Herne. . Zwei Schulen waren zu Gast in Baukau. Nach dem Rundgang stand Geschäftsführer Alfred Geißler Rede und Antwort zur Energiewende und mehr.

Die Schüler des Gymnasiums an der Wolfskuhle in Essen und der Gesamtschule Fröndenberg haben - so kann man sagen – ihre Hausaufgaben ausgezeichnet erledigt. Gut vorbereitet kommen sie am Mittwoch zur Besichtigung des Steag-Kraftwerks in Baukau, fast ein wenig zu gut. Denn: Sie stellen nicht nur Fragen zu Umwelt- und Sozialverträglichkeit all der Kraftwerke, die die Steag weltweit betreibt, sondern wollen sogar wissen, was der Geschäftsführer verdient. Und nicht nur das: „Wie teuer ist ihr Anzug, Herr Geißler?“

Sozialkunde-Lehrerin Regina Roß ist sichtlich stolz auf ihren „Hochleistungsgrundkurs“, wie sie sagt. Ihre Schüler der Klasse 13 sitzen nach dem Unterricht freiwillig in Baukau nach. So ganz aus freien Stücken allerdings auch wieder nicht, denn der Steag-Besuch heute ist prüfungsrelevant. Aber auch eine Hilfe für die Schüler bei der Suche nach der beruflichen Zukunft: „Ich möchte vielleicht Maschinenbau studieren, dann würde Kraftwerkstechnik sicherlich passen“, sagt der 19-jährige Simon S. im Gespräch mit dieser Zeitung.

Alfred Geißler, der Geschäftsführer und Arbeitsdirektor bei der Steag ist, und kurz vor der Veranstaltung seine Limousine selbst durchs Werkstor steuert („Normalerweise habe ich einen Fahrer.“), versteht es, sein Publikum unterhaltsam zu informieren. Dabei versucht er zu verdeutlichen, dass es bei der Stromerzeugung immer einen Spagat gibt: zwischen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit. Im Fokus der Schülerfragen stehen deshalb auch nicht die sauberen Windkraftwerke, wie sie die Steag in Rumänien unterhält, oder die Stromerzeugung durch umweltfreundliche Grubengasverbrennung, sondern die „Dreckschleudern“, die Strom aus Braun- oder Steinkohle erzeugen. „Gab es schon Probleme mit dem Gesetz, weil nicht genügend Giftstoffe herausgefiltert wurden?“, will ein Schüler beispielsweise wissen. Ein anderer fragt, ob die Steag die Umweltrichtlinien auch bei den Standorten im Ausland einhalte. Geißler macht klar, dass jedes Land seine eigene Regelung habe. „Wenn Sie in Indien oder Kolumbien eine Anlage wie in Duisburg-Walsum bauen würden, könnte dort kein Mensch den Strom bezahlen“. Angesprochen werden u.a. auch brisante Themen wie Fracking („Damit haben wir nichts zu tun“) und die Entlohnung der Arbeitnehmer im Ausland.

Privat benimmt sich Geißler – auch das kitzeln die Schüler heraus – „halbwegs vernünftig“, wie er sagt. Er hat eine Solaranlage und heizt per Wärmepumpe. Ach ja, und der Anzug? „Kostet zwischen 400 und 500 Euro.“