrem Prüfdurchlauf im RAG-Labor für Werkstoffprüfung.
Werkstoffprüfer Reiner Binder begutachtet Schäden an Gummiproben nach ihrem Prüfdurchlauf im RAG-Labor für Werkstoffprüfung. © Jürgen Theobald

Mit dem TÜV Rheinland kommt ein internationaler Konzern nach Bickern. Der Prüfdienstleister ist ein global agierender Konzern, der im Jahr 2015 den Umsatz von rund 1,88 Milliarden Euro erwirtschaftete, wobei mehr als die Hälfte des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet wurde. Da erstaunt fast ein wenig, dass es noch weiße Flecken auf der TÜV-Landkarte gibt. „Durch die Zusammenarbeit mit der RAG schlagen wir im Bereich der Werkstoffprüfung einen großen Pflock im Ruhrgebiet ein“, erläutert TÜV-Prokurist Jürgen Dartmann im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Bislang habe in diesem Segment ein fester Standort des TÜV Rheinland im Ruhrgebiet gefehlt.

Bergbau-Markt wächst international

Die Expansionsstrategie macht Sinn. Zwar läuft in Deutschland der Steinkohlebergbau aus, doch im internationalen Maßstab ist das ein wachsender Markt. Es habe bereits erste Anfragen gegeben, so Dartmann. Außerdem: Förderketten und -gurte werden nicht nur im Bergbau benötigt, sondern auch in anderen Industriezweigen. Außerdem hat der TÜV Rheinland auch die Produzenten von Ketten und Gurten als potenzielle Kunden im Blick. Bei der Akquise kann das Unternehmen vor allem mit zwei Argumenten punkten: Einerseits ist die RAG-Werkstoffprüfung ein offiziell akkreditiertes Prüflabor, andererseits verfügt es über Maschinen, von denen es nicht viele Exemplare gibt. Dartmann hofft, mit diesem Alleinstellungsmerkmal punkten zu können.

Werkstoffprüfer Reiner Binder testet  Gummiproben auf ihre Reißfestigkeit.
Werkstoffprüfer Reiner Binder testet Gummiproben auf ihre Reißfestigkeit. © Jürgen Theobald

Darüber hinaus will der TÜV Rheinland auf Pluto das Geschäft mit Standardprüfungen im Bereich „reißen, biegen, brechen“ aufbauen, also Schweißnähte prüfen oder Oberflächen analysieren. Dabei handelt es sich um einen umkämpften Markt. Um hier Fuß zu fassen, müsse man im Ruhrgebiet präsent sein, weil hier die Kunden sitzen.

Im Juli 2018 wird der TÜV das Labor komplett übernehmen. Mitarbeiter, die nicht unter die Ruhestandsregeln der RAG fallen, würden übernommen, so Dartmann.

>> PLUTO NACH 2018 WICHTIGER STANDORT

Der Standort Pluto wird auch nach Auslaufen der Steinkohleförderung erhalten bleiben. Er wird mit mehreren hundert Mitarbeitern nach Essen der zweitgrößte RAG-Standort sein.

Folgende Bereiche werden in Zukunft in Bickern angesiedelt sein: das operative Geschäft der Grubenwasserhaltung (inklusive der zentralen Warte); die Hauptstelle der Grubenrettung; die Abteilung „Altbergbau, Bergschäden, Liegenschaften“; das Zentralarchiv; der Servicebereich Belegschaft.