Herne. . Von wegen „abgehängte Stadt“: OB Frank Dudda zeichnet in der ARD ein anderes Bild von Herne. Ein Stadtmitarbeiter rückt ebenfalls in den Fokus.
- Oberbürgermeister Dudda wehrt sich im ARD-Morgenmagazin gegen die Bewertung „abgehängt“ für Herne
- Er spricht von einem „Boom“ und verweist auf fünf Großansiedlungen in vergangenen Jahren
- Stadtstatistiker Marquardt rückt ebenfalls in Fokus: Er wies Bund Fehler in „Abgehängt“-Studie nach
Der Kontrast hätte nicht größer sein können: Aufnahmen von der dunklen Bahnhofsunterführung, einer Spielhalle und einem abgerissenen Plakat zeigt das ARD-Morgenmagazin am Donnerstag um 7.41 Uhr in einem kurzen Filmbeitrag über Herne. Und im nächsten Moment zeichnet Oberbürgermeister Frank Dudda im Kölner ARD-Studio im Interview ein ganz anderes Bild.
„Herne boomt, wir sind guter Dinge und leben gerne in dieser Stadt“, sagt er zu Anna Planken. Die Moderatorin hat zuvor mit ihrer Frage allerdings auf etwas Anderes gezielt: die Feststellung der Bundesregierung, dass Herne eine „abgehängte“ Stadt sei.
„Wir haben Probleme, was die Finanzierung anbelangt. Und da muss uns der Bund helfen“, sagt Dudda dazu im Morgenmagazin. Vor allem bei den „explodierenden“ Kosten der Unterkunft für Menschen mit sozialen Belastungen brauche Herne einen Ausgleich.
OB schlüpft in die Rolle des Herne-Botschafters
Der Landesregierung zollt der Oberbürgermeister ein verhaltenes Lob für die Unterstützung unter anderem durch den Stärkungspakt, um kurz darauf wieder in die Rolle des Herne-Botschafters zu schlüpfen: „Wir haben die Trendwende geschafft in den letzten Jahren. Wir hatten fünf Großansiedlungen mit hunderten Arbeitsplätzen. Ich frage Sie“, fragt Dudda die Moderatorin. „Wie viele Städte in Deutschland haben das geschafft?“
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Nach der letzten Antwort Dudda moderiert Anna Planken ab mit den Worten: „Sagt Frank Dudda, der auf keinen Fall die Plakette ,Abgehängt’ für seine Stadt akzeptieren will.“ Es folgt ein Einspieler über die Sängerin und Pianistin Alexa Feser, die ins Mikro haucht: „Wir werfen Anker aus Humor, halten uns an ihnen fest und vielleicht ist dieses Leben ja tatsächlich nur ein Test ...“.
Herner Stadtmitarbeiter weist Bund Fehler nach
Um kurz nach zehn sitzt der Oberbürgermeister schon wieder im Herner Rathaus an seinem Schreibtisch und blickt im Gespräch mit der WAZ auf seinen TV-Auftritt zurück: „Es ist ganz gut gelaufen.“ Er habe aber eigentlich noch viel mehr sagen wollen. Zum Beispiel, dass eine arme Stadt wie Herne 2016 wieder drei Millionen Euro Solidarbeitrag in den Osten habe transferieren müssen. Und dass aufgrund der guten Gewerbesteuerentwicklung in Herne sogar noch ein Nachschlag von 300 000 Euro fällig geworden sei.
In den Blickpunkt rückt am Donnerstag jenseits der Herner Stadtgrenzen aber nicht nur Hernes Oberbürgermeister, sondern auch Klaus Marquardt. Der Statistik-Experte des Fachbereichs Stadtentwicklung hat dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung einen peinlichen Fehler in der „Abgehängt“-Untersuchung nachgewiesen: Bei den Bevölkerungsdaten waren die Angaben der unter 15-Jährigen und über 75-Jährigen versehentlich vertauscht worden.
Das hatte Folgen - für Oberhausen und Gelsenkirchen, die nun offiziell nicht mehr als „abgehängt“ gelten. Aus Gelsenkirchen gab es dafür am Donnerstag schon ein dickes Dankeschön.
Dudda beklagt Methodik der „Abgehängt“-Studie
Der Oberbürgermeister der nach wie vor „abgehängten“ Stadt beklagt derweil gegenüber der WAZ die rückwärtsgewandte Untersuchung“ des Bundes und die Methodik.
Aber vielleicht kann er nach seinem gelungenen Auftritt im ARD-Morgenmagazin diese und die Botschaft vom „boomenden“ Herne demnächst auch in anderen TV-Sendungen rüberbringen.