Herne. . Straßenbahnnutzern in Wanne-Eickel drohen Verschlechterungen: Nach einem Gutachten will Bochum den Takt auf Teilen der Linie 306 beschränken.
- Nachbarstadt schlägt Ausdünnung in ihrem Entwurf zu neuem Nahverkehrsplan vor
- 15-Minuten-Takt könnte Umsteigemöglichkeiten in Züge und Busse beeinträchtigen
- Wanne-Eickeler Streckenabschnitt wurde vor einigen Jahren ausgebaut, um die 306 zu beschleunigen
Straßenbahnnutzern in Wanne-Eickel drohen Verschlechterungen. Der Grund: Die Nachbarstadt Bochum bereitet zurzeit ihren neuen Nahverkehrsplan vor - und der sieht für die Linie 306 auf Wanne-Eickeler Stadtgebiet eine Ausdünnung des Takts von 10 Minuten auf 15 Minuten vor.
Die Pläne sehen für die Linie 306 eigentlich eine Takt-Verdichtung auf siebeneinhalb Minuten vor, allerdings nur bis zur Haltestelle Hordeler Straße. Der restliche Weg bis zum Wanne-Eickeler Hauptbahnhof wird demnach nur noch alle 15 Minuten bedient. Grundlage dafür ist ein Gutachten der PTV Transport Consult GmbH.
Keine Begründung für Ausdünnung
Darin heißt es auf Seite 65: „Auf wenigen Außenästen wird dagegen das Angebot verglichen mit dem heutigen Fahrplan ausgedünnt. Dies betrifft den Außenast nach Herne (Linie 306) sowie Gerthe Mitte (Linie 308). Die Ausdünnung auf der Linie 306 in Herne sowie weitere Maßnahmen auf dem Gebiet anderer Städte sind ein Planungsstand und müssen im Rahmen des weiteren Verfahrens mit den Nachbarstädten diskutiert werden.“ Allerdings findet sich für diese Ausdünnung keine Begründung. Eine mögliche Erklärung: Um genug Wagen für die Taktverdichtung auf Bochumer Stadtgebiet zu haben, werden sie von der Wanne-Eickeler Strecke abgezogen.
Sowohl die Bochumer als auch die Herner Verwaltung teilen auf Anfrage mit, dass man sich im Dialog befinde. Die Bochumer Pläne werden demnächst unter anderem im Planungsausschuss diskutiert.
Probleme für Umsteiger möglich
Eine Takt-Ausdünnung könnte für Pendler erhebliche Auswirkungen haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass zahlreiche Anschlüsse an die Züge, die im Wanne-Eickeler Hauptbahnhof halten, nicht mehr passen. Auch die Umsteigemöglichkeiten in die Busse - etwa an den stark frequentierten Haltestellen Buschmannshof oder Solbad - könnten leiden.
Darüber hinaus würde eine Taktausdünnung aber auch ein langjähriges und Millionen Euro teures Projekt ad absurdum führen. Die Stadt Herne hatte zwischen den Jahren 2005 und 2009 gemeinsam mit der Bogestra den 2,9 Kilometer langen Wanne-Eickeler Streckenabschnitt ausgebaut.
Ausbau zur Beschleunigung
„Die Linie 306 bildet eine sehr wichtige Achse im Netz des öffentlichen Personennahverkehrs“, hieß es vor Beginn der Maßnahme von Seiten der Stadt. Die 306 befördert täglich zirka 15.000 Fahrgäste. Die Qualität der Verbindung zwischen den Hauptbahnhöfen Wanne-Eickel und Bochum entspreche bei einer Beförderungsgeschwindigkeit von durchschnittlich 14 Stundenkilometern nicht den Anforderungen an einen modernen konkurrenzfähigen ÖPNV. Mit der Baumaßnahme sollte das Tempo auf 19 Stundenkilometer erhöht werden. Diese Beschleunigung würde durch die Taktverdünnung wieder ausgebremst.
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