Heiligenhaus. In der Nacht kreiste recht tief und für längere Zeit ein Kleinflugzeug über der Stadt. Das sagen Flugsicherung und Kreis zum Grund.
Gleich mehrere Heiligenhauser meldeten sich am Mittwochmorgen in der WAZ-Redaktion: Sie alle hatten ein nächtliches Dröhnen am Himmel der Stadt wahrgenommen – und beim Blick nach oben dann die Lichter eines kleinen Flugzeugs gesehen, das scheinbar recht engmaschig Bahnen im Luftraum zog.
Flugbewegungen über Heiligenhaus auf „Flightradar 24“ gut zu erkennen.
Eine Recherche im Portal „Flightradar24“, in dem sich Flugbewegungen in Echtzeit verfolgen lassen und das die Bewegungen am Himmel auch aufzeichnet, bestätigt die Wahrnehmungen der Heiligenhauser. Eine Maschine vom Typ Partenavia P-68 Observer mit niederländischer Kennung erreichte gegen 23.30 Uhr – vom Flughafen Münster/Osnabrück kommend – den Luftraum über Heiligenhaus und zog dann in der Folge mehrere Bahnen – zunächst immer wieder zwischen dem Heiligenhauser Süden und Mettmann, danach dann hinunter bis nach Langenfeld, inklusive „Wendemanövern“ über dem Zentrum von Heiligenhaus.
Betroffen waren vor allem die Heiligenhauser Innenstadt und die Hofermühle
Vor allem im Bereich Hofermühle war das Flugzeug offenbar gut wahrnehmbar. Dort wurden einige recht enge Kurven geflogen. Gegen 0.30 Uhr entfernte sich die Maschine dann immer weiter in Richtung Westen, wo sie dann bis gegen 4 Uhr auch über mehrere Stadtteile von Düsseldorf flog. Gegen 5.30 Uhr erreichte das Flugzeug laut „Flightradar24“ dann wieder den Flughafen Münster/Osnabrück.
Keine Kalibrierungsflüge für den Landeanflug auf Düsseldorf
Schnell wurde auf Facebook spekuliert, was es mit den ungewöhnlichen Flugbewegungen auf sich haben könnte. Eine der Vermutungen: Es könnte sich um einen Kalibrierungsflug für den Instrumenten-Landeanflug auf den Düsseldorfer Flughafen handeln. „Nein, damit hat es nichts zu tun“, sagt Michael Fuhrmann von der
auf WAZ-Anfrage. Solche Flüge gebe es – das Instrumentenlandesystem werde regelmäßig vermessen. „Diese Flüge laufen allerdings ganz anders ab und werden mit einer anderen Maschine durchgeführt“.
Thermografieflug: Wärmebildkameras kommen zum Einsatz
Laut Fuhrmann handelt es sich beim aktuellen Fall um einen sogenannten Thermografieflug. Den Auftraggeber kennt der Sprecher der Flugsicherung nicht. „Solche Flüge werden von Kommunen, Netzbetreibern oder auch privaten Firmen in Auftrag gegeben, um mit spezieller Technik Wärmeverluste feststellen zu können.“ Unter anderem kommen dann Wärmebildkameras zum Einsatz.
Aktuell gebe es gute Bedingungen für solche Flüge, erklärt Fuhrmann. Nach dem regenreichen Dezember sei der Himmel derzeit klar, dazu gebe es kühle Temperaturen, bei denen Abweichungen schnell auffallen würden.
Warum solche Flüge nachts stattfinden
Gemäß den Aufzeichnungen flog die 9,15 Meter lange zweimotorige Maschine, die einen privaten Besitzer hat, mit einer Geschwindigkeit von rund 200 km/h über Heiligenhaus und das Rheinland. Ob es zu weiteren nächtlichen Flügen über Heiligenhaus kommt, kann Fuhrmann nicht sagen. Wahrscheinlich ist, dass dies nicht erforderlich ist. In der Nacht auf Dienstag war das Flugzeug bereits über das linksrheinische Düsseldorf und Neuss gekreist.
Dass solche Flüge nachts stattfinden, könne für Anwohner durchaus nervig und ärgerlich sein, so Fuhrmann. Während der Betriebszeiten des Düsseldorfer Flughafens gebe es jedoch zu viele andere Flugbewegungen. Und es diene am Ende der Umwelt und der Energieeffizienz.
Der Kreis Mettmann hat mit dem aktuellen Flug nichts zu tun
Der Kreis Mettmann hatte im Juni 2023 angekündigt, Wärmebilder von Gebäuden im gesamten Kreisgebiet erstellen zu wollen, um energetische Schwachstellen, auch bekannt als „Energielecks“ oder „Wärmebrücken“, zu identifizieren. Die Energieberichte sollen dann sowohl privaten Hausbesitzern als auch den Eigentümern von gewerblich genutzten Gebäuden zur Verfügung gestellt werden, heißt es von Dr. Sebastian Kock, Leiter der Stabsstelle Klimaschutz des Kreises Mettmann, der die Bedeutung des Projekts herausstellt: „Die thermografische Erfassung ist ein wichtiger Schritt, um Energieeinsparpotenziale aufzudecken und Hausbesitzerinnen und -besitzer für energetische Fragestellungen zu sensibilisieren.“
Zwar will der Kreis für das Projekt (neben der Erfassung von Fassaden per Thermografie-Pkw-Vorbeifahrt) ebenfalls die Städte überfliegen lassen und dabei Wärmebilder der Gebäudedächer aufnehmen, mit dem aktuellen Flug habe das aber nichts zu tun, so Kreis-Sprecherin Daniela Hitzemann auf Nachfrage: „Wir haben das noch nicht einmal ausgeschrieben.“
Wer der Auftraggeber des aktuellen Fluges ist, ist unklar.