Bochum. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 wollen drei Bochumer Kunstvereine mit Installationen in Landschaft und Architektur ihren Beitrag zum "Grenz-Gebiet Ruhr" leisten. Unter anderem soll der A 40-Tunnel in Hamme gekärchert werden, so dass Zeichnungen an den Wänden entstehen.
Wenn im Kulturhauptstadtjahr 2010 das „Grenz-Gebiet-Ruhr” abgesteckt wird, wollen drei Bochumer Kunstvereine mit Installationen in Landschaft und an Architektur ihren Beitrag leisten.
Beteiligt sind Galerie Januar, Kulturrat und Kunstverein, die im nächsten Jahr Grenzen erfahrbar machen, aber auch künstlerisch auflösen wollen. Maßgabe dafür, dass alle fünf Beiträge realisiert werden können, ist die finanzielle Beteiligung der Stadt. Die Projekte kosten 74 000 Euro, die Hälfte tragen die Kunstvereine. Für die fehlenden 32 000 Euro müssen noch Ausschuss-Beschlüsse fallen. „Noch ist es nicht in trockenen Tüchern angesichts der desolaten Haushaltslage”, räumte gestern Christoph Maderna, Stabsstelle Bochum Ruhr. 2010, ein. Doch sei er zuversichtlich, dass das Geld fließe.
Grenz-Gebiet-Ruhr
Die Stadt, so fügte Christoph Mandera an, wolle die hiesigen Beiträge zum „Grenz-Gebiet-Ruhr” im Spätherbst auf die lokale Internetseite stellen; „uns fehlt zurzeit dafür das Geld, genau wie für Werbung.”
Zu den Projekten: Die Galerie Januar probt den Brückenschlag zwischen Historie und Gegenwart mit dem „Gahlenschen Kohlenweg”, gemeinsam mit Kunstvereinen aus den Anrainerstädten, die an dieser alten Handelstrasse liegen. Die Strecke soll mit Landmarken erfahrbar gemacht werden. Dazu gehört die Arbeit „Schrankenlos” des Herners Dirk Schlichting. Er will das Bahnwärterhaus Nr. 3 im Westpark mit 50 ca. rot-weißen Schlagbäumen wie beim Mikado bestücken.
Klaus Dauvens Beitrag wird insbesondere die Stadtreinigung erfreuen: Der Kölner wird am 18. Juli, dem Tag des „Still-Lebens A 40”, während der Autobahnsperrung in dem langgezogenen Tunnel in Hamme mit Hochdruckreiniger und Bürsten Dreck von den Betonwänden kratzen und seine gereinigten Segmente den verschmutzten gegenüberstellen, so dass „Zeichnungen” entstehen; gleichzeitig ein Beitrag zum Projekt „Die Schönheit der großen Straße”.
Große Drehkreuze im Bochumer Süden
Auch der „Rasenmähermann” Ralph Witthaus gehört zu den Beiträgen der Galerie Januar zum „Gahlenschen Kohlenweg”. Er hat im Wiesental, wie die WAZ berichtete, auf den Wiesen seine Spuren hinterlassen, die das Gras wieder überwuchern wird.
Der Kulturrat konnte den isländischen Künstler Hlynur Hallson gewinnen. Der durchstreifte in diesem Jahr bereits die Stadt für sein Projekt „Sprache und Grenzen”. Er will sich beschäftigen mit Sprache und Schrift, etwa auf Schildern. In einfachen Satzstrukturen in isländisch, deutsch und englisch entsteht daraus ein Prozess, der im Spätsommer 2010 zu Installationen werden soll, die er in Videos dokumentiert.
„Come In”: So aufmunternd nennt der Darmstädter Künstler Martin Brüger seine Installation, die über den Kunstverein im Bochumer Süden zwischen Hattingen, Witten und Bochum für Verblüffung sorgen will. Er hat einen Weg entdeckt, der ins Feld führt und als Sackgasse grundlos endet. Dies nimmt er zum Anlass, dort verzinkte Gitterzäune auf 50 Metern Länge und zwei Metern Breite zu errichten, die an den Seiten und jeweils mittig vier große Drehkreuze haben – ähnlich wie beim Eingang zum Freibad. So wird der Besucher eingeladen, einzutreten, um festzustellen, dass gegenüberliegend nicht der Ausgang liegt, sondern nur ein weiterer Zugang. Dies soll ihn in eine vermeintlich gefangene Grenzsituation versetzen.