Herne. Die Steag setzt mit ihrem neuen Kraftwerksblock auf Gasbetrieb. Der Kreis Recklinghausen sorgt sich wegen der geplanten Hochdruckleitung um die Natur.

Im Zuge der Energiewende beschreitet auch die Steag mit dem Herner Kraftwerk neue Wege. Sie will sich alle Möglichkeiten offen halten und plant ihren neuen Kraftwerksblock 6 am Steag-Standort mit Gasbetrieb. „In der Energiepolitik weiß man nie, ob nächstes Jahr noch alles so ist, wie es im letzten Jahr war“, sagt Steag-Sprecher Jürgen Fröhlich. Die notwendige Leitung dafür wird schon jetzt geplant. Und es gibt zahlreiche Bedenken gegen die Hochdruckleitung, die durch den Kreis Recklinghausen nach Herne führen soll.

Vom Anbindungspunkt an das Ferngasnetz in Datteln-Hachhausen soll die 22,2 Kilometer lange Leitung über Oer-Erkenschwick, Marl, Recklinghausen und Herten nach Herne führen. Die Thyssengas GmbH soll die Leitung für die Steag bauen und hat den Antrag dazu gestellt. Der Regionalverband Ruhr hat nun das Raumordnungsverfahren abgeschlossen. Darin soll der Verlauf der Leitungstrasse abgeklärt werden.

Probleme, die durch den Bergbau entstehen könnten

Städte und Kreise können Anregungen und Bedenken äußern. Und das haben sie ausführlich getan – zusammengefasst auf 65 Seiten. Dennoch hält der Regionalverband Ruhr in seiner „raumordnerischen Beurteilung“ die von Thyssengas favorisierte Trasse für „raumverträglich“. Der Kreis Recklinghausen aber macht sich in seiner Stellungnahme große Sorgen um den Naturschutz, weil die Leitung Schutzgebiete durchquert.

Die Stadt Herten warnt vor Problemen, die durch den Bergbau entstehen könnten, weil die Trasse teilweise in der „Vestischen Klüftungszone“ verlaufe. Außerdem sieht sie die Renaturierung von Emscher und Resser Bach in Gefahr, wenn direkt daneben die Erdgasleitung verlegt werde.

RVR: Baustelle im Wald so gering wie möglich halten

Recklinghausen kritisiert die Überprüfung von fünf Varianten der Trasse. Sie sei in vielen Punkten nicht nachvollziehbar, dieselben Kriterien sprächen einmal für, dann wieder gegen eine Variante. Auch der RVR stellt Bedingungen: Die Baustellenbreite sei im Wald „auf das unvermeidbare Ausmaß zu reduzieren“, der Verlust an Waldfläche solle so gering wie möglich ausfallen, Beeinträchtigungen im Bereich des Resser Baches sollten ausgeschlossen werden. Dann stelle „die beantragte Trassenführung die raumordnerisch günstigste Lösung“ dar. Das Planfeststellungsverfahren dauere zwei Jahre, schätzt die Steag.

Die Steag will die eigenen Kraftwerksstandorte langfristig für einen Zubau von neuen Anlagen entwickeln und sichern. „Deshalb müssen die Genehmigungsvoraussetzungen für die Errichtung von Anlagen frühzeitig geschaffen werden“, erklärt Fröhlich. Angesichts der zahlreichen Klageverfahren gegen Kraftwerksgenehmigungen in der jüngeren Vergangenheit sei die Rechtskraft von Genehmigungen eine unverzichtbare Voraussetzung für unternehmerische Entscheidungen zur Freigabe von Investitionen geworden.