Herne. . Polizisten fanden Jungen in der Nacht tot auf Industriebrache. Beamte schließen Mutprobe nicht aus und prüfen, ob das Opfer einen Begleiter hatte.

Tragischer Unfall auf dem Knipping-Dorn-Gelände in Herne-Baukau: Ein Jugendlicher (14) ist auf der Industriebrache an der Eschstraße vom Dach einer Werkshalle gestürzt und tödlich verunglückt. Polizeisprecher Volker Schütte schließt eine Mutprobe nicht aus, wohl aber ein Fremdverschulden. „Die Fakten sprechen klar für einen Unglücksfall“, sagt er am Dienstag zur WAZ.

Eltern meldeten ihren Sohn Montagabend als vermisst

Für die Eltern des Jungen begann die Katastrophe am Montagabend: Ihr Kind kehrte nicht wie verabredet gegen 20 Uhr heim, deshalb alarmierten sie gegen 21.45 Uhr die Polizei. Die Beamten rückten aus, befragten Angehörige und Freunde, nahmen eine Handy-Ortung vor. So kamen sie auf das Knipping-Dorn-Gelände, die ehemalige Schrauben- und Nietenfabrik, die seit 1993 geschlossen ist. Dort machten die Polizisten gegen 2.40 Uhr in der Nacht auf Dienstag den schlimmen Fund: Der tote Junge lag in einer der stillgelegten Hallen. Polizisten und ein Notfallseelsorger überbrachten den Eltern die schreckliche Nachricht.

Vermutlich ist der 14-Jährige bereits am Montag nach der Schule auf die Halle geklettert, sagt Schütte. Dabei trat er offenbar auf ein Plexiglas-Dach, das nachgab. Der Jugendliche stürzte aus einer Höhe von sieben bis acht Metern in die Tiefe und starb an der Unglücksstelle. Noch in der Nacht sicherten die Beamten die Spuren auf dem ehemaligen Fabrikgelände, am Dienstag wurden weitere Personen aus dem Umfeld des Opfers befragt.

Stadt gibt keine Auskunft zur Sicherung des Geländes

Dabei rückte offenbar auch ein weiteres Kind in den Blickpunkt. Die Beamten prüfen derzeit, ob der 14-Jährige mit einem Begleiter auf das Knipping-Dorn-Gelände ging und ob dieser den Unfall mit ansah. Nähere Einzelheiten dazu wollte Polizeisprecher Schütte am Dienstag noch nicht mitteilen. Nur so viel: Das Kind, das nun befragt wird, sei „wesentlich jünger“ als das tödlich verunglückte.

Stellen sich folgende Fragen: Wie gelang der Jugendliche und möglicherweise ein weiteres Kind auf die mehrere Hektar große Industriebrache? Ist das Areal ausreichend durch Zäune und Tore geschützt? Und mehr noch: Hat die Stadt die Sicherung des Geländes überprüft, und wenn ja: Zu welchem Ergebnis kam sie? Letztere beiden Fragen wollte Stadtsprecher Christian Matzko am Dienstag gegenüber der WAZ nicht beantworten. Nur so viel: Die Verkehrssicherungspflicht sei „in erster Linie Aufgabe des Besitzers“ und „sehr individuell“. Vor einer Auskunft gegenüber der WAZ wolle die Stadt die Ermittlungsergebnisse der Polizei abwarten, sagt Matzko.

Diese muss nun unter anderem auch prüfen, wem die Halle gehörte, von der das Kind abstürzte. Ein Teil der Brache ging vor einem Jahr bei einer Versteigerung für 1,56 Millionen Euro an einen Investor aus Hessen. Der will auf seiner Teilfläche Reihenhäuser und Geschosswohnungen bauen.