Die Herner Sparkasse feiert 2017 ihr 150-jähriges Bestehen. Die Anfänge waren bescheiden, doch das Geschäftsmodell erwies sich als krisenfest.

  • Die Sparkasse eröffnete 1867 in einem kleinen Haus an der Schulstraße
  • Das Geschäftsmodell erwies sich über die Jahre als krisenfest
  • 1980 wurde die erste Bilanzmilliarde ausgewiesen

150 Jahre - das ist sicher ein Grund zum Feiern. Die Herner Sparkasse hat dies bislang lediglich in bescheidenen Maße getan. Ein Blick in die Historie offenbart: Diese Zurückhaltung hat Wurzeln, die bis zur Gründung zurückreichen.

Bescheidene Anfänge: Die Sparkasse eröffnete 1867 an der Schulstraße. Am Ende des ersten Geschäftsjahres betreute Kassenverwalter Wilhelm Sprick 172 Konten.
Bescheidene Anfänge: Die Sparkasse eröffnete 1867 an der Schulstraße. Am Ende des ersten Geschäftsjahres betreute Kassenverwalter Wilhelm Sprick 172 Konten. © Sparkasse

So berichtet die Chronik, die zum Jubiläum erschienen ist, dass die Eröffnung der Herner Sparkasse am 1. Januar 1867 ohne Feier und Festrede stattfand. Auch im öffentlichen Erscheinungsbild der Stadt waren die Anfänge bescheiden. Nachdem die Herner Amtsversammlung beschlossen hatte, eine Sparkasse einzurichten, zog Rendant - also der Kassenverwalter - Wilhelm Sprick in ein kleines Haus an der Schulstraße 3. Am Ende des ersten Geschäftsjahres betreute er 172 Konten mit einem Spareinlagenbestand von 82 283 Talern, zehn Silbergroschen und fünf Pfennigen.

Beide Weltkriege gut überstanden

Örtlichkeit und Einlagenbestand wuchsen schnell. 1897 zog die Sparkasse in das Amtshaus an der Mont-Cenis-Straße 1, im Jahr 1900 hatten die Einlagen einen Betrag von 6,7 Millionen Mark erreicht.

Die Sparkasse Wanne-Eickel aus dem frühen 20. Jahrhundert
Die Sparkasse Wanne-Eickel aus dem frühen 20. Jahrhundert © WAZ

1911 wurden erstmals Heimsparbüchsen ausgegeben, Sparkassen-Chef Wilhelm Welker richtete 1912 eine Annahmestelle in Baukau ein und verhandelte über eine Zweigstelle in Bladenhorst. 1912 zog die Sparkasse ins neu erbaute Rathaus. Teile der Ausstattung waren eine Fernsprechzelle und zwei Stahlkammern mit 462 Schrankfächern zur Vermietung. Schon 1930 bezog sie den Neubau an der Ecke Behrens-/Freiligrathstraße - dort sind heute die Bürgerdienste der Stadt untergebracht.

Beide Weltkriege überstand die Sparkasse nach den Angaben der Chronik relativ unbeschadet. Allerdings erlebte sie auch die Auswirkungen der Hyperinflation. In der Chronik zum 100-jährigen Bestehen gibt es folgende Schilderung. „In Koffern und Körben schleppten die Kunden ihren papiernen Reichtum an, und trotz der Hilfe von zwei oder drei Geldzählern konnte der Kassierer der Scheckabteilung der Geldmasse kaum noch Herr werden.“

Sparkassenbuch war in 60ern weit verbreitet

Über die Zeit des Nationalsozialismus gibt es laut der Chronik in den Archiven wenig zu finden. Das kaum beschädigte Gebäude - Herne wurde auf Grund der relativ wenigen Bombenschäden goldene Stadt genannt - wurde von den Alliierten belegt. Nach der Währungsreform kletterten die Spareinlagen - obwohl die Bergbaukrise Herne schon in den 60er-Jahren traf. Zu jener Zeit hatte jeder zweite Einwohner ein Sparkassenbuch. Doch auch die Gaststätten waren Orte des Sparens: 1963/64 kamen bei Spargemeinschaften 2,38 Millionen Mark zusammen. Gleichzeitig begann das Zeitalter des Girokontos, auf der anderen Seite starb die Lohntüte aus: Unternehmen zahlten die Gehälter verstärkt bargeldlos aus.

© Sparkasse

1968 nahm die Sparkasse ein Großprojekt in Angriff: den Bau der neuen Hauptstelle. Innerhalb von 15 Monaten entstand das Gebäude, die Kosten lagen bei rund zehn Millionen Mark.

Herner gaben Hilfestellung in Eisleben

Mit der Städte-Ehe von Wanne-Eickel und Herne fusionierten auch die Sparkassen der beiden Städte. Eine Leitungsgruppe bereitete den Zusammenschluss zum 1. Januar 1977 vor. Die Chronik berichtet an dieser Stelle von anfänglichem Misstrauen. Mit dem Zusammenschluss schaffte die Sparkasse 1980 auch ihre erste Bilanzmilliarde.

In den 70er- und 80er-Jahren hielt die Technik immer stärker Einzug ins Bankgeschäft. Ende 1984 wurden die ersten Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker in Betrieb genommen. Kein geringerer als Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier warb für den Geldautomaten.

Zur Euroeinführung war die Kassenhalle voll

1989 fiel die Mauer - das historische Ereignis wirkte bis nach Herne. Im März 1990 fuhr eine Delegation in die Partnerstadt Eisleben, um dort die Mitarbeiter im Kreditbereich zu unterstützen.

Das nächste Großprojekt in der jüngeren Vergangenheit war die Einführung des Euro zum 1. Januar 2002. Die Sparkasse hatte sich eineinhalb Jahre vorbereitet. Trotz des Neujahrstages war die geöffnete Kassenhalle in der Hauptstelle „schwarz vor Menschen“ erinnert sich der damalige Hauptkassierer Klaus Panteleit. Er hatte am Silvesterabend mit seinem Team bis 23 Uhr gearbeitet, um bereit zu sein.

>> HISTORIE BRACHTE EINIGE KURISITÄTEN

Eineinhalb Jahrhunderte Historie - da findet sich selbstverständlich die eine oder andere Kuriosität. Hier eine kleine Auswahl.

So erhielt im Jahr 1945 Sparkassen-Mitarbeiter Friedrich Büntzly von der Sparkasse eine offizielle Bescheinigung, dass er „sein Fahrrad zur Ausübung seines Berufs dauernd gebraucht“. Der Grund für die Bescheinigung ist allerdings nicht überliefert.

Nummernaufrufanlage schon die Kassiererstimme

Kennen Sie den Begriff „Nummernaufrufanlage“? Genau: Man zieht eine Nummer und wartet, bis diese Nummer aufgerufen wird, um seine Angelegenheiten zu erledigen. Wer mal was im Straßenverkehrsamt zu erledigen hatte, kennt das System. Die Sparkasse führte die Anlage 1957 ein. Die WAZ schrieb seinerzeit, dass sie eine bemerkenswerte Verbesserung sei, die die Stimme des Kassierers schont.

Ja, wo sind sie denn? Nach einer verunglückten Geldübergabe wurden Markrollen aus einem Gully zu bergen.
Ja, wo sind sie denn? Nach einer verunglückten Geldübergabe wurden Markrollen aus einem Gully zu bergen. © Sparkasse

Eine besondere Rettungsaktion (siehe Foto) fand 1968 statt: Bei der Übergabe vom Geldtransporter an einen Sparkassen-Kassierer waren drei Rollen mit Markstücken in einen Gully gefallen. Ein Wagen von der damaligen Müllabfuhr rückte an, um das Hartgeld zu bergen - mit Erfolg.

1979 suchte die Sparkasse freiwillige Helfer für eine Disco-Pop-Fete der Sparkasse in der Sporthalle am Westring. Wer dem Aufruf folgte, konnte die Überstunden wahlweise gegen Bezahlung oder Freizeit abgelten.

Der Sparkassen-Bus galt lange als 19. Geschäftsstelle. 1973 wurde der Mercedes-Transporter in Dienst gestellt, 1988 drehte er seine letzte Runde. Den zuletzt eingesetzten Bus spendete die Sparkasse 2002 an die Sparkasse Freital-Pirna, die vom Oder-Hochwasser betroffen war.