Herne. Betrüger versenden Inkasso-Schreiben mit ungerechtfertigten Forderungen an den Herner Rentner Johann Reiners. Der lässt sich davon nicht beeindrucken.

Es sind Schreiben, die sich äußerst wichtig geben, ja fast dramatisch. Immer wieder und von wechselnden Absendern bekommt Johann Reiners Mahnungen. Der 75-Jährige ist ein besonders krasser Fall von Abzocke, aber gewitzt genug, sich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen.

Denn hinter den dubiosen Briefen von „Inkasso-Büros“ stehen internationale Banden, die IBAN-Nummer der Überweisungsträger führt oftmals die beiden Buchstaben RO an: Rumänien.

Sieben Anschreiben bekommen

„Die können mich mal“, sagt der Rentner und ehemalige Werkzeugmechaniker. Er weiß, dass er sich nichts zu Schulden hat kommen lassen. Zumal aus den Zahlungsforderungen nicht einmal hervor geht, was er sich überhaupt zu Schulden hätte kommen lassen können. „Ein Außendienstmitarbeiter wird sie in ihren Anschrieft aufsuchen“, und ähnlich fehlerhafte Formulierungen deuten schon beim ersten Lesen darauf hin, dass der Papierkorb genau die richtige Adresse für derartige Post ist. Sieben verschiedene Anschreiben dieser Art hat Reiners bereits in einer Akte gesammelt. Jetzt geht er an die Öffentlichkeit, um Mitbürger vor üblen Abzockern zu warnen.

„Manchmal bekomme ich auch Anrufe. Aber wenn ich frage, wer der Gläubiger ist, erhalte ich keine Auskunft. Die werden sogar ausfallend und frech am Telefon.“

Außendienstemitarbeiter soll demnächst auf der Matte stehen

Der nächste Außendienstemitarbeiter soll demnächst auf der Matte stehen. Aber Johann Reiners weiß aus Erfahrung: „Das ist nur eine Drohung. Die kommen nicht, die wollen nur Druck ausüben.“ Schillernde Namen denken sich die Betrüger aus. Aber ob Global Network Inkasso, Bundes Inkasso, Gross Forderungsmanagement, Inter Claims, Central Finanz Consulting, Prima Finanzmanagement oder Inkasso-Partner, hier handelt es sich ausnahmslos um Scheinfirmen, meistens im Ausland.

Die Verbraucherzentrale bekommt regelmäßig Anrufe von verunsicherten Bürgern, die Rat suchen. Leiterin Veronika Zoller hat sogar selbst schon einmal so einen „Drohbrief" erhalten und rät: „Wenn ich mir hundertprozentig sicher bin, dass ich mir nichts zu Schulden kommen lassen habe, sollte ich das Ganze einfach aussitzen.“ Wer mit Mahnungen von Inkassobüros oder Rechtsanwälten überhäuft wird, sollte sich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Im Gegenteil: „Mann sollte seine Adresse unkenntlich machen, auf den Brief schreiben ‘Annahme verweigert’ und ihn dann in den gelben Postkasten werfen. Dann müssen die Absender nämlich das Rückporto zahlen.“