Essen. . Für die Polizei verlief der Jahreswechsel verhältnismäßig ruhig. Die Feuerwehr hatte dagegen allerhand zu tun. Einige Rettungskräfte wurden wieder mit Feuerwerkskörpern beschossen. Verletzt wurde niemand.

In der Silvesternacht ist es erneut zu Feuerwerks-Angriffen auf Mitarbeiter von Feuerwehr und Rettungsdienst gekommen. Einsatzleiter Sascha Keil spricht in seiner Bilanz zum Jahreswechsel von einem gezielten Beschuss mit Raketen und Böllern. „Die Respektlosigkeit der Feiernden war auch in diesem Jahr wieder spürbar“, so Feuerwehrmann Keil. Sein Kollege, der stellvertretende Wachabteilungsleiter Peter Grafenschaefer, kennt solche Attacken aus eigener Erfahrung. Auch wenn es in diesem Fall keine Verletzten gegeben habe, bestehe ein erhebliches Unfallrisiko, erklärt Grafenschaefer gegenüber der NRZ.

Warnung von Dezernent Kromberg

„Man muss sich bei einer Einsatzfahrt auch so schon sehr konzentrieren, ist teilweise mit Blaulicht unterwegs, bereitet sich auf den Einsatz vor. Da erschreckt man sich, wenn plötzlich ein Böller gegen das Fahrzeug geschleudert wird und verreist im Zweifel das Lenkrad.“ Wie Grafenschaefer berichtet, sei dies nicht nur eine gefährliche sondern auch eine unangenehme Situation für die Kollegen, die in der Silvesternacht Dienst tun, um anderen Menschen zu helfen. Die Böller-Angriffe sollen nun mit den beteiligten Feuerwehrleuten aufgearbeitet werden. „Der Appell unseres Dezernenten hat leider nichts genützt“, lautet das Fazit von Grafenschaefer.

Tatsächlich hatte Ordnungsdezernent Christian Kromberg erst vor wenigen Tagen vor erneuten Attacken durch Betrunkene gewarnt. „Es ist eine Art Volkssport geworden, mit Raketen und Knallern anzugriefen“, schimpfte Kromberg noch kurz vor dem Jahreswechsel und drohte an, in solchen Fällen konsequent durchzugreifen. „Das ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Es ist eine schwere Straftat“, lautete sein Urteil. Bei seinen Äußerungen bezog sich Kromberg auch auf die traurigen Ereignisse in der Silvesternacht 2013/2014. Damals gab es einen schwerverletzten Retter. „Ich bin entsetzt“, erklärte kurz darauf Feuerwehr-Chef Ulrich Bogdahn.

206 Einsätze in der Silvesternacht

Generell gab es in der Silvesternacht für die Feuerwehr wie erwartet viel zu tun. Insgesamt 206 Mal mussten Einsätzkräfte ausrücken. Ein Jahr zuvor waren es 189 Einsätze. Der Rettungsdienst sei dabei voll ausgelastet gewesen, heißt es in der Stellungnahme der Feuerwehr. Die häufigsten Einsatzgründe waren demnach Verletzungen, die durch übermäßigem Alkoholgenuss verursacht wurden, außerdem Stürze, Schlägereien und unsachgemäßer Umgang mit Feuerwerkskörpern.

Deutlich weniger Einsätze gab es dieses Jahr beim Brandschutz. Während die Feuerwehr beim vorletzten Jahreswechsel 86 Mal zur Feuerbekämpfung gerufen wurde, waren es aktuell 32 Einsätze. Größter Brennpunkt war ein Dachstuhl in Flammen in Stoppenberg. In der Straße Huckhorst brach aus bislang unbekannten Gründen ein Feuer in einem Reihenhaus aus. Die Retter waren mit zwei Löschzügen vor Ort und mussten am betroffenen Haus die Dachhaut abtragen. Die Kriminalpolizei ermittelt in dem Fall. Außerdem kam es im Essener Stadtgebiet zu einem Wohnungs- und fünf Zimmerbränden. Insgesamt 18 Mal brannten Abfallcontainer. „Wir hatten zwar weniger Einsätze zu verzeichnen, dafür waren die Größe und der verursachte Schaden größer als beim Wechsel 2013 / 2014“, sagt Einsatzleiter Sascha Keil.

Auch die Polizei zählte in der Silvesternacht weniger Einsätze. 274 statt 333 Mal wurden die Essener Beamten gerufen. Darunter fielen aber auch einige Anlässe, die mit Silvester nichts zu tun hatten, wie Polizeisprecherin Tanja Horn erklärt. „Die Einsatzanlässe waren vielfältig. Neben Ruhestörungen, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen halfen die Beamten neun hilflosen Personen“, bilanziert Horn. „Dazu kamen kleinere Unfälle und kleinere Verletzungen. Das ist alles nicht unüblich. Aus unserer Sicht war es eine ruhige Nacht. Dabei spielt der Faktor Zufall natürlich eine entscheidende Rolle.“

Will heißen, im kommenden Jahr könnte Silvester auch ganz anders verlaufen. Die verhältnismäßig wenigen Brandeinsätze hätten dazu geführt, dass es beim aktuellen Silvesterfest zu relativ wenig Verletzungen gekommen sei, erklären übereinstimmend Tanja Horn und Peter Grafenschaefer.