Herne. . Der Herner Feuerwehrmann Guido Schiller wurde im Einsatz angefahren. Trotz Zeugen und Kennzeichen konnte der Mann am Steuer nicht ermittelt werden.
Übergriffe auf Feuerwehrleute, Rettungsdienstpersonal und Polizeibeamte häufen sich seit einigen Jahren, auch die Herner Feuerwehr hat davon in der Vergangenheit berichtet. Guido Schiller wurde Opfer eines besonders außergewöhnlichen Falls. Er wurde während eines Einsatzes angefahren, doch der Verursacher flüchtete. Trotz mehrerer Zeugen ist der Fall bis heute nicht aufgeklärt.
Der Vorfall liegt inzwischen fast zwei Jahre zurück. Am 8. März 2014 - ein Samstag - wurde die Feuerwehr zu einem Brand einer Gartenlaube am Erlenweg gerufen. „Ich bin aus dem Fahrzeug ausgestiegen und wollte ein Löschrohr aus der Seite nehmen, als ich einen Schlag im Rücken gespürt habe“, erzählt der 45-Jährige. Er sei zu Boden gefallen und als er sich umgedreht habe, habe er sofort einen roten Fiat Ducato erkannt. Der hatte ihn angefahren. „Ich hatte sogar Blickkontakt zum Fahrer“, so Schiller. Seine Kollegen, die den Vorfall aus nächster Nähe gesehen hatten, hätten den Verursacher dazu aufgefordert den Wagen zu parken und zu warten. Doch dies habe der Fahrer nicht gemacht. Als der Feuerwehrtrupp vom Löschen zurückkam, sei der Ducato verschwunden gewesen. Allerdings hätten gleich vier direkte Augenzeugen sich das Nummernschild gemerkt. Damit hätte die Unfallflucht - die bei Schiller zum Glück nur eine Prellung, zehn Krankheitstage und ansonsten keine bleibenden Schäden verursachte - eigentlich leicht aufgeklärt werden können. Das Kennzeichen führte zu einem Malerbetrieb in Bochum.
Doch es kam anders.
Dazu muss man wissen, dass bei einer Fahrerflucht die Polizei „von Amts wegen“ Ermittlungen aufnimmt, darüber hinaus stellte Schiller selbst, aber auch die Stadt Herne als sein Dienstherr Strafanzeige. Vor dem Hintergrund zunehmender Übergriffe auf städtische Mitarbeiter, unter anderem auf jene, die „Knöllchen“ schreiben, stelle die Stadt immer auch selbst eine Strafanzeige, „um der Sache Nachdruck zu verleihen“, sagt Stadt-Justiziar Dirk Maykemper im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. „Wir stellen uns als Dienstherr vor unsere Mitarbeiter.“ Genutzt hat es in Schillers Fall nichts.
Liest man die Ermittlungsakte, fallen einige Merkwürdigkeiten auf: So erschienen Zeugen trotz mehrfacher Vorladung nicht zur Vernehmung, dann hieß es plötzlich, der Wagen habe in einer Werkstatt gestanden und sei gar nicht fahrbereit gewesen. Unter dem Strich stand - und steht - die bittere und unbefriedigende Erkenntnis, dass sich jener Mann, der am Steuer saß, nicht ermitteln ließ. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein.
Schiller schrieb einen Brief an NRW-Innenminister Ralf Jäger, auch die Oberstaatsanwaltschaft in Hamm hatte den Fall auf dem Tisch - alles ohne Erfolg. Für Schiller ein schwer zu ertragendes Fazit. Zumal er auch bei anderen Einsätzen schon Bedrohungen und Beleidigungen erleben musste. „Die Hemmschwelle ist gesunken.“
Schiller hat inzwischen gegen den Malerbetrieb aus Bochum ein Zivilklage angestrengt.