Herne. . Das Herner Unternehmen Vulkan will aus der Tarifbindung aussteigen und die bisherige Prämien-Regelung kippen. So sollen Millionen Euro gespart werden.
Bei Vulkan in Crange herrscht große Unruhe. Das Traditionsunternehmen will Millionen-Kosten einsparen. Deshalb will es ab kommendem Jahr die bisherige Prämien-Regelung kippen und aus der Tarifbindung. Entsprechende Informationen der WAZ bestätigte am Montag Geschäftsführer Sebastian Hackforth.
„Der Schiffsbau ist in der Krise, insbesondere der Neubau“, sagt Hackforth zur WAZ, der das Unternehmen von der Heerstraße in der vierten Generation unter anderem mit seinem Vater Bernd führt. Das spüre die Tochter Vulkan Kupplungs- und Getriebebau, in der rund 430 Mitarbeiter beschäftigt sind. Sie ist laut Unternehmen die umsatzstärkste in der weltweit aufgestellten Vulkan Holding und allein von der Krise betroffen. Vulkan Lokring, 70 Mitarbeiter stark, gehe es dagegen blendend, dort seien die Auftragsbücher gut gefüllt.
Auslastung liegt bei 50 Prozent
Anders bei Vulkan Kupplungs- und Getriebebau, wo am Standort Herne Anlagen für Schiffsmotoren und Generatoren hergestellt werden. Die Aufträge seien – wie überall in der Branche – weggebrochen, die Auslastung in der Produktion liege in der Sparte deshalb durchschnittlich bei 50 Prozent, sagt Hackforth. Um anzufügen: „Das reicht nicht.“
Um Kosten zu drücken, will Vulkan zum Ende des Jahres seine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband in eine ohne Tarifbindung umwandeln. Konsequenz: Die Unternehmen der Vulkan-Gruppe wären ab 2017 nicht mehr von den Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgeberverbänden und IG Metall abhängig, sondern könnten mit den Betriebsräten eigene Haustarife aushandeln.
Das wäre wichtig, sagt Hackforth, dann könnten Tarife gezahlt werden, die auf die wirtschaftliche Situation der Unternehmen Rücksicht nähmen. Beispiel: Die gerade von den Verhandlungspartnern ausgehandelte Tariferhöhung bedeute für Vulkan Kupplungs- und Getriebebau Mehrkosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro – das sei zu viel in der aktuellen Lage.
Noch kein Kontakt zur IG Metall
Darüber hinaus will Vulkan die Betriebsvereinbarung zur bisherigen Prämienregelung kündigen. Sie sei dafür verantwortlich, dass die Löhne „weit über Branchenniveau“ lägen und das Cranger Unternehmen stark benachteilige. Mehrkosten durch die Prämien: ebenfalls rund 1,5 Millionen Euro.
„Wir sind nicht in der Krise, sondern ein gesundes Unternehmen“, betont Hackforth im Gespräch mit der WAZ. Und: „Wir reden hier momentan nicht über betriebsbedingte Kündigungen.“ Auf die, fügt er an, wolle er aber nicht warten: Ohne Veränderungen, stellt er klar, könnte es in der Sparte Kupplungs- und Getriebebau in der Zukunft aber Probleme geben. Ziel sei es deshalb, nun „die Kostenstrukturen der Wettbewerber zu erreichen“. Daneben, ergänzt er, wolle Vulkan die Fertigung optimieren und neue Produkte entwickeln.
Der Vulkan-Chef ist „überzeugt, dass die Mitarbeiter den Weg mitgehen“. Ihnen will er künftig Leistungsprämien zahlen: „Die müssen wir uns leisten.“
Bei der zuständigen Gewerkschaft IG Metall sind die Nachrichten noch nicht angekommen. „Wenn es wirtschaftliche Probleme gäbe, würde ich erwarten, dass man mit uns spricht“, sagt IG Metall-Chefin Eva-Maria Kerkemeier zur WAZ. Sie betont, dass auch mit der Gewerkschaft Sondertarifverträge möglich seien und erinnert an den Vulkan-Nachbarn Schwing, wo es entsprechende Regelungen gegeben habe. Die zuständige Betriebsratschefin von Vulkan war für die WAZ am Montag nicht erreichbar.