Herne. Die Ministerpräsidentin Kraft schaut auf die Kampagne der Herner SPD: Sie wirbt für ihren Weggefährten Frank Dudda - und zeigt die perfekte Politshow.

Es ist Samstagvormittag, kurz nach halb elf, als der bislang gemächliche Herner OB-Wahlkampf kräftig Fahrt aufnimmt. Hannelore Kraft fährt vor dem Café Wiacker vor, steigt aus, begrüßt Frank Dudda mit einer kurzen Umarmung. Die SPD-Landeschefin und Ministerpräsidentin will persönlich dafür sorgen, dass Parteifreund Dudda am 13. September zum Oberbürgermeister gewählt wird.

Herne, die traditionelle SPD-Hochburg, ist wichtig für Kraft. „Die Stadt ist gut gefahren mit der SPD“, sagt Kraft bei einem Pressegespräch im Café. „Den Frank“ kenne sie „schon 20 Jahre“ – als die SPD 2005 die Macht im Land verlor, gehörte Dudda zu denen, die Kraft zur neuen starken Frau in der Partei machen wollten: „Da habe ich gesagt: Du musst jetzt nach vorne“, so erzählt es Dudda. Es geht auch um Politik an diesem sommerlichen Vormittag, um Flüchtlinge („Ich als Mutter würde auch versuchen, aus Albanien nach Deutschland zu kommen“), um Arbeitsplätze („Den sozialen Arbeitsmarkt ausbauen“) und die in der WAZ geäußerte Revier-Kritik von Norbert Lammert („falsch“). Vor allem aber soll von ihrem Besuch ein Signal ausgehen: Kraft selbst kümmert sich um Herne.

Demonstrative Volksnähe

Vom Café aus laufen sie und Dudda durch die Fußgängerzone Richtung City Center. Kraft ist die perfekte Menschenfängerin, sie weiß um ihre sympathische Wirkung. „Guten Morgen die Damen, nicht weglaufen, wir machen nur Werbung“, sagt sie zu drei Frauen und stellt ihnen Dudda vor. Trifft sie einen Spaziergänger mit Hund, geht sie in die Knie, streichelt das Tier und sagt: „Ich hab‘n Labrador.“ Zu einer Gruppe im Straßencafé: „Ich würde auch lieber ‘n Kaffee trinken, aber wir müssen noch wahlkämpfen – dafür sorgen, dat die Leute auch hingehen.“ Kraft glänzt in diesen Momenten, Dudda trägt den Strauß Rosen.

Bei so viel demonstrativer Volksnähe müssen sich die anderen Kandidaten etwas einfallen lassen. Unterstützer von Thomas Reinke haben auf der Bahnhofstraße einen Stand aufgebaut. Tina Jelveh von den Grünen spricht Frauen an, die soeben eine rote Rose von Dudda bekommen haben: „Hier“, sagt sie und drückt ihnen Reinke-Flyer in die Hand, „haben Sie das Wahlprogramm des schöneren Kandidaten.“

Als Kraft am City Center ankommt, hat sie wohl Hunderte Hände geschüttelt. Die SPD hat eine Bühne aufgebaut, noch einmal sprechen die Parteichefin und der Kandidat über Hernes Chancen. Horst Schiereck bekommt davon übrigens nichts mit – des ranghohen Besuchs zum Trotz halten Beobachter vergeblich nach dem Amtsinhaber Ausschau. Krafts Unterstützung dürfte für Frank Dudda allerdings eh wertvoller gewesen sein.