Heiligenhaus. Die Sperrung der Hauptstraße wird im September geprüft. Das sagen Betroffene sowie die Stadt Heiligenhaus selbst zu dem Testlauf.
Dass die Hauptstraße einmal ihr Gesicht komplett verändern wird, konnten sich viele noch bis in die 2000er-Jahre kaum vorstellen. Nach der Umgestaltung hat die Stadt seit zehn Jahren eine neue Mitte, die gut angenommen wird. Doch wie kann sie noch besser werden? Kann eine Fußgängerzone zu einer Belebung führen? Diese Idee aus den letzten Innenstadtentwicklungs-Runden wird nun zumindest getestet, doch Skepsis begleitet das Projekt von einigen Seiten.
„Die Verwaltung wird beauftragt, den Verkehrsversuch zur Sperrung der Hauptstraße zwischen Bahnhofstraße und Kirchplatz für den Individualverkehr im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche durchzuführen und darüber hinaus insgesamt sieben Parkplätze mit temporären Stadtmöbeln zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität temporär zu sperren und für mobile Stadtmöbel zu nutzen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage zum Mobilitätsausschuss, der am kommenden Dienstag, 23. April, ab 18 Uhr im großen Sitzungssaal (Hauptstraße 157) wie immer öffentlich tagt.
Stadt Heiligenhaus betont: Dauerhafte Fußgängerzone kein Thema
Doch was bedeutet diese temporär geplante Sperrung, ist etwa dauerhaft eine Fußgängerzone angedacht, sorgt sich nun Annelie Heinisch, Sprecherin des Stadtmarketing-Arbeitskreises Handel: „Das wäre für die Händler sicherlich auf Dauer alles andere als eine Verbesserung“, so ihre Befürchtung. Doch der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein macht klar: „Ich wäre sehr überrascht, wenn nach dem Testlauf alle sagen, dass eine Fußgängerzone zu einer Verbesserung führt und dauerhaft angestrebt wird. Das erwarte ich überhaupt nicht.“
Aus Sicht der Verwaltung, so Sauerwein, funktioniere die Hauptstraße im jetzigen Zustand gut „und wir halten auch nicht viel von der Idee einer Fußgängerzone“. Warum also dieser Test? „In den verschiedenen Workshops rund um das Isek wurde immer wieder angeregt, ob es nicht ein Modell für Heiligenhaus wäre“, berichtet Sauerwein; meist beruhten die Erfahrungen auf Sperrungen rund um Feste mit verkaufsoffenen Sonntagen. Eine Möglichkeit gesehen, dem Wunsch einer temporären Sperrung nachzukommen, habe man in der Europäischen Mobilitätswoche gesehen, „so dass sich die Bürger an die neue Regelung gewöhnen können und die Auswirkungen im Alltag abschätzbar werden“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.
Im September soll der Testlauf einer Fußgängerzone stattfinden
Denn erfahrungsgemäß erfordere die Umgewöhnung eines solchen Verkehrsversuchs mit den erforderlichen Ausnahmegenehmigungen mehr als einen Tag. Getestet werden soll, schlägt die Verwaltung der Politik nun vor, eine einwöchige Sperrung vom 16. bis 22. September (Montag bis Sonntag) zwischen Bahnhofstraße und Kirchplatz. In die Hauptstraße einfahren dürften dann in der Zeit von 6 bis 22 Uhr nur der ÖPNV sowie Taxen, der Lieferverkehr, Anwohner mit eigenen Stellplätzen im gesperrten Abschnitt und Fahrräder.
Außerdem solle die Aufenthaltsqualität durch temporäre Stadtmöbel auf insgesamt sieben öffentlichen Stellplätzen verbessert werden. Diese Maßnahme wird vom Zukunftsnetz Mobilität mit der kostenlosen Stellung der Möbel gefördert. Bedingung ist jedoch, dass die Möbel dort auch drei Wochen verbleiben.
Deutliche Kritik vom Stadtmarketing-Arbeitskreis Handel
Sauerwein betont: „Die temporäre Sperrung der Hauptstraße ist ausdrücklich ein Versuch“. Die Auswirkungen und Erfahrungen würden durch das Zentrenmanagement ausgewertet und dokumentiert. Dies erfolge durch Befragung von Anwohnern, Eigentümern, Gastronomen und Händlern sowie einer Frequenzzählung. „Die Maßnahme wurde mit den Arbeitskreisen Handel und Gastronomie des Stadtmarketings abgestimmt – das heißt aber keinesfalls, dass sie begeistert darüber sind, ganz im Gegenteil“, macht Sauerwein deutlich.
Das ist auch Annelie Heinisch wichtig. Sie stellt klar, dass eine Fußgängerzone absolut nicht begrüßt wird: „Absehbare Folgen wären Umsatzeinbußen durch fehlende Frequenz, zunehmend Abwanderung großer Händler und Schließung inhabergeführter Geschäfte – damit Leerstände, und innerhalb von Leerständen hat auch die Gastronomie keine Chance. Die Verödung einer Innenstadt braucht nicht lange, in einer wirtschaftlich angespannten Zeit erst recht nicht.“ Die Kunden würden, so Heinisch, „ihre Einkäufe nicht in der Innenstadt tätigen“.