Der Ausbau der A43 auf Herner Gebiet wird ein kompliziertes Mammutprojekt. Brücken müssen abgerissen und neu gebaut, Leitungen verlegt werden.
- Autobahn wird beim Ausbau auf sechs Streifen einen Meter tiefer gelegt
- Es gibt 20 Verdachtspunkte für Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg
- Während der komplizierten Bauarbeiten sollen immer vier Fahrspuren zur Verfügung stehen
Die Zeichen sind nicht mehr zu übersehen: Der sechstreifige Ausbau der A 43 - inklusive des Kreuzes, das die A 43 mit der A 42 verknüpft - rückt näher, sowohl zeitlich als auch räumlich. Es wird ein mehrjähriges Unterfangen mit besonderen Schwierigkeitsgraden.
Projektleiter Rolf Witte nennt den Ausbau „speziell“. Das will was heißen, Witte hat in seinen vielen Berufsjahren einige Autobahnen aus- und umgebaut: die neue Schnettkerbrücke in Dortmund, zuletzt das Bochumer Westkreuz an der A 40. Eigentlich habe er sich mit seinen 64 Jahren in die Rente verabschieden wollen, doch nun hilft er dabei, das Projekt Herner Kreuz „ans Laufen zu bringen“. Es gibt richtig viel ans Laufen zu bringen. Denn: „Es bleibt kein Stein auf dem anderen!“
Vier Spuren sollen immer offen sein
Wie kompliziert der Ausbau sein wird, offenbart sich selbst für Laien, wenn sie an der Rottbruchstraße auf der Brücke stehen. Diese überspannt eine Eisenbahnbrücke, unter der wiederum die Autobahn liegt. Im Zuge des Ausbaus müssen fünf Eisenbahnbrücken - höhengleich - neu gebaut werden, die Bahn bereitet seit mehreren Jahren ihre Fahrpläne auf diesen Eingriff vor. Mit der Verbreiterung der Autobahn „passt keine vorhandene Brücke mehr“, so Witte. Logisch: Wenn die Fahrbahnen Richtung Westen verschoben werden, würde der Mittelpfeiler einer Brücke mitten auf einem Fahrstreifen stehen. Zahlen verdeutlichen das Ausmaß: Auf der A 43 gibt es 18 Brücken, inklusive des Ausbaubereichs auf der A 42 sind es nicht weniger als 25.
Zentrales Vorhaben ist der Bau eines Tunnels
Die Brücken - zwei uralte werden ersatzlos abgerissen - lösen so etwas wie einen Dominoeffekt aus: Mit ihrem Umbau werden die Brücken dicker und verlieren die Mindesthöhe für Lkw. Folge: „Wir müssen die A 43 einen Meter tiefer legen“, so Witte.
Das löst den nächsten Schritt aus. Keine der Leitungen, die im Erdreich liegen, kann an ihrer Stelle liegen bleiben, auch sie müssen tiefer gelegt werden. Gas, Fernwärme, Ferngas, Entwässerung, Produktenleitungen, Strom, Telekommunikation - etwa 150 Leitungen kommen an eine neue Stelle. Und manche dürfen nicht abgeschaltet werden...
Apropos Erdreich: Auf der großen Karte, die Rolf Witte in seinem Büro hängen hat, „leuchten“ diverse rote Punkte - exakt 20. Sie markieren den Verdacht auf Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg.
Zu den zentralen Vorhaben zählt der Bau eines 580 Meter langen Tunnels, durch den Autofahrer, die von Bochum kommen, von der A 43 auf die A 42 in Richtung Essen gelangen.
Die Bauzeit ist bis zum Jahr 2024 veranschlagt
Liest man all diese Zahlen, dürfte Pendlern, die täglich die Strecke fahren, angst und bange werden. Doch der Projektleiter betont: „Es werden immer vier Spuren befahrbar sein.“ Sperrungen, etwa für Abrissarbeiten, werde es lediglich an Wochenenden geben. Angesichts der vielen Maßnahmen plant Witte mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Verkehrsführungen - 220!
>> TÄGLICH NUTZEN 90000 FAHRZEUGE DIE A43
- 270 Millionen Euro sind für den Ausbau eingeplant, der Zeitrahmen reicht bis zum Jahr 2024. Doch, so Witte: Bei so einem umfangreichen Projekt komme immer noch was Unvorhersehbares...
- Die Autobahn 43 wird zwischen Recklinghausen und Bochum täglich von etwa 90 000 Fahrzeugen genutzt und hat damit die Kapazitätsgrenze für vier Fahrspuren überschritten. Der Neubau des Kreuzes Herne zählt zu den größten Herausforderungen, weil die A42 täglich von 100 000 Fahrzeugen genutzt wird. Der Abschnitt 2 des Ausbaus reicht vom Rhein-Herne-Kanal bis zur Anschlussstelle Bochum-Riemke.