Herne. Der Klangkünstler Christof Schläger plant für das Kulturhauptstadt-Jahr ein ungewöhnliches Projekt am Rhein-Herne-Kanal: eine Mischung von Industrie, Technik und Kunst. Insgesamt zehn Betonpumpen sollen ein farbenfrohes Ballett zu seiner Schiffshorn-Partitur aufführen. Nun war erste Probe.
Blauer Rauch leckt an der funkelnagelneuen Schwing-Autobetonpumpe. „Ein starkes Stück Ruhrgebiet”, schwärmt der Klangkünstler Christof Schläger von seinem Artisten. Insgesamt zehn Betonpumpen sollen im nächsten Jahr, zur Kulturhauptstadt, ein farbenfrohes Ballett zu seiner Schiffshorn-Partitur „SCHWINGungen” aus 100 Hörnern aufführen.
Seit einem Jahr arbeitet der Künstler an dem Projekt und probte jetzt zum ersten Mal mit seinem Team auf dem Steag-Gelände am Ufer des Rhein-Herne-Kanals. Konzentriert studiert er die Bewegungen der Pumpe. „Sie weisen eine gewisse Ästhetik auf und sind wenig bekannt, insofern ist es was Besonderes”, so der Künstler.
Industrie, Technik und Kunst
Die meisten würden eine tonnenschwere Maschine nicht mit Ballett in Verbindung bringen, aber die ungewöhnliche Mischung von Industrie, Technik und Kunst macht für Schläger den Reiz aus. Und das wichtigste: „Es ist ein interessantes Kunstprojekt, das die vorhandenen Kräfte der Region bündelt.” Die Firma Schwing, der Kanal, die Schiffshörner, der Mond von Wanne-Eickel, alles ist da.
Der Service-Techniker Armin Scholten, der für das Führen der Pumpe verantwortlich ist, hält eine überdimensionierte Fernbedienung in der Hand und formt munter drauflos. „Zeig mir, was ich nicht erwarte”, nennt Schläger das. Als Scholten die Maschine ein Dreieck bilden lässt, gerät der Künstler ganz aus dem Häuschen: „Du hast eine neue Figur entdeckt, das Dreieck!” Die Lautstärke des Lkw, der die Pumpe trägt, sei genau richtig, fügt er hinzu. Die größte Schwierigkeit sei es, Technik und Kunst in Einklang zu bringen. „Das Gespräch mit dem Maschinisten ist sehr wichtig, damit er mir zeigt, was geht. Ich bin sehr stolz, dass die Firma Schwing uns unterstützt.” Der Künstler erklärt seine Ideen und die Techniker besprechen die Möglichkeiten. Macht's Spaß? „Wie früher mit der Märklin Eisenbahn”, sagt Scholte.
Bengal-Fackeln
Auf der anderen Uferseite soll nächstes Jahr eine große Bühne entstehen, auf der der Künstler mit zwei Kollegen seine Schiffshorn-Partitur vortragen wird. Zudem werden die Pumpen mit sogenannten „Spacecanons”, also Lichtkanonen, illuminiert. Die Pyrotechnik soll ihr Übriges zum Lichtspiel beitragen. Mehr als 100 Bengal-Fackeln in allen Farben sollen für die richtige Atmosphäre sorgen. Doch Assoziationen zum Feuerwerk seien nicht erwünscht: „Bengal-Fackeln leuchten ohne Knallerei und Raketen. Das ist aus der Barockzeit, als es eher ruhiger zuging”, so Schläger.
Es ist das erste Mal, dass der Klangkünstler ein so großes Projekt im Freien vorstellt. Sonst arbeitet er in seinem Kunst-Wald in Teutoburgia. Sein Team schaut gespannt auf das neue Außenprojekt: „Ich freue mich riesig darauf. Das wird eines der außergewöhnlicheren Projekte von 2010 sein. Daran sind so viele Menschen beteiligt”, so Seta Guetsoyan, Organisationsassistentin und Begleiterin des künstlerischen Vorhabens.