Herne. Die sieben Direktkandidaten für die Landtagswahl über ihre Ziele, die wichtigsten Wahlkampfthemen, ihre Heimatstadt und politische Vorbilder.
Der 17. Düsseldorfer Landtag wird am 14. Mai gewählt - in 128 Wahlkreisen sowie aus den Landeslisten der Parteien. Das Herner Stadtgebiet teilt sich auf in zwei Wahlkreise: Zu Herne I, dem „großen“ Wahlkreis, gehören die Stadtbezirke Herne-Mitte, Sodingen und Wanne. Die Menschen im Bezirk Eickel geben ihre Stimmen dagegen in Bochum III - Herne II ab; Bochumer Wähler sind hier klar in der Mehrheit.
Diese sieben Direktkandidaten stehen im Landtagswahlkreis Herne I (110) am 14. Mai zur Wahl:
- Alexander Vogt (SPD): 38, verheiratet, ein Sohn (6) und eine Tochter (3), Journalist, derzeit Landtagsabgeordneter, seit 1997 SPD-Parteimitglied
- Sven Rickert (CDU): 42, verheiratet, keine Kinder, Fraktionsgeschäftsführer der CDU-Ratsfraktion Herne und QVC-Kundenbetreuer, seit 1997 CDU-Parteimitglied
- Raoul Roßbach (Grüne): 30, Liiert, aber nicht verheiratet. Keine Kinder, Kommunikations- und Politikwissenschaftler, seit 2004 Grünen-Parteimitglied
- Thomas Nückel (FDP): 54, gebunden & doch ledig, Journalist, derzeit Landtagsabgeordneter, seit 1979 FDP-Parteimitglied
- Michael Eilebrecht (Piraten): 53, Witwer, zwei Kinder (29, 24), Kfz.-Mechaniker, PC und Netzwerktechniker nach IHK Cisco, und Linux zertifiziert, seit 2012 Parteimitglied bei den Piraten
- Christopher Krogull (Linke): 24, verheiratet, verheiratet, keine Kinder, Stundent, seit 2016 Parteimitglied
- Peter Weispfenning (MLPD): 49, seit 20 Jahren in festen Händen, Rechtsanwalt, seit 1989 MLPD-Parteimitglied
Die WAZ hat sie nach ihren Wahlkampfthemen, ihrer Heimatstadt und politischen Vorbildern befragt. Die Kandidaten im Fakten-Check:
1. Welche politischen Ämter haben Sie?
Alexander Vogt (SPD)
Partei: Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Herne, Mitglied des Landesvorstands der NRW-SPD, stellvertretender Vorsitzender des SPD-OV Altenhöfen; Landtag: Mitglied im Wirtschaftsausschuss des Landtags und im Ausschuss für Kultur- und Medien. Sprecher für Medienpolitik der SPD-Fraktion. Mitglied des WDR-Rundfunkrats
Sven Rickert (CDU)
Mitglied des Vorstandes im Ortsverband Sodingen-Horsthausen, im Stadtbezirksverband Sodingen und im geschäftsführenden Kreisvorstand der CDU Herne. Stadtverordneter und Mitglied der Verbandsversammlung im Regionalverband Ruhr („Ruhrparlament“).
Raoul Roßbach (Grüne)
Mitglied des Herner Stadtrats
Thomas Nückel (FDP)
Mitglied im Kreisvorstand Herne, Bezirksvorstand Ruhr, Landesvorstand NRW;Mitglied der Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW (LfM-NRW)Medienpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion
Michael Eilebrecht (Piraten)
Bezirksvertretung Eickel, SB Umweltausschuss, Schularbeitskreis, Job Center Watch, Mitläufer
Christopher Krogull (Linke)
Landessprecher „Forum Demokratischer Sozialismus“
Peter Weispfenning (MLPD)
Mitglied im Zentralkomitee, Pressesprecher der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands
2. Wer ist Ihr politisches Vorbild?
Alexander Vogt (SPD)
Ich finde Entscheidungen von verschiedenen Personen vorbildhaft: Otto Wels, der die Nein-Stimmen zu Hitlers Ermächtigungsgesetz vertreten hat, die Ost-Politik von Willy Brandt oder auch das Nein Gerhard Schröders zum Irak-Krieg.
Sven Rickert (CDU)
Angela Merkel mit ihrer politischen Besonnenheit und Gradlinigkeit
Raoul Roßbach (Grüne)
Spätestens seit Sonntag: Robert Habeck
Thomas Nückel (FDP)
Hans-Dietrich Genscher, Rudolf Augstein & Benjamin Constant (1767-1830)
Michael Eilebrecht (Piraten)
Martin Luther King
Christopher Krogull (Linke)
Julius Kabarage „Mwalimu“ Nyerere
Peter Weispfenning (MLPD)
Lenin, der vor 100 Jahren die Oktorberrevolution führte - sie bewies, dass man etwas grundsätzlich ändern kann.
3. Was mögen Sie an Herne? Und was stört Sie am meisten?
Alexander Vogt (SPD)
Ich mag die Offenheit der Menschen, von denen viele anpacken um unsere Stadt lebenswerter zu machen und natürlich mag ich die Cranger Kirmes.Es stört mich, wenn alles schlecht geredet wird – insbesondere von Menschen, die noch nie in unserer Stadt waren.
Sven Rickert (CDU)
Ich mag die Offenheit der Menschen und die Lage der Stadt im Herzen des Ruhrgebiets; trotz der Zentralität gibt es noch viele schönen Ecken mit Kanallandschaft und Grünflächen.Schade finde ich hingegen, dass Herne und Wanne-Eickel immer wieder unterschätzt werden.
Raoul Roßbach (Grüne)
Herne ist meine Heimatstadt, hat mitten im Ruhrgebiet alle Vorzüge einer großen Metropole und ist dabei überschaubar, grün und vielfältig.Sätze wie: „Früher war alles besser“ und „Daran kann man eh nichts machen“ fallen in Herne zu häufig.
Thomas Nückel (FDP)
Ich mag die Menschen und ihre Art (zuweilen rau aber herzlich & unaufgeregt) sowie die verkehrsgünstige Lage der Stadt.Mich ärgert, dass die Stadt die Pflege ihrer eigenen Attraktivität für Menschen und Gewerbe vernachlässigt hat.
Michael Eilebrecht (Piraten)
Ich mag die Menschen hier, weil sie ihr Herz auf der Zunge tragen.Die Ungleichbehandlung zwischen den Innenstädten Herne und Wanne-Eickel.
Christopher Krogull (Linke)
Am meisten mag ich die Symbiose von Großstadtflair mit Kompaktheit; dass man alles schnell erreichen kann und trotzdem auf nichts verzichten muss.Was mich am meisten stört, ist das Fehlen einer alternativen Jugendkultur.
Peter Weispfenning (MLPD)
Ich mag besonders: Den Menschenschlag, der vom Bergbau geprägt wurde.Mich stört am meisten: Der RAG-Konzern, der die Zechen stilllegen will, den Bergbaurentnern das Deputat klaut und unser Trinkwasser durch den unter Tage eingebauten Giftmüll vergiften will.
4. Welches landespolitische Thema ist für Herne das wichtigste?
Alexander Vogt (SPD)
Eine gerechte Bildungspolitik, bei der das Weiterkommen der Kinder nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängt. Darum wollen wir gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Uni – das ist gerade für die Zukunft unserer Stadt wichtig.
Sven Rickert (CDU)
Bildung mit allen Aspekten (den Zustand und die Ausstattung der Gebäude; Bekämpfung von Unterrichtsausfall und Lehrermangel, Umsetzung von Inklusion und Integration).Denn gute Bildung ist eine Investition in die Zukunft unserer Kinder und unserer Gesellschaft.Viele Folgeprobleme wie Arbeitslosigkeit, sozialer Abstieg und Kriminalität bis hin zur Altersarmut können durch eine gute Bildung reduziert werden.
Raoul Roßbach (Grüne)
Bildungsgerechtigkeit. Für die Zukunft unserer Stadt brauchen wir jedes Talent, unabhängig vom Einkommen oder Abschluss der Eltern. Ich möchte daran arbeiten, dass jede und jeder in Herne alles erreichen kann was in ihm*ihr steckt.
Thomas Nückel (FDP)
Die Wirtschaft und damit die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist das wichtigste Thema. Mit überzogenen Vorschriften und Steuererhöhungen bremst Rot-Grün die Entwicklung in Handwerk und Gewerbe und verteuert das Bauen und Wohnen, deshalb brauchen gerade wir Herner und Wanne-Eickeler endlich einen echten Politikwechsel in Nordrhein-Westfalen!
Michael Eilebrecht (Piraten)
Kommunalfinanzen, Inklusion.Durch mehr finanziellen Spielraum wäre es möglich, den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben.Die Schulen müssen in Herne, wie in NRW, mehr Geld bekommen, damit ein baulicher und auch personeller Standard geschaffen werden kann.
Christopher Krogull (Linke)
Herne ist massiv betroffen von Armut und schlechten Arbeitsverhältnissen. Deshalb wird gerade alles, was im Land zu mehr sozialer Gerechtigkeit beitragen kann, eine zentrale Rolle spielen.
Peter Weispfenning (MLPD)
Die Regelung der Kommunalfinanzen. Die Verschuldung der NRW-Kommunen stieg zwischen 2005 und 2015 um 34 Prozent auf über 62 Milliarden Euro, während die Steuern für die Konzerne teils drastisch sanken. Wir brauchen einen Zins- und Schuldenschnitt für die Kommunen.
5. Warum sollen die Herner Sie und Ihre Partei wählen?
Alexander Vogt (SPD)
Die SPD hat in den letzten Jahren gezeigt, dass positive Veränderung möglich ist: mehr Geld für Städte wie Herne, ein Schulsanierungsprogramm mit 26 Millionen Euro für Schulen in unserer Stadt und fast doppelt so viele Neueinstellungen bei der Polizei wie unter der CDU/FDP-Regierung. Mehr Gerechtigkeit, ein starkes Ruhrgebiet und ein lebenswertes Herne – dazu will ich auch weiterhin beitragen.
Sven Rickert (CDU)
Ich glaube fest, dass NRW mehr kann und mehr verdient als rot-grün.Wir haben zurzeit ein miserables Ranking bei U3-Betreuung, Kriminalitätsbekämpfung und Wirtschaft; führend sind wir bei Kinderarmut, Unterrichtsausfall, Staukilometer und Bürokratie.Es ist Zeit für die CDU - für einen Wechsel, der NRW wieder nach vorne bringt.
Raoul Roßbach (Grüne)
1. Wir schützen unsere Umwelt und sorgen dafür, dass Herne Grün bleibt und Grüner wird.2. Wir werden die Wirtschaft ökologisch modernisieren und Hernes Lage nutzen um mehr gute Jobs hier zu schaffen.3. Wir werden im Landtag für jeden Euro für die Kommunen kämpfen, damit unsere Stadt in die Zukunft investieren kann.
Thomas Nückel (FDP)
Die rot-grüne Landesregierung hat ihre Politik an unserer Stadt vorbei gemacht und Kernaufgaben wie die Bildung unserer Kinder, die Verkehrsmobilität oder die Sicherheit vernachlässigt. Nur die FDP streitet für weltbeste Bildung – beispielsweise in der Kita durch flexiblere Öffnungszeiten und moderne Schulen, deren Zustand, Wertschätzung für Kinder zeigt. Die FDP will die Bürokratie entrümpeln, um die Potentiale der Wirtschaft zu entfesseln, damit Start-ups, Handwerk, Mittelstand und Industrie für neue Arbeitsplätze durchstarten können und uns zur Gründerregion Nummer 1 machen.
Michael Eilebrecht (Piraten)
Weil wir Politik für den Bürger und mit dem Bürger machen.Weil die Zukunft schon längst angefangen hat und wir zu lange hinterherlaufen (z.B. Elektromobilität).Wir sind wählbar und nicht käuflich.
Christopher Krogull (Linke)
Die Linke ist die einzige Partei, die sich für die Interessen all jener einsetzt, die von sozialer Ungerechtigkeit und von Armut betroffen sind. Wir stehen darüber hinaus nicht für eine Partei FÜR die Menschen, sondern eine Gestaltung der Politik MIT den Menschen im Land - und wir wollen dafür sorgen, dass ein gutes Leben für alle in NRW möglich wird.
Peter Weispfenning (MLPD)
Konsequent – trete ich seit über 30 Jahren für den Sozialismus ein, moderiere seit 13 Jahren Woche für Woche die Herner Montagsdemo, war 2015 Leiter der 1. Brigade zum Aufbau eines Gesundheitszentrums in Kobane (Syrien). Konsequent – ist die Internationalistische Liste/MLPD für Arbeiterinteressen, radikalen Umweltschutz; sie ist echter Protest, für das Recht auf Flucht und antikapitalistisch. Konsequent – keine Stimme verschenken an Parteien, die garantieren, dass sich nichts ändert.
Die WAZ hat auch den Direktkandidaten im Wahlkreis 109 / Bochum III - Herne II Fragen gestellt. Die Antworten finden Sie hier:
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