"Wie muss ein gutes Leben aussehen?” Das wollte die IG Metall bundesweit von Beschäftigten wissen und startete von April bis Ende Juni eine große Kampagne. 451 899 Fragebögen kamen zurück.
In Herne wurden in 20 Betrieben, Verwaltungen und bei Straßenbefragungen 4500 Fragebögen verteilt. Knapp 83 Prozent wurden beantwortet.
"So eine große Resonanz gab es noch nie. Das zeigt, wie wichtig den Menschen dieses Thema ist”, sagt Eva-Maria Kerkemeier. Die Antworten überraschten die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Herne nicht wirklich, eher schon hier und da die hohen Prozentzahlen, mit denen die Befragten bestimmte Lebensperspektiven hervorhoben.
3721 Euro für die Oase
Für jeden beantworteten Fragebogen, der in der IG Metall-Zentrale in Frankfurt einging, erhält die Verwaltungsstelle vor Ort einen Euro (Herne: 3721 €).
Die Summe wird an die „Oase” weitergeleitet. Diese kümmert sich in Herne und Wanne u.a. darum, dass Kinder zweimal in der Woche eine warme Mahlzeit bekommen und sie eine Hausarbeitsbetreuung erhalten.
Die Auswertung aller Fragebögen liegt noch nicht vor, dafür aber exemplarisch die Auswertung von drei Betrieben (BT Magnet-Technolgie, Flender, Schwing). „Die allgemeine Tendenz ist aber die gleiche wie in den drei Betrieben”, sagt Kerkemeier.
Und da liegen die Herner Zahlen fast durchgehend über dem Bundesdurchschnitt. Beispielhaft verweist sie auf die Ergebnisse bei BT Magnet-Technologie. Hier sei für 93,2 Prozent (bundesweit 89,1) der sichere Arbeitsplatz wichtig. 87,2 Prozent (79,7) legen großen Wert darauf, abgesichert zu sein, um die Zukunft planen zu können. 74,4 Prozent (64,5) meinen, dass in ihrem Betrieb vom Management mehr getan werden müsse, um die Arbeitsplätze zu sichern. 86,3 Prozent (83,1) ist wichtig, mit dem Einkommen gut leben zu können. 80,3 Prozent (78,1) sprechen sich für Mindestlöhne aus. 85,5 Prozent (83,3) wünschen sich, mit der Rente gut auskommen zu können. 83,8 Prozent (80,9) fordern, die Rente mit 67 zurückzunehmen. Und 84,6 Prozent (77,1) wünschen sich genügend Zeit für Familie und Privates. 82,1 Prozent (75,3) wünschen sich, die Freiheit zu haben, ihr Leben so zu führen wie sie es gerne möchten.
„Dass der sichere Arbeitsplatz ganz weit oben stehen würde, verwundert nicht. Doch auch in Betrieben, in denen Arbeitsplatzabbau droht, wird die Zukunft der Jugend nicht aus dem Blick verloren”, erklärt Eva-Maria Kerkemeier. 72,6 Prozent (69,6 bundesweit) der Befragten bei BT Magnet-Technologie sei wichtig, dass die Bildungschancen gerecht verteilt werden. 81,2 Prozent (74,4) fordern, Unternehmen stärker in die Pflicht zu nehmen, damit alle Jugendlichen eine qualifizierte Ausbildung machen können.
Die Befragung – so Eva-Maria Kerkemeier – sei kein Selbstzweck. Die IG Metall werde „mit den Ergebnissen die Herner Bundestagskandidaten konfrontieren und sie fragen, wie sie auf ein so deutliches Signal reagieren wollen”.