In Gelsenkirchen am Rhein-Herne-Kanal hat die Wanne-Eickeler Heitkamp Umwelttechnik eine alte Rohrbrücke „zurückgebaut“. Nur wenige schauten zu.

Die Wanne-Eickeler Heitkamp Unternehmensgruppe hat schon viele ungewöhnliche Projekte gemeistert. Sie hat Start- und Landebahnen an Flughäfen in Rekordzeit saniert, eine denkmalgeschützte Brücke quasi Stein für Stein renoviert, und sie wird die erste „Legobrücke“ in Deutschland bauen. Die Ausnahme ist für Heitkamp also der Normalfall. Wie bei einem Projekt am Wochenende in Gelsenkirchen am Rhein-Herne-Kanal. Heitkamp Umwelttechnik hat eine alte Rohrbrücke „zurückgebaut“. Im Klartext abgerissen. Hauptdarsteller: ein 750-Tonnen-Kran.

Schweißer trennen die Brücke von den Stahlfüßen.
Schweißer trennen die Brücke von den Stahlfüßen. © Martin Möller

„Die Herausforderung bei diesem Einsatz liegt in der Reichweite“, sagt Andreas König, Bauleiter bei der Heitkamp Unternehmensgruppe. Der Kran kann nicht so nahe ans Ufer, wie es optimal wäre. „Das beeinträchtigt die Hebeleistung.“

Bis ins Jahr 1966 versorgte die Rohrleitungsbrücke die Zeche und Kokerei Graf Bismarck mit Strom; sie hätte also schon längst zurückgebaut werden können, wie es im Fachjargon heißt. Dass das nicht geschah, lag daran, dass der Eigner RAG andere Prioritäten hatte. Kabel und Leitungen aber sind schon vor Jahren „beräumt“ worden.

70 Meter lang und 35 Tonnen schwer

Vier Traversen aus Nylon-Rundschlingen greifen mit Haken die 70 Meter lange und 35 Tonnen schwere Brücke über den Rhein-Herne-Kanal. Die Bereiche „Emscher“ und „Mittelinsel“ sind bereits in den vergangenen Tagen entfernt worden. Es ist fast windstill an diesem Samstagmorgen; die Sonne scheint. „Bei zu viel Wind würde der Kran nicht arbeiten“, sagt Projektingenieur Marc-Ulrich Goer, „das geschieht automatisch“. Drei Jahre lang brauchte Goer allein für die Planung des Unterfangens, an dem zwölf Mitarbeiter der Wanne-Eickeler Firma Heitkamp beteiligt sind. Goer brauchte eine Abbruchgenehmigung der Stadt Gelsenkirchen, die Radwege musste mussten in Abstimmung mit verschiedenen Institutionen gesperrt werden, ein Okay der Deichaufsichtsbehörde wurde benötigt, und auch eine strom- und schifffahrtspolizeiliche Erlaubnis sowie die Genehmigung des Wasser- und Schifffahrtsamts Duisburg-Meiderich mussten eingeholt werden.

Am schwierigsten jedoch war es, den Kran zu bekommen. „Solche schweren Kräne sind im Dauereinsatz“, weiß Goer. Sie werden häufig für den Bau von Windkraftanlagen eingesetzt.

RAG hält die Operation geheim

Immerhin steht er auf festem Boden. Ein Großteil der Fläche am Ufer ist asphaltiert worden. Dazu beschweren Kontergewichte den 42 Meter hohen Kran; diese heranzuschaffen – dazu waren 20 Sattelschlepper im Einsatz. Und um überhaupt an den Kanal zu gelangen, wurde einen Monat lang eine Straße gebaut, die von der Adenauerallee zum Einsatzort führt.

Nur wenige Bürger beobachten das Geschehen. Die RAG hat ihre Operation ziemlich geheim gehalten. Zu viele Schaulustige hätten ein Sicherheitsrisiko bedeutet.

Der Kran greift jetzt die Brücke, schwenkt sie über den Kanal, legt sie am Ufer nieder. Und jetzt? „Der Schrott wird wiederverwertet, er wird eingeschmolzen, neuer Stahl wird daraus gemacht“, sagt Goer.

>> Unternehmen Heitkamp feiert 125-jähriges Bestehen

Das Bauunternehmen Heitkamp feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen.

Die Unternehmensgruppe besteht aus drei unterschiedlichen Einheiten: Erd- und Straßenbau, Umwelttechnik und Brückenbau.Darüber hinaus werden beim Heitkampus,der im vergangenen Jahr gegründet wurde, Fachveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen angeboten.

Das Unternehmen hat zurzeit etwa 300 Beschäftigte.